„Nützliche Idioten des politischen Islam“: Muslime kritisieren Veranstalter von Schau muslimischer Mode
Ein Kopftuch mit der Aufschrift „Feminist“, Frauen mit Haarhauben beim Sport, Rap-Videos mit verschleierten Mädchen – die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions“ im Frankfurter Museum Angewandte Kunst steckt voller Widersprüche und Kontraste.
Die Kritik, die sich schon im Vorfeld entzündet hatte, setzt vor allem auf ein Argument: Die Ausstellung mache sich zum „Handlanger von Frauenunterdrückung“.
Nach der Vorbesichtigung am Mittwoch können sich ab Freitag Besucherinnen und Besucher selbst ein Urteil bilden. Zuvor werden sie allerdings wie am Flughafen elektronisch abgetastet und müssen ihre Taschen durchsuchen lassen.
Bis 15. September in Frankfurt zu sehen
Die mit drei Räumen eher kleine Sonderschau ist ein Import. Der Ex-Frankfurter Museumsmacher Max Hollein hatte sich das Thema in San Francisco ausgedacht. Dort sei die Ausstellung sehr gut aufgenommen worden, erklärt Kuratorin Jill D’Alessandro. „Es ist die erste umfassende Museumsausstellung, die sich dem Phänomen zeitgenössischer muslimischer Mode widmet.“ In Frankfurt als erster europäische Station ist sie bis 15. September zu sehen.
Zu sehen sind vor allem Kleiderpuppen mit Mode, die international als „modest fashion“ bezeichnet wird. Einziges gemeinsames Kennzeichen der gezeigten Modelle ist, dass sie Arme und Beine bedecken. Manche Puppen tragen Kopftuch, andere nicht, Sport- und Schwimmanzüge sind dabei, traditionell gefertigte Hochzeitskleidung und Streetwear, Hosenanzüge für billige Massenlabels und Haute Couture für die First Ladys islamischer Länder.
An den Wänden der Ausstellung hängt eher unkritische Modefotografie, dazwischen aber immer wieder Arbeiten von Künstlerinnen, die diese Mode und die ihnen zugrundeliegenden Vorschriften kommentieren. Eine Fotoserie zeigt, wie unterschiedlich Frauen wirken, wenn sie eine Burka, einen Schleier oder nur ihre Haare tragen; eine Inszenierung zeigt vollverschleierte Frauen, die auf verdreckten Motorrädern posieren; Schwarz-Weiß-Fotos dokumentieren Proteste von Frauen gegen das Verhüllungsgebot.
Stereotype soll aufgebrochen werden
Der Besuch ist untermalt von Hip-Hop – im dazugehörigen Video, das auf einem Bildschirm zu sehen ist, tanzen junge gestylte Frauen mit Kopftuch. Auf einem anderen Schirm laufen Tweets von Modebloggerinnen in Endlosschleife. In einem abgetrennten schwarzen Raum singt eine Frau mit Inbrunst gegen das Verbot an, im öffentlichen Raum zu singen.
Ziel der Ausstellung sei es, Stereotype aufzubrechen, argumentiert Museumsdirektor Matthias Wagner K.. Die Schau sei „keine Kopftuchausstellung“. Man wolle vielmehr zeigen, „wie vielfältig, ausdifferenziert und ungemein kreativ“ muslimische Mode ist. Er hofft, dass die Ausstellung – wie auch die gezeigte Mode selbst – „ein positives Bewusstsein für muslimische Kulturen“ fördern kann.
Heftige Kritik an Ausstellung
Danach sieht es derzeit eher nicht aus. Die Zeitschrift „Emma“ veröffentlichte am Mittwoch eine lange Liste überwiegend kritischer Stimmen prominenter Muslime. Die Verantwortlichen der Ausstellung machten sich zu „nützlichen Idioten des politischen Islam“, seien „verlogene Handlanger von Frauenunterdrückung und der Wirtschaft“ und „unterstützen damit die Macht der männlichen Herrschaft“.
Nabila Bushra findet die Ausstellung dagegen „bereichernd“ und die Debatte „mühsam und nicht berechtigt“. Es gehe um Kunst, Ästhetik und Mode, sagt die junge Frau, die selbst ein Kopftuch trägt. „Aber die dominanten Bilder sind so starr, dass niemand das Eigentliche sieht.“ Die facettenreichen Kunstwerke der Designerinnen würden ausgeblendet, stattdessen werde über das Kopftuch diskutiert. Bushra ist Pädagogin, Sozialarbeiterin und studiert Gender Studies in Bielefeld.
Als Projektkoordinatorin ist sie für das „Contemporary Muslim Fashions Forum“ mitverantwortlich, das vom 12. bis 14. April im Museum stattfindet. Eingeladen sind Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen, Bloggerinnen und Influencerinnen, die nicht nur über muslimische Mode sprechen wollen, sondern ganz allgemein über „Themen wie kulturelle Identität, Gender, Nachhaltigkeit, Politik und Gleichberechtigung“, wie das Museum ankündigte. (dpa/so)
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