Der Krimi Wirtschaftsstandort Deutschland – wofür „Made in Germany“ steht

Deutschland ist einer der teuersten Produktions- und Wirtschaftsstandorte der Welt. Dies liegt nicht nur an hohen sozialen Standards und Einkommen, sondern an den im internationalen Vergleich sehr hohen Energiepreisen und zum Teil extremen regulatorischen Kosten und Steuern – gemeinhin zusammengefasst unter „Bürokratiekosten“. Wie kann Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten?
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Die Probleme des Wirtschaftsstandortes Deutschland sind zu benennen. Die Bedeutung „Made in Germany“ zeigt immer noch Qualität.Foto: Leestat/iStock
Von 7. September 2024

Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten damit nur deshalb nicht gescheitert, weil wir gleichzeitig in vielen Feldern auch die Besten waren – und noch sind: in Qualität, in Zuverlässigkeit und in Haltbarkeit.

Die deutsche Wirtschaft hat sich arbeitsteilig auf diese Rolle eingestellt. Tausende hoch spezialisierte mittelständische Unternehmen, meist im Familienbesitz, sind das Fundament dieses Erfolges.

Eine der substanziellen Voraussetzungen hierfür ist aber eine perfekt funktionierende Infrastruktur. Voraussetzung ist auch eine entsprechend ausgebildete und motivierte Mitarbeiterschaft in den Unternehmen.

Diese ohnehin schwer unter Druck stehende Wettbewerbsfähigkeit wird jetzt weiter gefährdet.

Wirksamkeit der Maßnahmen fraglich

• Mit dem Versuch, beim Klimaschutz nicht nur Vorbild, sondern auch Vorreiter zu sein, werden gigantische Ressourcen verschwendet – in der Summe wird das ein dreistelliger Milliardenbetrag –, ohne effektiv das Klima zu beeinflussen; umso mehr angesichts des geringen Anteils, den Deutschland am globalen CO₂-Ausstoß hat.

• Die Forderung nach Wirksamkeit von Maßnahmen ist ökonomische und politische Klugheit, da Mittel nur einmal ausgegeben werden können und nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.

• Angesichts von mehr als 1.000 im Bau befindlichen Kohlekraftwerken, beispielsweise in China, Indien und Afrika, ist die Wirksamkeit unilateraler deutscher Maßnahmen ohnehin äußerst fraglich.

Ohne Wirksamkeit der Maßnahmen und (verbleibende) wirtschaftliche und finanzielle Kraft fehlen Deutschland vollkommen die Argumente und Mittel, andere Staaten zu einem Nachfolgen in Sachen Klimaneutralität zu bewegen. Das Gleiche ist schon beim Ausstieg aus der Atomenergie der Fall gewesen.

Wenn die Prognosen starker Folgen des Klimawandels tatsächlich wirksam werden sollten, hat Deutschland dann auch keine Reserven mehr, um die Folgen des Klimawandels für sich selbst zu mindern und darüber hinaus stärker betroffenen Staaten zu helfen.

Zudem fehlen Mittel zum (Aus)Bau moderner, effizienter und ausreichender Infrastruktur. Diese wird insgesamt auf Verschleiß gefahren – der Zustand der Deutschen Bahn ist dafür ein beredtes Zeugnis.

Verantwortung heißt Wettbewerbsfähigkeit erhalten

Auch Zukunftsinvestitionen in die digitale Infrastruktur unterbleiben. Eine Klima- und Energiepolitik ohne Kosten-/Nutzen-Abschätzung ist waghalsig und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit weiter. Dies an sich wäre schon ceteris paribus (unter sonst gleichen Bedingungen) eine existenzielle Gefährdung des Landes, seines nachhaltigen Wohlstandes und Zusammenhalts. Diese Schwächung aber findet statt in einem sich völlig ändernden Wettbewerbsumfeld.

