Sommernacht ohne Sorgen: Potsdamer Schlösser in anderem Licht

Epoch Times war dabei, bei der Potsdamer Schlössernacht 2023. Hier einige Eindrücke und Highlights.
Titelbild
Seit 1999 begeistert Schloß Sanssouci auch in der Nacht.Foto: Matthias Kehrein/ Epoch Times
Von 22. August 2023

Wie geschaffen war er, dieser Abend, um im Park der Schlösser Potsdams zu wandeln. Schon mehr als lau, – eher ungewöhnlich warm –, blieb es bis nach Mitternacht. Über 30.000 Besucher, auch von weiter entfernt, wie Warschau oder Stettin, waren der Einladung zur Potsdamer Schlössernacht am 18. und 19. August gefolgt.

Das Motto ist niederländisch: „Prachtig“. Nicht von ungefähr gewählt, denn Potsdam feiert dieses Jahr seine vielfältigen niederländischen Einflüsse.

Bunte Eindrücke

Wir kommen über den Haupteingang am Schloss Sanssouci – ohne Sorgen – in den Schlosspark. Der Anblick ist phänomenal. Effektvoll sind Weinberg und Fontäne beleuchtet. Feigenbäume, angestrahlt hinter ihren Glastüren in den Terrassen des Weinberges, zaubern reizvolle Schattenspiele. Auf einer der unteren Terrassen biegen sich die Artisten von Sway Poles auf ihren schwankenden Stangen. Die weiten, weißen Gewänder flattern vor dem tiefblauen Abendhimmel.

Wir treiben mit dem Strom der Menschen. Darunter ist immer wieder höfische Gesellschaft in barocker Kleidung, so auch Jana Rother mit ihrer erwachsenen Tochter Sarah-Luise und Nichte Charlotte. Sicher das sechste oder siebente Mal seien sie schon für die Potsdamer Schlössernacht angereist – aus Bad Lobenstein in Südthüringen, an der Grenze zu Bayern.

Der Genuss wiege die Mühe auf, obwohl es in den Hofroben heiß ist, sehr heiß. Sich hineinzuversetzen, wie der Adel gelebt habe, ist dabei der Spaß. „Und was die Leute alles hinbekommen haben, ohne elektrische Technik, ist beeindruckend“, stellt Jana Rother fest.

Nur für die Schlössernächte bleibt der weitläufige Park, der sich unterhalb des Schlosses Sanssouci mit seinen Neuen Kammern und der Orangerie über die Römischen Bäder bis zum Schloss Charlottenhof erstreckt, nach Anbruch der Dunkelheit geöffnet. Dann ist er stimmungsvoll beleuchtet, diesmal teilweise in farbigem Licht.

Die Fassade des langgestreckten Orangerieschlosses etwa dient als Leinwand für eine kräftig-farbige Collage von Bildausschnitten der Werke holländischer Meister des 17. Jahrhunderts.

Besucher mit selbst genähter Garderobe. Von links nach rechts: Charlotte Schlegel-Alberti, Sarah-Luise Rother, Jana Rother. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Licht und Schatten

Vor den golden leuchtenden Figuren des chinesischen Teepavillons treffen wir auf Anke, 58 Jahre, aus Potsdam. Sie kenne den Park wie ihre Westentasche, frühmorgens sei sie oft ganz allein hier. Doch genieße sie es durchaus, heute die vielen farbenfrohen Menschen zu erleben, die eine große Ruhe ausstrahlten. Keiner hetze hier durch oder käme vorbeigejoggt.

Spannend sei außerdem, wie sie heute durch die ungewohnte Illumination viele Details an den Skulpturen im Park überhaupt erst wahrgenommen habe. Ein Vögelchen beispielsweise – und so schaue sie wieder ganz neu auf die Figuren.

Lange sei sie nicht mehr bei der Schlössernacht gewesen, doch sei diese schöner geworden. Attraktiv sei natürlich auch die Vielzahl an Essständen. Da sei der Menschenandrang schon mal ähnlich wie in Hongkong, doch verlaufe es sich auch bald wieder in der Weitläufigkeit des Parks mit seinen verwunschenen, dunklen Pfaden oder den großen, hellen Hauptwegen.

An den neuen Kammern. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Nächtliches Treiben um die große Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Der Schwerkraft entfliehen

Auch wir bleiben hängen bei einer der vielen kulinarischen Verlockungen. Poffertjes heißen sie, die kleinen, oblatengroßen Pfannkuchen und sind eine niederländische Spezialität, wie uns die Dame am Stand erzählt. Sorgfältig zählt sie die Küchlein ab und erzählt dabei, dass sie zwar nicht aus Oranien käme, aber aus Oranienburg, was ja auch in gewissem Zusammenhang stünde.

Derart gestärkt kommen wir gegen 23 Uhr gerade noch rechtzeitig zur letzten der insgesamt sechs Vorstellungen der Trapezkünstler von Omnivalent. Auf der Jubiläumsterrasse vor dem Orangerieschloss hängen ihre Trapeze an einem halbkreisförmigen Metallbogen. Und wirklich, was ein Mensch allein nicht vermag, schaffen sie als Gruppe: zu fliegen. Als seien sie ohne Gewicht, so werfen sich die Athleten einander zu.

Berauscht von so viel Leichtigkeit in der Überwindung der Schwerkraft applaudiert das Publikum lange und viel. „Die Leute sind gut drauf und es macht einfach Spaß, bei dieser coolen Stimmung im Park zu spielen“, freut sich einer der vier Protagonisten der Berliner Künstlergruppe Omnivalent. Schön sei auch die unterschiedliche Atmosphäre der einzelnen Aufführungen gewesen. Sei es um 18:30 Uhr noch hell gewesen, war die zweite Vorstellung in halbdunkles Abendlicht getaucht. Bei der dritten schließlich leuchtete das für die Griffsicherheit verwendete Magnesium vor tiefdunklem Nachthimmel sphärisch im Scheinwerferlicht.

Omnivolant mit ihrem Programm „Gravity is a mistake“. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Kein Auge zu

Inzwischen ist es kurz vor Mitternacht. Melle, der jüngste Spross der Familie Fuchs-Kranz aus Wandlitz (Brandenburg), thront auf Vaters Schultern. An der Brüstung der obersten Orangerieterrasse geht ihr Blick weit über den immer noch leuchtenden Park. Ihre Augen leuchten ebenso, wenn sie an die Artisten denkt, die für sie der Höhepunkt des Abends waren, wie sie sagt. Die fünfköpfige Familie ist sehr zufrieden mit dem Abend. Schön sei es, dass die Renovierungen jetzt abgeschlossen seien. Vor neun Jahren, als die Eltern, – damals noch allein –, das erste Mal hier waren, seien noch viele Bauarbeiten in Gang gewesen.

Dass diese erfolgreich abgeschlossen werden konnten, dafür haben auch die erwirtschafteten Gelder der Schlössernacht gesorgt. 46 Euro kostet die Einzelkarte für den Abend, deren Erlös dem Erhalt der Schlösser dient.

Nächtliche Teezeremonie am chinesischen Teehaus. Epoch Times: Matthias Kehrein/Epoch Times

Allmählich schlendern die meisten Menschen Richtung Ausgang. An einem der kleinen Plätze, die als Weggabelungen dienen, sorgt DJ Bensh mit seiner Musik aus dem holländischen Lastenfahrrad für eine Tanzeinlage. Zu romantischen Klängen dreht so manches Paar noch ein paar Runden in dieser herrlichen Augustnacht.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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