„Das demokratische System ist wirklich wundervoll“

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Der vierzehnte Dalai Lama von Tibet (Tenzin Gyatso) grüßt die Gratulanten am 19. Februar herzlich in der Bibliothek des Kongresses. Die Nationale Stiftung für Demokratie verlieh dem Dalai Lama ihre Democracy Service Medal.Foto: Gary Feuerberg/The Epoch Times

Washington – Die Nationale Stiftung für Demokratie verlieh dem Dalai Lama die Democracy Service Medal vor einem sehr großen Publikum am 19. Februar in der Bibliothek des Kongresses. Nach der Überreichung der Medaille sprach der Dalai Lama über den Wert der Demokratie.

Zur Eröffnung der Zeremonie dankte James Billington, Bibliotheksleiter des Kongresses, dem Dalai Lama dafür, dass er „Zeugnis ablege für die Freiheit der Rede und des Wissens, wovon alle Bibliotheken abhängen.“

Der Schauspieler Richard Gere, der sich auch unter den Zuhörern befand, wurde wegen seiner humanitären Arbeit für das tibetische Volk gewürdigt. Er ist Vorsitzender der „Internationalen Kampagne für Tibet“, ein Sprecher für Menschenrechte und Kulturerhalt und hilft benachteiligten Gemeinden weltweit. Gere antwortete mit einer respektvollen Geste und legte die Hände vor der Brust zusammen.

Der Dalai Lama begann mit den Worten: „Ich habe den Wert der Demokratie nicht durch Erziehung sondern durch Erfahrung schätzen gelernt.“

Seine Ansprache war eine ausführliche Darstellung eben dieser Erfahrungen. In seinem gebrochenen Englisch schien die demütige Haltung und der Humor des tibetischen Führers hindurch. Seine Schlussfolgerungen begannen unweigerlich mit einem starken „So“ – ein Wort, das er sehr häufig gebraucht. Um seine begrenzte Beherrschung der englischen Sprache auszugleichen, legte der Dalai Lama Pausen ein, gestikulierte und strengte sich so an, seine Zuhörer von seiner Argumentation zu überzeugen.

„Als ich ein junger buddhistischer Mönch war, war ich ein ziemlich dummer junger Mönch, nie ordentlich studiert, immer nur gespielt.“

„Ein Beispiel: Es war wohl 1942. Ich war sieben Jahre alt und erhielt ein Geschenk und einen sehr wichtigen Brief von Präsident Roosevelt. So – zu der Zeit galt mein Interesse nur dem Geschenk – eine Armbanduhr – und nicht dem Brief. Zu der Zeit habe ich mich um den Brief überhaupt nicht gekümmert und weiß nicht einmal, wo er geblieben ist. (Gelächter) Nach 68 Jahren – gerade gestern – hat mir Präsident Obama eine Kopie des Briefes gegeben.“(Applaus)

„Während der Zeremonie saß ich auf einem Thron, aber im wirklichen Leben war ich mit diesen Menschen vollkommen verbunden.“

Der Schauspieler Richard Gere unter den Zuhörern in der Bibliothek des Kongresses. Er nimmt an den Verleihung des Preises für den Dalai Lama teil.Der Schauspieler Richard Gere unter den Zuhörern in der Bibliothek des Kongresses. Er nimmt an den Verleihung des Preises für den Dalai Lama teil.Foto: Gary Feuerberg/The Epoch Times

Durch seine offene Art konnte der Dalai Lama mit einfachen Leuten in Kontakt kommen, Leuten auf der Straße, Straßenarbeitern, die ihn als gleichwertig und als Freund behandelten. Das sei eine Quelle der Freude für ihn gewesen, erklärte er.

Auf diese Art und Weise konnte er die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft kennen lernen und hörte „eine Menge Gerede über Führer und Regime.“ Er vernahm viele Klagen von diesen „einfachen, armen Menschen“ und Klagen über das System. Das erzählte er im Flüsterton, als ob er etwas weitersage, was er gehört hatte.

„Es gab viel Ungerechtigkeit und Missstände. Nicht so schlimm wie die kommunistischen Chinesen behaupten, aber schlimm genug.“ Das sagte er über die Gesellschaft seiner Jugendzeit, an die er sich erinnerte.

