Die Meinungsfreiheit wird unterdrückt – das ist unbestreitbar. Immer mehr berühmte Persönlichkeiten fallen „Cancel Culture“ – der sogenannten Lösch- oder Abbruchkultur – zum Opfer, weil sie sich nicht der politischen Korrektheit unterordnen.
Derweil treibt die Zensur an den Universitäten ihr Unwesen. Dort werden „sichere Räume“ eingerichtet und umstrittene Redner niedergebrüllt.
Während diese Zensur-Geschichten zu Recht nationale Aufmerksamkeit erregten, bleiben die Folgen, die diese kulturelle Verschiebung in Richtung Anti-Liberalismus auf junge Menschen hat, weitgehend unbeachtet.
Meine [um die Jahrtausendwende geborene] Generation, die Generation Z, leidet unter einer weniger offensichtlichen und eher schleichenden Krise, was die freie Meinungsäußerung betrifft.
Selbstzensur als Mittel zum Erfolg
Dies spiegelt sich in einer aktuellen
Umfrage der NGO „Heterodox Academy“ wider. Ihr zufolge denken 62 Prozent der College-Studenten, dass das Umfeld an ihren Hochschulen es ihnen nicht erlaubt, ihre Überzeugungen frei zu äußern. 2019 waren es noch 55 Prozent.
Anders als die Geschichten, die Schlagzeilen machen, ist dies eher eine stille Krise in Sachen Meinungsfreiheit.
„Es ist nicht so, dass junge Menschen wegen ihrer kontroversen Überzeugungen zum Schweigen gebracht werden – sie wagen es nicht einmal, provokativ zu sein.
Die intolerante Kultur an den Universitäten ist zu einem großen Teil schuld daran. Die politische Orthodoxie, die von Studenten und Professoren gleichermaßen befürwortet wird, hat sich zu einer ideologischen Echokammer entwickelt.
„Sichere Räume“ und „Trigger-Warnungen“ spiegeln die Forderungen der Studenten wider, vor provokanten Ideen und dem wachsenden Gefühl, dass Worte gleichbedeutend mit Gewalt sind, geschützt zu werden.
Indem Professoren und die Uni-Verwaltungen diese Kultur des „Safetyism“ ermöglichen, schaffen sie ein Klima, in dem Missetäter mit Sanktionen und scharfer Zensur zu rechnen haben.
Unter solch einem starken Druck, sich anzupassen, ist es kein Wunder, dass eine Mehrheit der Studenten von Selbstzensur berichtet. Es ist notwendig, den Kopf einzuziehen, um akademischen Erfolg, soziales Wohlbefinden und sogar das Überleben zu sichern.
Zensur: Der Feind von Gedankenaustausch und Innovation
Dieser Vormarsch des Anti-Liberalismus an den Hochschulen untergräbt auch die Integrität der Bildung der Generation Z. Die Unterdrückung kontroverser Standpunkte widerspricht dem eigentlichen Zweck der Hochschulen als Versammlungsort für die klügsten Köpfe, um zu debattieren und Ideen auf der Suche nach der Wahrheit auszutauschen.
Entdeckungen und Innovationen erfordern einen offenen Austausch und die Freiheit, Grenzen zu überschreiten. Doch die akademische Welt hat ihre Mission zugunsten von Orthodoxie und Zensur aufgegeben.
Wir sind eine ungeheuer vielfältige Generation, und doch wird unsere Gedankenvielfalt im Keim erstickt. Das schadet jedermann.
„Jedes Mal, wenn sich ein Student zur Selbstzensur gedrängt fühlt, verliert ein anderer Student die Möglichkeit, einen entgegengesetzten Standpunkt in Betracht zu ziehen.
Der Gedankenaustausch ist nicht mehr – und damit jede Chance auf Erkenntnisse oder Kompromisse.
Die Opfer von „Cancel Culture“ werden immer jünger
Aber die Krise der Generation Z was die Meinungsfreiheit betrifft, geht über die Hochschulen hinaus. Immer mehr betrifft sie auch die Oberstufe und sogar die Mittelschulen. „Cancel Culture“ fordert immer jüngere Opfer, da die Kinder dem Trend der Gesellschaft folgen, Andersdenkende zu meiden.
„Eine ganze Generation wächst in einer Kultur auf, in der man lieber jemanden bestraft, als ihm zu vergeben.
Infolgedessen wird jungen Menschen beigebracht, sich anzupassen oder sich selbst zu zensieren, um nicht Freundschaften, Studienplätze oder sogar künftige Karrieren zu riskieren.
Diese Krise verletzt die Unschuld, indem sie junge Menschen voreilig in den politischen Diskurs drängt, obwohl ihre größten Sorgen Akne und Hausaufgaben sein sollten, nicht politische Korrektheit.
Sie raubt Teenagern auch die Möglichkeit, Fehler zu machen. Erwachsenwerden heißt eben ausprobieren und sich irren, und dadurch sich selbst finden. Doch „Cancel Culture“ stört diesen Lebensabschnitt, sie befällt junge Geister und hinterlässt verinnerlichte Mechanismen der Selbstzensur.
Von Piers Morgan bis Ted Cruz: Glücklicherweise wächst die Koalition von Prominenten und Politikern, die sich gegen „Cancel Culture“ wehren. Doch während der Kampf weiter tobt, müssen wir im Auge behalten, was wirklich auf dem Spiel steht: das freie Denken und das Wohlergehen der Jüngsten unter uns.
Eine ganze Generation erlebt eine Krise, was die freie Meinungsäußerung, Authentizität und die Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und den eigenen Werten anbelangt. Für jeden innerhalb dieser 62 Prozent der jungen Menschen, die sich selbst zensieren, für jede konstruktive Debatte, die nie stattfindet, für jede brillante Idee, die nie geäußert wird, kommt dies einer wahren Tragödie gleich.
Der Generation Z sollte es erlaubt sein, sich mit kontroversen Themen und Ambivalenzen auseinanderzusetzen.
„Genau dort, wo es unbequem wird, gedeihen Wachstum und Erkenntnisse.
Während wir erwachsen werden, müssen wir uns irren dürfen, und wenn wir es tun, berechtigterweise Gnade und Vergebung erwarten.
Wenn unsere Gesellschaft nicht ihren Hang zur Zensur aufgibt, wird sie eine Generation hervorbringen, die weder ihre Meinung frei äußern, noch Risiken eingehen oder einfach nur authentisch sein kann.
Rikki Schlott ist eine Schriftstellerin und Studentin aus New York City. Als junge Aktivistin für freie Meinungsäußerung schreibt sie über den Aufstieg des Illiberalismus aus der Perspektive der Generation Z. Schlott arbeitet auch für die „Megyn Kelly Show“ und schreibt für „The Daily Wire“ und „The Conservative Review“.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.