Deutscher Starfotograf Peter Lindbergh mit 74 Jahren gestorben
Er revolutionierte die Modefotografie mit seinen Schwarzweiß-Aufnahmen – nun ist der deutsche Starfotograf Peter Lindbergh im Alter von 74 Jahren gestorben: „Er hinterlässt eine große Leere“, hieß es am Mittwoch auf seiner Online-Seite bei Instagram. Der in Paris lebende Lindbergh arbeitete für namhafte Modeschöpfer wie Jean-Paul Gaultier und Giorgio Armani sowie für Magazine wie „Vogue“ und „Vanity Fair“ sowie den deutschen „Stern“.
„Sein Blick, sein Schaffen werden uns fehlen“, erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Berlin. Die deutsche Ausgabe von „Vogue“ würdigte ihn als einen der „größten Fotografen unserer Zeit“. Für die Modezeitschrift hatte er zuletzt Schlagerstar Helene Fischer fotografiert – natürlich in Schwarz-Weiß.
Die September-Ausgabe der britischen „Vogue“ trägt auf dem Cover 15 Lindbergh-Porträts von „mutigen“, engagierten Frauen – darunter die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg und die berühmte Primatenforscherin Jane Goodall.
Lindbergh hatte im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Karriere zahlreiche Supermodels abgelichtet, darunter Claudia Schiffer, Naomi Campbell, Linda Evangelista und Kate Moss. Aber auch mit Bildern anderer Prominenter wurde er berühmt.
Lindbergh wurde am 23. November 1944 unter dem Namen Peter Brodbeck in Polen geboren. Seine Familie wurde nach Deutschland vertrieben und ließ sich in Duisburg nieder. Nach einer Lehre als Schaufensterdekorateur und einem Malerei- und Designstudium in Krefeld arbeitete er zunächst als Werbefotograf. Seinen Durchbruch hatte Lindbergh dann 1978 mit einer Modefoto-Strecke für den „Stern“.
Fotografiegeschichte schrieb er mit einem Bild von sechs späteren Supermodels in weißen Hemden, das 1988 in der „Vogue“ erschien. Danach arbeitete er mit nahezu allen namhaften Designern zusammen. Auf seinen Schwarzweiß-Aufnahmen geriet die Mode fast zur Nebensächlichkeit, wie Kritiker bemerkten.
Zudem definierte Lindbergh den Begriff weiblicher Schönheit neu, er fotografierte Supermodels ungeschminkt und auch mal zerbrechlich. „Peter will, dass du nur du selbst bist“, sagte einmal Karen Alexander, die der Fotograf 1988 als eines der ersten schwarzen Models auf das Cover der „Vogue“ brachte. Das sei „viel schwieriger“, als mit Make-Up und teuren Kleidern zu posieren.
Auf dem Kunstmarkt erzielten Lindberghs Fotografien zuletzt ähnlich hohe Preise wie die von internationalen Starfotografen wie Richard Avedon und Helmut Newton. Eine Porträtserie des Rolling-Stones-Gitarristen Keith Richards wurde 2014 in London für 150.000 US-Dollar verkauft.
Das Museum Kunsthal in Rotterdam in den Niederlanden widmete Lindbergh 2016 eine große Retrospektive unter dem Titel „A Different History of Fashion“ (Eine andere Geschichte der Mode). Im Jahr 2017 waren die Bilder auch in München zu sehen.
Die Entwicklung der Fotografie sah Lindbergh zuletzt mit Sorge: Die fast schon routinemäßige Bearbeitung von Modeaufnahmen mit Photoshop sei eine „ganz große Tragödie“, sagte er in einem „Spiegel“-Interview von diesem Juni.
Lindbergh hinterlässt seine Frau, die deutsche Fotografin Petra Sedlaczek, sowie vier Söhne. (afp)
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