„Stell dich in die Lücke!“

„Es sterben Menschen im Kapitol! Wir brauchen Patrioten!“ Kurz darauf fand sich der texanische Filmemacher Luke Coffee in der vordersten Reihe, in der Lücke zwischen den Polizisten und den Demonstranten, am Kapitol wieder.
Titelbild
Viele Menschen, die am 6. Januar 2021 vor dem US-Kapitol protestierten, wurden angeklagt und in den sozialen Medien angegriffen.Foto: Samuel Corum/Getty Images
Von 19. Juli 2022

Am 6. Januar 2021 gingen tausende Menschen zum US-Kapitol, um gegen die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten zu protestieren. Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten am Eingang zum Kapitol folgten. Viele Demonstranten wurden später wegen zivilen Unruhen, unrechtmäßigen Betreten von gesperrtem Gelände angeklagt. Ihnen drohen jahrelange Haftstrafen. Einer der Angeklagten ist der texanische Filmemacher Luke Coffee, der sich an diesem Tag in der vordersten Reihe, in der Lücke zwischen den Polizisten und den Demonstranten, am Kapitol wiederfand. Mit der Epoch Times sprach er über seine Erlebnisse.

Luke Coffee wurde gewarnt, dass ein Sturm aufziehen würde. Als er sich am 6. Januar 2021 nicht weit vom US-Kapitol befand, wurde der 41-jährige Filmemacher von drei Männern angesprochen, die außer Atem waren. Einer von ihnen sagte: „Es sterben Menschen im Kapitol! Wir brauchen Patrioten!“

„Unsinn“, dachte Coffee damals. Ein Freund, der „ziemlich gut vernetzt“ ist, riet ihm, sich vor Operationen unter falscher Flagge in Acht zu nehmen. Diese gebe es nach der Rede von US-Präsident Donald Trump auf der „Stop the Steal“-Kundgebung in der US-Hauptstadt Washington.

Eine Operation unter falscher Flagge ist eine verdeckte politische oder militärische Operation, die so ausgeführt wird, als ob sie von einer anderen Partei stammt. Die jeweiligen Taten werden dem Gegner oder einem unbeteiligten Dritten zugeschrieben.

Trotz dieser Warnung fühlte sich Coffee gezwungen, den langen Marsch zum Kapitol anzutreten. Es war schon spät. Auf dem Gelände des Kapitols war es zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen.

Coffee spürte, dass er gebraucht wurde. Er sah nicht unbedingt wie ein Demonstrant aus. Sein Rucksack war voll mit Kameraausrüstung. Er trug einen Cowboyhut und eine Jagdjacke in Tarnfarben. Als Scherz für einen Kumpel schminkte sich Coffee mit grüner Gesichtsfarbe, wie sie bei der Entenjagd verwendet wird.

„Ich spürte, wie der Heilige Geist sagte: ‚Luke, geh nach vorne und bete‘“, sagte er der Epoch Times.

Luke Coffee will gegen die von der Staatsanwaltschaft gegen ihn erhobenen Anklagen vorgehen.

Luke Coffee will gegen die von der Staatsanwaltschaft gegen ihn erhobenen Anklagen vorgehen. Foto: Dixie Dixon/Für The Epoch Times

Es war ein langer Weg, aber Coffee schien ihn wie im Flug zurückzulegen. Er sah zahlreiche Menschen, die ihn mit freundlichen Blicken aufmerksam beobachteten. Einige nahmen Blickkontakt auf und schienen ihm zuzuwinken.

Während er ging, fielen Papierschnipsel von oben herab und wirbelten in der steifen Brise wie Konfetti. Er schaute nach oben, konnte aber nicht sehen, woher sie kamen.

Er fing einen mit der Hand. Darauf stand ein Zitat aus der Bibel. Er erinnert sich, dass er sich davon inspiriert fühlte. Er schnappte sich einen zweiten Schnipsel – ein weiteres Zitat aus der Heiligen Schrift. Das ermutigte Coffee. Mehr denn je davon überzeugt, dass er von Gott zu der riesigen Menschenmenge auf der Lower West Terrace geführt wurde, näherte sich Coffee seinem Ziel.