Die sogenannten Tech-Firmen – GAFA: Google, Amazon, Facebook, Apple et cetera – streben in ihren Geschäftsfeldern monopolartige Positionen an. Staaten betonen mehr und mehr ihre individuellen Partikularinteressen (USA, UK, Russland, China, Türkei). Auch schon aus Gründen des Staatenwettbewerbs denken die weltweit größten Emittenten von CO₂ gar nicht daran, dem deutschen „Vorbild“ zu folgen.

Verantwortliche Politik müsste darum heute alles tun, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu erhalten:

– durch umfangreiche Investitionen in Bildung – insbesondere die MINT-Felder –, auch als Voraussetzung für technologischen Vorsprung in der Zukunft,

– durch Modernisierung der Infrastruktur, insbesondere der Deutschen Bahn,

– durch strategische Investitionen in alle Felder der Umwelttechnik, um auch auf diesem Gebiet eine Exportstärke aufzubauen,

– durch Entlastung der Wirtschaft von Steuern – eventuell auch durch Umwandlung hin zur CO₂-Bepreisung,

– durch Vernunft in der Klimapolitik – nicht mehr Vorreiter sein zu wollen, sollte das Ziel sein, sondern Deutschland sollte weltweiter Lieferant/Anwender von umweltschonenden Technologien in allen Bereichen werden.

Politik, veröffentlichte Meinung und Teile der Öffentlichkeit tanzen noch herum wie Balu der Bär im Dschungelbuch – wir sind aber schon im Jurassic Park angekommen.

Haltungen anstatt faktenbasierter Entscheidungen

Eine dringend notwendige Neuausrichtung der politischen Schwerpunkte in Deutschland hat die zentrale Aufgabe, Akzeptanz zu schaffen in einer deutlich komplexer gewordenen Welt: Die Medien sind aber – leider – nicht mehr Orte der Information, sondern Plattformen zur Erzeugung von Aufmerksamkeit.

Richtig und falsch sind keine bedeutenden Kategorien mehr. Was aber heute zumeist zählt, ist ein „Aufreger“-Standpunkt in der Dynamik der emotionalen Bewertung. Die tonangebende Klasse in Deutschland ist der gut situierte, gebildete, großstädtische Mittelstand. Andere Schichten/Stakeholder unterliegen gegenwärtig im Kampf um die Köpfe.

Die Gestalter und die „Follower“ der tonangebenden Gesellschaft, beziehungsweise meinungsführenden Schicht
• sind nicht wirtschaftsnah,
• sind gebildet, ohne eine soziale Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft außerhalb ihrer eigenen „Blase“ (Kohorte) zu empfinden und

• kommunizieren über das Internet. Ihr Referenzsystem ist nicht die Realität, sondern es sind die Echos in ihren jeweiligen Resonanzkammern.

Für die Bewertung von Personen und Dingen ist nicht die „Performance“ entscheidend, sondern die „Perception“ => „Perception is Reality“.

An der Stelle des dringenden Wunsches, faktenbasierte Entscheidungen zu treffen, werden Haltungen gefordert und gefördert.
Dies ist getrieben von „Social Media“, die vorgeben, Informationen zu liefern. Sie sind stattdessen Erziehungsplattformen für Konsum und vor allem von Einstellungen und Haltungen (geworden).

Dieser neuen Dynamik des Diskurses muss sich die Wirtschaft stellen – bei Strafe ihres Untergangs. Wer sich diesem neuartigen Wettbewerb um Haltungen und Meinungen nicht stellt, ist nostalgisch. Er vertraut auf gewohnte Muster der Kommunikation und der Wahrnehmung, die nicht mehr gelten. Er ist verloren.

Nur wer das verstanden hat, wird die Energie, die Kraft und das intellektuelle Vermögen aufbringen, die Herausforderungen überhaupt anzunehmen.

Eins aber ist tröstlich und der Keim für den Erfolg der neuen Kommunikation: Die veröffentlichte Meinung ist nicht identisch mit der öffentlichen Meinung. Die Tonangebenden sind nur lauter.

Über den Autor:

Richard Gaul war 15 Jahren Wirtschaftsjournalist. 22 Jahre lang war er Leiter der weltweiten Kommunikation für BMW und agiert seit 2007 als selbstständiger Kommunikationsberater.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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