Der gute Mensch

Tugend, Güte und Ehrlichkeit sind die höchsten Werte eines Menschen und galten im alten China ebenso als Reichtümer. So kam es, dass ein Mann ohne Geld aber reich an Tugend, ein Mädchen von hohem Stand heiraten durfte. Doch seine Geschichte hat gerade erst begonnen.
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"Verurteile nicht, wenn du keine Beweise hast.“Foto: iStock
Epoch Times4. März 2019

Vor über 2.000 Jahren lebte Bao Xuan im Alten China. Er stammte aus einer verarmten Familie aus der westlichen Han-Dynastie. Sein Mentor wusste seinen guten Charakter und seine Tugend zu schätzen und überließ ihm seine Tochter Shaojun. Beide heiraten und ihr Vater ließ sie mit einer hohen Mitgift ausstatten.

Bao konnte sich glücklich schätzen, so eine wunderbare Braut gefunden zu haben. Er sagte zu ihr: „Sie wurden in eine wohlhabende Familie hineingeboren und sind an luxuriöse Dinge gewöhnt. Aber ich bin arm, ich kann dergleichen nicht anbieten, geschweige kann ich so luxuriöse Geschenke überhaupt annehmen.“

Seine Braut antwortete: „Mein Vater hat gesehen, dass du darauf geachtet hast, gutes Benehmen und Tugendhaftigkeit zu pflegen und ein einfaches, sparsames Leben zu führen. Deshalb ließ er mich dich heiraten, damit ich dir dienen kann. Da ich jetzt deine Frau bin, werde ich dir gehorchen.“

Bao Xuan lachte glücklich: „Wenn du so denkst, so habe ich keine weiteren Wünsche mehr. Ich bin der glücklichste Mann.“

Eine von Hirschen gezogene Kutsche als Sinnbild einer glücklichen Ehe

Shaojun legte alle ihre luxuriösen Kleider und Ornamente beiseite und zog schlichte und einfache Kleidung an. Sie fuhr mit Bao in einer von Hirschen gezogenen Kutsche zurück ins Dorf ihres Gatten.

Nach der Begrüßung ihrer Schwiegermutter begann Shaojun sofort mit der Hausarbeit und erfüllte die Pflicht einer guten Schwiegertochter. Als brave und tugendsame Frau wurde Shaojuns Name zusammen mit dem ihres Ehemannes im Geschichtsbuch der Han-Dynastie verzeichnet.

Die Menschen in China beschreiben heutzutage ein vereintes junges Paar, das selbst in Armut glücklich lebt, mit dem Begriff und der Metapher „zusammen in einer Kutsche fahren, die von Hirschen getrieben wird.“ Es deutet von einer magischen Begegnung, die nicht alle Tage anzutreffen ist.

Eine traditionelle chinesische Kutsche. Foto: iStock

Später wurde Bao Xuan empfohlen, als Regierungsbeamter zu arbeiten. Auch diese Aufgabe nahm er an und erfüllte sie zu voller Zufriedenheit.

Auf dem Weg in die Hauptstadt traf Bao einen Gelehrten, der allein die Straße entlang hastete. Der Gelehrte erlitt plötzlich einen Herzinfarkt. Bao versuchte ihm zu helfen, konnte den Mann aber nicht retten. Der Mann verstarb noch in seinen Armen.

Bao kannte den Namen des Gelehrten nicht, sah aber, dass er ein Buch mit Rollen aus weißer Seide zusammen mit zehn Silberstücken bei sich trug. Er nahm ein Stück Silber, um die Bestattung des Gelehrten zu arrangieren, legte den Rest des Silbers unter des Fremden Kopf und das Buch mit Seidenrollen auf dessen Bauch.

Nach dem Gebet sprach Bao Xuan zu dem toten Gelehrten: „Wenn Ihre Seele noch unter uns weilt, sollten Sie Ihrer Familie mitteilen, dass Sie hier begraben sind. Ich habe jetzt andere Aufgaben zu erledigen, ich kann nicht länger hier bleiben.“

Er verabschiedete sich und setzte seine Reise fort.

„Verurteile nicht, wenn du keine Beweise hast.“

In der Hauptstadt angekommen, bemerkte Bao Xuan ein weißes Pferd, das ihm folgte. Das Pferd erlaubte niemandem es zu berühren, aber Bao durfte sich dem Tier nähern. Es ließ sich auch von niemandem füttern. So nahm Bao sich des Pferdes an.

Nachdem Bao seine Mission in der Hauptstadt beendet hatte, ritt er dieses weiße Pferd nach Hause, verirrte sich jedoch unterwegs. Er sah die Residenz eines reichen Marquis. Und als es dunkel wurde, bat er dort um Unterkunft. Er überreichte dem Familienvater seine Visitenkarte. Der Diener, der das Pferd mit Bao an der Tür sah, berichtete dem Marquis: „Dieser Gast hat unser Pferd gestohlen“.

Ein weißes Pferd. Foto: iStock

Der Marquis erwiderte: „Bao Xuan ist ein Mann mit gutem Ruf. Dafür muss es einen Grund geben. Verurteile nicht einen Menschen, wenn du keine Beweise hast.“

Der Marquis fragte Bao: „Woher haben Sie dieses Pferd bekommen? Es war früher unseres und wir wissen nicht, warum es verschwand.“ Bao berichtete ausführlich über seine Erlebnisse mit dem verstorbenen Gelehrten. Der Marquis war geschockt: „Dieser Gelehrte, er war mein Sohn!“

Der Marquis ließ den Sarg seines Sohnes nach Hause bringen. Als er ihn öffnete, sah er die Silberstücke und die weißen Seidenrollen. Sie lagen genau so dort, wie Bao es beschrieben hatte. Es bewies einmal mehr, dass Bao ein guter und ehrlicher Mann war.

Aus: „Biografien beispielhafter Frauen“ in „Buch des späteren Han“ oder „Geschichte des späteren Han“, ein chinesisches Gerichtsdokument, über die Jahre 6 bis 189 n. Chr. „Lie Yi Zhuan“, ein Roman, geschrieben von Cao Pi, dem Kaiser von Cao Wei.

Übersetzt und bearbeitet von Jacqueline Roussety

Quelle: Bao Xuan’s Magical Encounter



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