Chaotische Zustände erwarteten ihn. Ein blutender Mann ging vorbei. Zuerst wollte Coffee ihm das Blut aus dem Gesicht wischen und für ihn beten. Doch als Film- und Fernsehmann bemerkte er schnell, dass das Blut nicht echt war. „Der Mann, der an mir vorbeiging, hatte Kunstblut im Gesicht. Es war Sirup“, ist der Filmemacher sicher.

Luke Coffee in der Kirche in Texas, in der er Elizabeth Toon heiraten wollte. Sie ist auf dem Friedhof der Kirche begraben. Foto: Dixie Dixon/Für The Epoch Times

Kein normaler Tag

An einem normalen Tag hätte der Anblick von Kunstblut ausgereicht, um Coffee zurück nach Texas zu schicken. Dies war jedoch kein normaler Tag.

Er näherte sich der riesigen Menschenmenge, die sich auf der Lower West Terrace versammelt hatte. Eine dicht gedrängte Gruppe stand auf der Treppe, die zum Tunneleingang des Kapitols führte. Er bewegte sich auf der linken Seite der Treppe nach oben, als die Polizei anfing, die Menge im Tunnel mit Gas zu beschießen.

Die darauffolgende Panik führte dazu, dass eine Welle aus Menschen aus dem Tunnel die Treppe hinunterschwappte. Verschlimmert wurde das Ganze noch dadurch, dass die Polizisten die Menschen schubsten, sodass einige Personen niedergetrampelt wurden.

„[Die Polizisten] fingen an, die Menschen zu schubsen, die dann zurück auf die Treppe fielen“, erzählte der Filmemacher. „Es gab Haufen von drei oder vier Personen, die waagerecht aufeinander lagen. Ich versuchte, die Menschen da herauszuziehen.“

Luke Coffee bittet die Menge, innezuhalten und zu beten, während Retter versuchen, die bei einer Massenpanik vor dem US-Kapitol am 6. Januar 2021 niedergetrampelten Menschen herauszuholen.

Coffee bemerkte eine Frau, von der er jetzt glaubt, dass es sich um die 34-jährige Rosanne Boyland handelte. Sie lag unter einem Menschenhaufen, rang nach Luft und schrie um Hilfe. Er habe versucht, sie herauszuziehen, so Coffee, doch es klappte nicht. „Also sagte ich: ‚Wir müssen beten.‘“

Das von einem Demonstranten in der Nähe aufgenommene Video zeigt den Moment in dramatischer Klarheit. Coffee stand inmitten des Chaos mit ausgebreiteten Armen und flehte die Menschen an, ihm Aufmerksamkeit zu schenken. „Stop! Betet!“, rief er über das Getöse hinweg. „Betet! Betet! Betet!“

Der Demonstrant Jake Lang zog einen bewusstlosen Philip Anderson von dem Haufen am oberen Ende der Treppe zum Tunnel. Schließlich gelang es den Demonstranten, zu der sterbenden Boyland zu gelangen, die bewusstlos war.

„Jemand wird zerquetscht!“, rief ein Umstehender, der aus einer Kopfwunde blutete. „Menschen werden zerquetscht!“ In seiner Verzweiflung rief er: „Hebt sie hoch! Bitte, rettet ihr Leben!“

Eine Polizistin des Metropolitan Police Department schnappte sich einen hölzernen Gehstock von einem Demonstranten und schwang ihn wie ein Schwert.

Nur wenige Sekunden zuvor war eine Krücke über die Köpfe der Demonstranten hinweggeflogen und in der Nähe der Stelle gelandet, wo sich gleich die Füße von Coffee befinden würden. Sein linker Fuß war nur wenige Zentimeter von Boylands Hand entfernt, die auf dem Bürgersteig ruhte. Er hob die rechte Hand und rief: „Stopp!“

Wie von Gotteshand geführt habe er sich in die Lücke zwischen die Demonstranten gestellt, erzählte Coffee. „Stell dich in die Lücke“, sind Worte, die in der Bibel stehen. Er fragte sich, was er in der Lücke tun sollte. Er stellte sich hin und machte sich groß.

