Mondgestein verschenkt, gestohlen, verkauft: Apollo-Souvenir offenbart Geheimnisse über All und Erde
Mondgestein wirkt eher unscheinbar, doch für Manche ist es "das wertvollste Material auf Erden". Die Proben, die Apollo-Astronauten seit der ersten Mondlandung vor 50 Jahren vom Erdtrabanten mitbrachten, haben maßgeblich zu einem besseren Verständnis unserer kosmischen Umgebung beigetragen,

382 kg Mondgestein haben die Apollo-Astronauten zur Erde gebracht. Die Steine offenbarten Forschern unzählige Erkenntnisse über das Sonnensystem - aber auch über die politischen Verhältnisse auf der Erde.
Foto: NASA/AP/dpa
„Der Mond ist der Stein von Rosette für das Sonnensystem“, sagt der Planeten-Forscher Samuel Lawrence vom Johnson-Raumfahrtzentrum in Houston (NASA). So wie der antike Stein von Rosette den Schlüssel zur Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen lieferte, helfe das Mondgestein beim besseren Verständnis des Sonnensystems, so Lawrence.
Während ihrer sechs bemannten Missionen zwischen 1969 und 1972 haben die Astronauten des Apollo-Programms insgesamt 382 Kilogramm Gesteins- und Bodenproben gesammelt.
Für Souvenirs und Forschung: Apollo brachte 382 Kilogramm Mondgestein auf die Erde
Der damalige US-Präsident Richard Nixon verschenkte einen kleinen Teil davon an alle der damals 135 Länder der Erde sowie an die 50 US-Staaten. Der Rest wird gut versiegelt in einem Labor im Raumfahrtzentrum in Houston sowie in White Sands (New Mexiko) aufbewahrt.
Dank ständig verfeinerter Analyse-Methoden verhalf das Mondgestein der Wissenschaft zu neuen Entdeckungen. Viele der späteren Erkenntnisse zu Merkur, Mars und einigen Asteroiden gingen auf Untersuchungen der Apollo-„Ausbeute“ vom Mond zurück, sagt Lawrence.
Als Beispiel nennt der Wissenschaftler unser heutiges Wissen über die Entstehung des Mondes vor rund 4,3 bis 4,4 Milliarden Jahren: Demnach verschmolzen und verdichteten sich Trümmer von einer kosmischen Kollision im Verlauf von mehreren hundert Millionen Jahre in der Erdumlaufbahn zu dem Mond, wie wir ihn heute kennen.
Während die Gesteins- und Bodenproben in den US-Labors sicher aufbewahrt sind, werden Dutzende der von Nixon verschenkten Mond-Souvenirs vermisst. Proben von der Größe eines Reiskorns bis zu einer Murmel gingen verloren, wurden gestohlen oder über die Jahrzehnte zerstört.
Der ehemalige Nasa-Sonderagent Joseph Gutheinz Jr. hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, nach ihnen zu fahnden. Seine Suche erzählt von Militärputschen, Kriegen, Attentaten und anderen politischen Umbrüchen der vergangenen 50 Jahre.
Die Wege der Steine sind (fast) unergründlich
„Das Mondgestein aus Libyen? Futsch. Aus Afghanistan? Futsch“, erzählt der 63-jährige Anwalt und College-Dozent, während er in seinem Büro in Houston sitzt. Für die Jagd nach dem verlorenen Mondgestein setzt er inzwischen auch seine Studenten ein – 78 Stücke konnten sie gemeinsam lokalisieren.
Einige davon waren bei privaten Sammlern gelandet, die dafür Millionen von Dollar hingeblättert hatten – wie etwa der Stein aus Nicaragua, den Casino-Mogul Bob Stupak von einem Baptisten-Missionar aus Costa Rica kaufte, um ihn in seinem „Moon Rock Café“ auszustellen. Nach seinem Tod ging er über die Nasa an Nicaragua zurück.
Der Stein aus Honduras war im Besitz eines Obersten – er hatte ihn als Dank für seine tatkräftige Beteiligung an einem Militärputsch erhalten. Im Rahmen von verdeckten Ermittlungen für die Nasa stieß Gutheinz eher unverhofft auf Nixons Geschenk. Inzwischen ist es wieder in Besitz des zentralamerikanischen Lands.
Gutheinz sieht es als seine Mission an, die vermissten Mondsteine an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. „Sie waren Geschenke“, sagt er. „Sie sind Besitz der Völker und nicht von Einzelnen.“
Doch nicht immer gelang es ihm, den Verbleib vermisster Steine aufzuklären. So soll sich Spaniens Apollo-11-Souvenir in den Händen der Familie des Diktators Francisco Franco befinden. Einer der beiden Steine für Rumänien soll nach der Hinrichtung des Diktators Nicolae Ceausescu und seiner Frau Weihnachten 1989 gemeinsam mit dem Nachlass verkauft worden sein.
Und der für Zypern gedachte Stein kam nach dem türkischen Einmarsch im Juli 1974 und der Ermordung des US-Botschafters nie an seinem Ziel an. (afp/ts)
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