Sind sich Unternehmen und Investoren ihres China-Risikos bewusst?
Die Gewinne der Unternehmen im Börsenindex S&P 500 korrelieren derzeit zu 90 Prozent mit dem Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts, so die Analysten der Bank of America. Im Jahr 2010 lag diese Korrelation noch bei null.
Das ist eine verblüffende Statistik, jedoch nicht unbegreiflich, wenn man sich näher damit beschäftigt. Der S&P 500 besteht aus den 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA. Unternehmen dieser Größe – man denke an multinationale Konzerne wie Intel und Starbucks – müssen ihren Umsatz mit chinesischen Kunden machen. Man kann nicht zu den 500 größten Unternehmen gehören, ohne in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt tätig zu sein.
Dies wirft jedoch Fragen auf: Sind die Unternehmen in der Lage, die mit der Geschäftstätigkeit in China verbundenen Risiken zu bewältigen? Und legen sie diese Risiken den Investoren gegenüber angemessen offen?
Wichtiger Markt mit Risiken
Vor zehn Jahren war der chinesische Markt für die Unternehmenseinnahmen unbedeutend. Heute ist er ein wichtiger Faktor.
China ist ein Markt mit einzigartigen Risiken, die für Unternehmen und Aktionäre eine echte Herausforderung darstellen.
Einige Beispiele, bei denen Peking den Anlegern messbaren Schaden zufügte: Die Aktien des Casinobetreibers Wynn Resorts fielen zwischen dem 10. und 21. September um 25 Prozent, nachdem die Kommunistische Partei Chinas (KPC) Beschränkungen für den Casinobetrieb in der Glücksspielmetropole Macau angekündigt hatte.
Die Aktien von Nike fielen zwischen dem 16. und 25. März um 12 Prozent. Vorangegangen war die Zensur des Unternehmens in den chinesischen sozialen Medien, nachdem es eine Erklärung veröffentlicht hatte, in der es seine „Besorgnis“ über Zwangsarbeit bei der Baumwollernte in der chinesischen Region Xinjiang zum Ausdruck brachte. Und das, obwohl Nike seit jeher ein Befürworter der Politik Pekings war.
Es gibt auch Probleme, die nicht direkt mit der Entwicklung der Aktienkurse zusammenhängen. Chinas drakonische Lockdowns während der KPC-Viruspandemie Covid-19 haben Restaurantbetreibern wie Yum China Holdings und Starbucks sowie Gastgewerbeunternehmen wie Marriott International geschadet. Dieser Effekt hält noch immer an.
Die japanische SoftBank-Gruppe, deren Tochtergesellschaft Vision Fund mehrere Technologie-Start-ups in China besitzt, darunter das Ride-Hailing-Unternehmen Didi Chuxing, empfahl im September, bei Investitionen in China „vorsichtiger“ zu sein. Pekings hartes Vorgehen gegen Technologieunternehmen hat SoftBank dazu gezwungen, seine Beteiligungen um mehr als 50 Milliarden Dollar abzuschreiben.
Unternehmen und Aktionäre müssen klüger werden und besser informiert sein
Es gibt nicht nur eine Art von China-Risiko. Offensichtlich aber sind die regulatorischen Launen der KPC ein Risiko. Die mangelnde Unabhängigkeit der chinesischen Justiz ist ein weiteres. Ganz zu schweigen von der Politik der Kommunistischen Partei Chinas und ihren Ansichten über US-Unternehmen in China.
Auch die einheimischen chinesischen Unternehmen entwickeln sich zu immer stärkeren Konkurrenten der etablierten ausländischen Unternehmen. Und schließlich stellt die chinesische Wirtschaft ein makroökonomisches Risiko dar – ihr Herunterfahren schadet Bergbauunternehmen, die Rohstoffe exportieren, und Landwirten, die Agrarprodukte exportieren.
In der Ausgabe vom 15. November stellte die Finanzzeitung Barron’s eine Liste der „chinasensiblen“ S&P-500-Unternehmen auf der Grundlage des Prozentsatzes ihres Jahresumsatzes in China zusammen.
Die Top-10-Unternehmen auf der Liste sind in dieser Reihenfolge: Die Casinobetreiber Wynn Resorts (mit 70 Prozent des Umsatzes in China) und Las Vegas Sands, die Chiphersteller Qualcomm und Texas Instruments, die Glasfaseroptikfirma IPG Photonics, der Computerhardwarehersteller Western Digital, der Chiphersteller NXP Semiconductors, der Hersteller von Funk- und Drahtlostechnologie Qorvo, das Halbleiterunternehmen Broadcom und der Glashersteller Corning (mit 33 Prozent seines Umsatzes in China).
Ich will hier nicht behaupten, dass sich alle Unternehmen aus China zurückziehen müssen. Vielleicht sollten es einige tun. Andere könnten unter den richtigen Rahmenbedingungen sehen, dass ihre Gewinne die Risiken überwiegen. Aber alle müssen sich fragen, ob sie über die Ressourcen, das Know-how und die Erfahrung verfügen, um die Risiken einer Geschäftstätigkeit in China richtig einzuschätzen, zu erkennen und zu mindern. Und sie müssen unabhängig genug sein, um objektive Einschätzungen abgeben zu können.
Und selbst wenn sie über die nötigen Ressourcen verfügen, legen die Unternehmen diese Probleme den Investoren gegenüber angemessen offen? China ist ein heißes Diskussionsthema bei den Gewinnmitteilungen der Unternehmen. Es reicht nicht mehr aus, wenn die CEOs, CFOs und COOs der Unternehmen sagen: „Wir beobachten die Situation in China“.
Ein Absatz über die Risiken von Geschäften in China in dem Bericht eines Unternehmens an die US-Börsenaufsichtsbehörde ist zu vage.
Die Unternehmen müssen den Anlegern mitteilen, wie sie die Situation überwachen und welche Vorkehrungen und Absicherungen getroffen wurden, um mit den politischen, regulatorischen oder wirtschaftlichen Veränderungen in China umzugehen. Das Management von Geschäften in China sollte sich über funktionale Abteilungen und die Geschäftsleitung erstrecken.
Risiko ist keine Einbahnstraße. Mit Risiken sind auch Chancen verbunden. Aber Unternehmen und Aktionäre müssen klüger werden und besser informiert sein.
Fan Yu ist Finanz- und Wirtschaftsexperte und verfasst seit 2015 Analysen zur chinesischen Wirtschaft.
Das Original erschien in The Epoch Times USA mit dem Titel: Are Companies, Investors Aware of Their China Risk? (deutsche Bearbeitung von mk)
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