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Meinung

„Keiner von uns Moslem, der das nicht singen kann“: CDU-Jungstar Amthor des „Rassismus“ verdächtigt

Eine scherzhafte Aussage des CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor auf den ehemaligen DFB-Nationalspieler Mesut Özil am Rande einer Veranstaltung im uckermärkischen Strasburg, die bereits auf den 3. Oktober 2018 zurückdatiert, hat verspätet ihren Weg durch die sozialen Medien gefunden. Jetzt wird dem Jungpolitiker „Rassismus“ vorgeworfen.

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Der Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor (CDU) ist Mitglied im Innen- und im Europa-Ausschuss.

Foto: Screenshot Youtube &Sean Gallup/Getty Images

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Lesedauer: 4 Min.

Ein bis dato wenig beachtetes YouTube-Video, das bereits am 26. Oktober des Vorjahres erschienen war, hat nun verspätet zu einem Shitstorm gegen den 26-jährigen Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor geführt. Der YouTube-Kanal „Y-Kollektiv“ hatte das Video produziert, das sich mit der Arbeit junger Abgeordneter von CDU und AfD befasst und dazu unter anderem Markus Frohnmaier und Philipp Amthor begleitete.
Am 3. Oktober 2018 hielt Amthor dabei eine Veranstaltung im uckermärkischen Strasburg ab und sang dabei zusammen mit den Teilnehmern die Nationalhymne. Offenbar in Anspielung auf DFB-Nationalspieler Mesut Özil, der sich nach der katastrophalen deutschen Vorstellung bei der FIFA-WM 2018 aus der Mannschaft zurückgezogen hatte, scherzte der CDU-Jungpolitiker nach dem Absingen mit den Worten: „Hier ist keiner von uns Moslem, der das nicht singen kann.“
Özil hatte bei seinem Ausscheiden aus der Nationalmannschaft „Rassismus“ als einen der Gründe für seinen Schritt genannt, außerdem fühlte er sich zum Sündenbock für das Vorrunden-Aus gestempelt. Der 92-fache Internationale hatte im Laufe seiner knapp zehnjährigen Nationalmannschaftskarriere 23 Treffer erzielt und in mehreren entscheidenden Spielen Akzente gesetzt. Bei der Weltmeisterschaft 2018 gelang ihm dies jedoch nicht – zudem stand er bereits zuvor wegen seiner Nähe zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und seiner Weigerung, vor den Spielen die Nationalhymne mitzusingen, in der Kritik.

Nouripour wittert „Angst vor der AfD“

Diesen Donnerstag griff nun „Spiegel online“-Mitarbeiter Torsten Beeck die Sequenz auf Twitter noch einmal auf und schrieb zu der Videosequenz, die Amthors Ausspruch dokumentiert:
„So, genug über Amthor gelacht. Jetzt reden wir mal über Rassismus.“
Bei so viel Empörung wollten auch Politiker diverser Parteien nicht abseitsstehen. „Voll daneben und nicht lustig“, kommentierte der Abgeordnete der Linkspartei, Stefan Liebich, gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sein grüner Kollege Omid Nouripour meint „Die Angst vor der AfD hat Herrn Amthor wohl den Anstand vernebelt.“
Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP forderte die CDU dazu auf, sich von ihrem Jungpolitiker, der als einer der verhältnismäßig konservativen Exponenten seiner Partei gilt, zu distanzieren.
Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) zieht gar eine Linie von Auschwitz hin zu Amthors augenscheinlich scherzhaft gemeinten Worten. Auf Twitter schreibt sie:
„Bin in Auschwitz und hab mir geschworen, noch lauter gegen #Rassismus aufzustehen. Was #Amthor sagt, IST rassistisch. @akk und @rbrinkhaus müssen nun unmissverständlich klar machen, dass Rassismus in der @CDU keinen Platz hat. #Amthor muss sich bei allen Muslimen entschuldigen.“

Amthor hat sich bereits im November 2018 von der Aussage distanziert

Warum der Amthor-Ausspruch gerade jetzt aufgegriffen wird, ist ungeklärt. Auf lokaler Ebene hatten Medien damals schon Kritik an dem „flapsigen Spruch“ geübt und der Politik hatte sich davon distanziert. Im „Nordkurier“ sprach er bereits im November des Vorjahres von einer „unglücklichen“ Aussage. Er würde „das so auch nicht mehr sagen“.
Amthor habe auf den Einwurf eines Veranstaltungsbesuchers reagiert. Der Aufforderung Nouripours und Cheblis, sich noch einmal explizit bei der muslimischen Community für die Aussage zu entschuldigen, will Amthor nicht nachkommen. Hintergrund des Ausspruchs war die Debatte um den Fußball, die WM und die Özil-Affäre, die zum damaligen Zeitpunkt immer noch in den Köpfen der Menschen präsent war.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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