Demokratie, Gleichheit und das Ertragen von Kritik

Der Dalai Lama beschrieb die großen Unterschiede, die er in den 1950er Jahren zwischen den chinesischen und indischen Parlamenten beobachtet hatte. Im chinesischen „Parlament“ war es still. Ein Führer sprach zu der Zuhörerschaft während die Parteimitglieder ein Nickerchen machten. Oder man befahl ihnen, „die Klappe zu halten“ wenn sie eine Klage vortragen wollten. Er erinnerte sich daran, wie ein indischer Beamter den Premierminister Nehru öffentlich und privat kritisiert hatte. Und doch blieb alles friedlich. Er machte die Erfahrung, dass dieses „der Wert der Demokratie“ war und dass das chinesische System, unter dem er lebte, „sehr rückständig“ war.

Unter diesem Dalai Lama hielten die tibetischen Flüchtlinge die ersten demokratischen Wahlen in ihrer Geschichte ab und wählten einen Premierminister. Lobsang Tenzin, ein 62-jähriger buddhistischer Mönch und Gelehrter gewann die Wahl.

Der Dalai Lama scherzte über seine Beziehung zu Lobsang und sagte: „Lobsang ist auf politischem Gebiet mein Chef sei, aber auf spirituellem Gebiet bin ich der Chef. “

Er erzählte Präsident Obama, mit wem er sich am Tag zuvor getroffen habe. „Wir sind ein Teil von sechs Milliarden Menschen. Es gibt keine Unterschiede zwischen den Menschen. Von oben angefangen, vom Präsidenten, vom König oder der Königin bis zum Bettler, sind wir alle die gleichen Menschen. Und wir haben die gleichen Rechte – das Recht, ein glückliches Leben zu führen.“

„Um ein glückliches Leben zu führe, bedarf es natürlich wichtiger materieller Dinge – das steht außer Frage – aber die letztendliche Quelle, die Basis wahrer Freude, echter Fröhlichkeit und wahren Friedens hängt von unserem Geist und unseren inneren Werten ab …“

„So – jeder strebt nach einem Leben in Freude, aber wenn man erwartet, dass die Freude von außen kommt, dann ist das falsch“, erklärte er ruhig aber fest.

„Die letztendliche Quelle der Freude liegt in uns selbst“, sagte er.

„Nicht jeder kann Präsident werden und darum geben die Wahlen des Volkes für das Volk diesen Menschen Macht und ein Gespür für Verantwortung“, erklärte er und bewegte seine Hände so, dass sie eine Pyramide formten.

19 . Februar 2010 in der Bibliothek des Kongresses: Zur  Rechten des Dalai Lama  Carl Gershman, Präsident der Nationalen Stiftung für Demokratie (NED), zu seiner Linken Judy Shelton, stellvertretende Vorsitzende der NED. Er hat gerade die Democracy Service Medal erhalten.19 . Februar 2010 in der Bibliothek des Kongresses: Zur Rechten des Dalai Lama Carl Gershman, Präsident der Nationalen Stiftung für Demokratie (NED), zu seiner Linken Judy Shelton, stellvertretende Vorsitzende der NED. Er hat gerade die Democracy Service Medal erhalten.Foto: Gary Feuerberg/The Epoch Times

Die Bedeutung der Bildung

„So, das demokratische System ist wirklich wundervoll“, sagte er. „Die Bildung jedoch, die dazu führt, dass man das demokratische System auch richtig nutzt, ist der Schlüsselfaktor.“

Der Dalai Lama wies darauf hin, dass, obwohl Demokratie wichtig sei, die Bildung noch wichtiger sei. In Ländern mit einem hohen Bildungsniveau ist das demokratische System ausgeglichener.

In den Gebieten, wo die Bildung „immer noch fehlt“, ist die Demokratie eine „sehr seltsame Demokratie“, erklärte er und bewegte seine Hand vor und zurück, um Instabilität anzuzeigen. Dann fügte er eine Pause ein und kicherte.

„So … wir legen sehr großen Wert auf Bildung. Sobald wir zu Flüchtlingen wurden, bestand unsere erste Aufgabe darin, für die Bildung unserer jungen Leute zu sorgen,“ sagte er und bezog sich dabei auf den Flüchtlingsstatus, den viele in der tibetischen Gemeinde innehaben.

„Seit den 1960ern haben wir keinen Wert darauf gelegt, Klöster zu bauen, In den vergangenen 50 Jahren haben die Tibeter keinen Wert darauf gelegt, riesige Institutionen für Mönche oder Tempel zu bauen. Wir haben unsere ganze Energie und alle unsere Ressourcen in die Bildung gesteckt“, erklärte er und meinte Schulen.

„So – gutes Gelingen auf diesem Gebiet!“

Originalartikel auf Englisch: The Dalai Lama Speaks on the Value of Democracy

 

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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