Luke Coffee hält eine Krücke hoch, als er in der Lücke zwischen der Polizei und der Menge am Lower West Terrace Tunnel steht. „Im Namen Jesu, bitte hört auf!“, sagte er.

Luke Coffee hält eine Krücke hoch, als er in der Lücke zwischen der Polizei und der Menge am Lower West Terrace Tunnel steht. „Im Namen Jesu, bitte hört auf!“, sagte er. Foto: U.S. Capitol Police/Screenshot via The Epoch Times

Die Antwort auf Coffees Erscheinen in der Lücke – geliefert von der Polizistin Lila Morris – war ein heftiger Schlag mit dem Holzknüppel. Der erste Schlag traf Coffee am linken Ellbogen. Er versuchte, den zweiten Schlag abzuwehren, der danebenging. Daraufhin wurde ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht.

Dann richtete Morris unerklärlicherweise ihre Wut auf die regungslose Boyland und schlug ihr einmal auf die Rippen und zweimal auf den Kopf. Coffee bückte sich, nahm die Krücke und hob sie wie ein Zepter über seinen Kopf. Nach einigen Sekunden nahm er sie herunter und hielt sie wie einen Pflug auf Hüfthöhe.

Luke Coffee aus Dallas wird am 6. Januar 2021 von Officer Lila Morris vom Metropolitan Police Department mit einem Spazierstock geschlagen, wie aus der Bodycam von Morris hervorgeht.

Luke Coffee aus Dallas wird am 6. Januar 2021 von Officer Lila Morris vom Metropolitan Police Department mit einem Spazierstock geschlagen, wie aus der Bodycam von Morris hervorgeht. Foto: DC Metropolitan Police Department/Screenshot via The Epoch Times.

Dann stürmte Coffee mit einer Kraft nach vorn, die ein Umstehender als „übermenschliche Stärke“ bezeichnete. Er drängte die vorderste Reihe der Polizisten einige Meter zurück in den Tunnel. Coffee bemerkte es erst später, aber während er die Polizisten zurückdrängte, zogen mehrere Männer Boyland die Stufen hinunter, brachten sie so in Sicherheit und leisteten erste Hilfe.

Eine Frau vor dem Tod bewahren

Es war das zweite Mal in seinem Leben, dass Coffee versuchte, eine Frau vor dem Tod zu bewahren. Am 6. Januar war es eine Fremde namens Rosanne. Am 5. November 2006 war es Sarah Elizabeth Toon, die Frau, die er zu heiraten beabsichtigte.

Coffee und die 22-jährige Elizabeth verbrachten den Abend des verhängnisvollen Tages auf einer Geburtstagsparty im Avalon, einem berühmten Nachtclub in Hollywood. 

Für sie war es ein besonderer Abend. Sie wollten das gemeinsame Leben feiern, das sie in der Nacht, in der sie sich 18 Monate zuvor kennengelernt hatten, zu planen begannen. 

Sie waren ein hübsches Paar. Sie war 1,70 Meter groß und trug ein schwarzes Kleid mit schwarzen Leggings und neuen Stöckelschuhen, die ihr immer wieder von den Füßen rutschten. Er war rund 3 Zentimeter größer. An diesem Abend trug er Jeans, Cowboystiefel und ein Denim-Hemd mit perlenbesetzten Druckknöpfen.

Als sie eine Straße überquerte, musste Elizabeth sich bücken, um die Riemen ihrer Schuhe wieder festzuziehen. Aus Sorge um ihre Sicherheit hob Coffee sie wie ein Feuerwehrmann über seine Schulter. Das letzte Geräusch, an das er sich erinnert, ist ihr Kichern, als sie wie eine Puppe hochgehoben wurde.

Luke Coffee mit Elizabeth Toon, die er heiraten wollte, bevor sie ihm durch einen tragischen Unfall entrissen wurde.

Luke Coffee mit Elizabeth Toon, die er heiraten wollte, bevor sie ihm durch einen tragischen Unfall entrissen wurde. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Luke Coffee

Nach ein paar Schritten sah er aus dem Augenwinkel ein Glitzern. Es war ein Toyota Corolla. Er kam aus dem Nichts und schoss wie eine Rakete die Straße herunter.

