„Statt gelobt zu werden, wurden wir misshandelt“

Das "Zhongnanhai-Ereignis" am 25. April 1999 war ein Appell von 10.000 Falun Gong-Praktizierenden in Peking gegen die beginnende Diffamierung der Meditationspraxis Falun Gong. Herr Zhang, ein Chinese, der nun in Hamburg wohnt, erinnert sich an diesen Tag...
Titelbild
Falun Gong-Übungsgruppe in China vor der Verfolgung (The Epoch Times)
Epoch Times29. April 2009

„China wird zentral verwaltet, und ich wollte die Behörden in Peking über Falun Gong aufklären, damit es auch alle anderen Institutionen wissen. Ich dachte anfangs, es handele sich um ein Missverständnis“, erinnert sich der in Hamburg wohnende Chinese Herr Zhang* heute.

Am 24. April 1999 fuhr er aus seiner Heimatstadt Shen­yang im Nordosten Chinas über Nacht 1.000 Kilometer, das waren neun Stunden, mit dem Zug nach Peking, um eine Petition (Bittschrift) an die Regierung zu richten. Schon vor dem Vorfall 1999 in der Stadt Tianjin,  um den es in der Bittschrift ging, hatte es in seiner Heimatstadt und in anderen Städten immer wieder Unterdrückungsmaßnahmen gegen Falun Gong-Praktizierende durch die chinesische Polizei gegeben. Vor drei Jahren beantragte er  Asyl in Deutschland. Er selbst fühle sich nun sicher, aber um seinen Bruder und seine anderen Verwandten in China macht er sich große Sorgen.

Epoch Times: Warum sind Sie am 25. April 1999 nach Zhongnanhai gegangen?

Zhang: An dem Tag hatte ich gerade frei. Als ich an der morgendlichen Übungsgruppe teilnahm, erfuhr ich, dass mehrere Falun Gong Praktizierende unserer Stadt nach Peking fahren würden. Unser Betreuer erzählte, dass in der Stadt Tianjin Falun Gong Praktizierende festgenommen worden waren. Er meinte, es sei gut, wenn mehrere Praktizierende nach Peking fahren könnten, um für Falun Gong zu sprechen.

Epoch Times: Gab es vor dem Zhongnanhai-Ereignis schon Zwischenfälle?

Zhang: Ja, in einigen chinesischen Zeitungen wurde falsch über Falun Gong berichtet und an einigen Orten wurden den Praktizierenden verboten, die Übungen zu machen. Ich spürte damals einen großen Druck, das war alles sehr verwirrend. Wir fühlten uns ungerecht behandelt. Wir bemühten uns alle, uns moralisch zu verbessern, aber statt gelobt zu werden, wurden wir misshandelt.

Epoch Times: Wie war es, als Sie im Regierungsviertel Zhongnanhai ankamen?

Zhang: Als ich ankam, war es schon dunkel. Ich sah sehr viele Falun Gong-Praktizierende stehen. Ich konnte das Ende der Menschenmenge nicht sehen. Bald verließen die Praktizierenden das Regierungsviertel und kamen erst am nächsten Morgen wieder. Die Polizei sagte allerdings, dass wir nicht mehr vor den Regierungssitz dürften, und so sind wir in einen nahe gelegenen Park gegangen. Später hörte ich, dass das Anliegen der Praktizierenden von der Regierung angehört worden war, und so bin ich wieder nach Hause gefahren. Ich dachte, die Zentralregierung würde sich mit den städtischen Regierungen hier in Verbindung setzen und das Problem sei gelöst.

Epoch Times: Sind Sie nach Beginn der Unterdrückung von Falun Gong in China verfolgt worden?

Zhang: Ich habe Materialien gedruckt. Deshalb wurde ich mehrmals festgenommen und verhört. Allerdings wurde ich durch die Mithilfe von Freunden wieder freigelassen. Einmal wurde ich festgenommen,  weil ich eine der neusten Falun Gong Schriften weitergegeben hatte. Sie beschlagnahmten meinen Computer. In all den Jahren wurde ich bewacht und musste jederzeit bereit stehen, wenn die Polizei mich rief. Ich hatte große Angst.

Epoch Times: In Ihrer Familie gibt es mehrere, die Falun Gong ausüben….

Zhang: Ja, in meiner Familie gibt es zehn Falun Gong Praktizierende. Sechs davon wurden schon einmal festgenommen und verurteilt. Die Mindeststrafe war ein Jahr, die Längste, 18 Jahre, bekam mein Bruder. Er befindet sich immer noch im Gefängnis.

Epoch Times: Wie geht es Ihrem Bruder im Gefängnis, wird er gefoltert?

Zhang: Seit zwei Jahren haben wir ihn nicht mehr besucht. Er hat Besuchsverbot, weil er Falun Gong noch immer nicht aufgeben will. Er hatte Materialien, wie Flyer und CDs gedruckt, die über Falun Gong informieren. Insgesamt waren sechs Leute beteiligt, die sich daran beteiligten. Alle wurden festgenommen. Die Mindeststrafe dafür waren zehn Jahre. Er soll noch leben. Sie haben ihn mehrmals in Isolationshaft, in eine kleine dunkle Zelle gesperrt. Außerdem wurde er zwangsernährt, als er in den Hungerstreik trat. Der jüngere Bruder meines Schwagers ist ebenfalls im Gefängnis. Obwohl sein Unterkörper gelähmt ist, wird er nicht freigelassen. Er wurde zu 14 Jahren verurteilt.

Epoch Times: Wir danken für das Gespräch.

*Aus Gründen der Sicherheit für den Interviewten wird nur der Nachname genannt. Dieser  ist in China ebenso üblich wie im Deutschen „Meier“, oder „Müller“.

Das Interview führte **Alexander M. Hamrle

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 17/09

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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