Die Menschen in den umgebenden Cafés hörten den Aufprall, als das Auto das Paar traf. Polizei und Zeugen schätzten, dass der Fahrer zum Zeitpunkt des Aufpralls 95 bis 130 Kilometer pro Stunde fuhr. Die Geschwindigkeitsbegrenzung lag bei 50.

Coffee schlug so heftig auf der Windschutzscheibe auf, dass diese fast implodierte. Sein Blut war über das zerbrochene Glas verschmiert. Die Stoßstange des Autos löste sich. Coffee flog vier bis sechs Meter durch die Luft und landete auf seinem Kopf. Der Aufprall war so heftig, dass die Absätze seiner Cowboystiefel abrissen. Mit gebrochenen Rippen, einem gebrochenen Bein, einem Kreuzbandriss, durchstochener Lunge und einer Kopfverletzung lag er zusammengekauert auf der Straße.

Eine Verkehrskamera in Los Angeles zeigt Luke Coffee, der am 5. November 2006 von einem Auto mit mindestens 95 Kilometer pro Stunde angefahren wurde und etwa sechs Meter in die Luft flog. Der Fahrer beging Fahrerflucht.

Eine Verkehrskamera in Los Angeles zeigt Luke Coffee, der am 5. November 2006 von einem Auto mit mindestens 95 Kilometer pro Stunde angefahren wurde und etwa sechs Meter in die Luft flog. Der Fahrer beging Fahrerflucht. Foto: Los Angeles Police Department/Courtesy Luke Coffee

Doch sofort schrie er nach Elizabeth und rang mit seiner verletzten Lunge nach Luft. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass seine 22-jährige Verlobte tot war. Sie war bei dem Aufprall fast 10 Meter weit geflogen, schlug auf der Motorhaube eines geparkten BMW auf und landete 15 Meter weiter am Straßenrand.

In einem Augenblick wurde sie von Manuel Erik Munera aus dem Leben gerissen, einem mutmaßlich betrunkenen Fahrer, der vom Unfallort floh. Munera wurde nicht langsamer und hielt auch nicht an, um dem Paar zu helfen. Er stellte sich erst mehrere Tage nach dem Unfall der Polizei, nachdem er sein Auto stehen gelassen hatte. Später wurde er nur wegen des unerlaubten Entfernens vom Unfallort verurteilt.

Coffee wurde in das Cedars-Sinai Medical Center eingeliefert. In der Notaufnahme rief er immer wieder nach Elizabeth. Obwohl man ihm auf dem Weg ins Krankenhaus sagte, dass sie gestorben sei, konnte sich Coffee nicht daran erinnern.

Coffee war am Boden zerstört, als er wegen seiner Verletzungen nicht zu Elizabeths Beerdigung gehen konnte. Sie fand am 10. November statt, ihrem 23. Geburtstag. „Ich habe gebetet, dass Gott mich zu sich nimmt. In der Nacht, in der ich erfuhr, dass ich nicht zu ihrer Beerdigung gehen konnte, dachte ich: ‚Herr, töte mich einfach.‘“

Gott um ein Zeichen bitten

Als der lange Heilungsprozess begann, kämpfte Coffee emotional und körperlich. Er litt unter dem Überlebensschuld-Syndrom. Er flehte Gott um ein Zeichen an, dass die Liebe seines Lebens im Himmel sei. Er glaubt, dass Gott seine Gebete erhörte.

Mehrere Freunde von Coffee blieben in den Tagen nach dem Unfall in seinem Zimmer, um ihn emotional zu unterstützen.

„Ich betete mit meinen drei besten Freunden um vier Uhr morgens, dass Gott mir erlauben würde, sie zu sehen, einen Traum zu haben oder mit ihr zu sprechen, und dass es mir einen Sinn geben würde“, sagte Coffee. Ihre Gebete wurden fast sofort erhört.

Er verspürte einen übernatürlichen Frieden. Und als die Männer die Augen öffneten, rollte eine Frau plötzlich eine Harfe ins Zimmer und fragte, ob sie ihnen etwas vorspielen dürfe.

Eine Besucherin mit einer Harfe um 4 Uhr morgens war eher ungewöhnlich, aber die Männer waren wie verzaubert, sodass sie sich nichts dabei dachten. Sie hörten zu. Die Musik, die die Musikerin den Saiten entlockte, war jenseits von ergreifend und schön. Sie war unbeschreiblich. Coffee und seine Freunde weinten. Während die Frau spielte, hatten sie das Gefühl, an einem anderen Ort zu sein, ohne Sorgen, Schmerz oder Kummer.

Die Männer waren ganz aufgewühlt, als die Frau ihr 20-minütiges Konzert beendete und wegging. Später am Tag fragten sie die Krankenschwester nach der Musikerin.

Vor 6 Uhr morgens dürfe niemand von außerhalb das Krankenhaus betreten, war ihre Antwort. Sie habe in der Nacht keine Frau mit einer Harfe gesehen. Coffee glaubt, dass er eine himmlische Besucherin hatte.

Das Leben ging nach der Tragödie weiter. Coffee setzte seine Karriere in Film und Fernsehen fort. Am bekanntesten ist er wohl für seine Hauptrolle in einer Folge der Fernsehserie „Friday Night Lights“ (2011) auf NBC. Er arbeitete in der Filmproduktion in Hollywood und mit „Coffee Productions“, seiner in Texas ansässigen Filmgesellschaft.

Der Filmemacher arbeitet nun seit Jahren an „Texas Angel“, einem Film über sein Leben mit Elizabeth. Die Produktion und die Finanzierung wurden durch die Corona-Pandemie unterbrochen, aber Coffee ist fest entschlossen, den Film als Hommage an seine Verlobte fertigzustellen.

„Sie war meine größte Cheerleaderin auf Erden. Das ist es, was mich motivierte… Ich habe nie geheiratet“, sagte Coffee. „Wenn ich morgen sterbe, war sie die Liebe meines Lebens, und sie hat mich zu Gott zurückgeführt.“

Luke Coffee sagt, er wisse, dass seine Geschichte mit Elizabeth Toon nicht mit ihrem Tod geendet habe.

Luke Coffee sagt, er wisse, dass seine Geschichte mit Elizabeth Toon nicht mit ihrem Tod geendet habe. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Luke Coffee

Gewalt am Kapitol

All das schien weit weg auf der Lower West Terrace des Kapitols, wo sich Coffee mitten in den Unruhen wiederfand. Boyland war da schon von der Polizei in das Gebäude gezogen worden. Coffee ergriff ein Megafon und rief die Menge auf, sich friedlich zu verhalten. „Sie werden das gegen uns verwenden“, sagte er der Menge.

Kurz nach 17 Uhr trafen weitere Polizisten an der Lower West Terrace ein. Als Trump in einer Videobotschaft alle Menschen aufforderte, nach Hause zu gehen, habe sich die Menge langsam aufgelöst, so Coffee.

Doch immer mehr Polizisten in voller Montur kamen zur Verstärkung, erklärte der Filmemacher. „Sie schubsten einfach jeden, schubsten gewaltsam die Menschen, die versuchten zu gehen. Es war verrückt.“

Die Polizei begann, Tränengas auf die Menschen zu schießen. Auch Coffee wurde getroffen. „Ich brach einfach zusammen. Patrioten trugen mich zur Seite, ich wurde ohnmächtig. Ich dachte, ich würde sterben.“

Als Coffee nach Dallas zurückkehrte, begannen die Angriffe. Sein Filmproduktionsgeschäft kam zum Erliegen. Er wurde in den sozialen Medien belästigt und kritisiert. Er willigte in ein Interview mit einer texanischen Zeitschrift ein. In dem daraufhin erschienenen Artikel hieß es, er „lebte im Luxus und versteckte sich vor dem FBI“. 

Die Geschichte verstärkte die Darstellung der „New York Times“, dass Coffee die Polizei daran gehindert habe, Boyland, die bewusstlos neben ihm lag, zu helfen.

Aufnahmen von Bodycams zahlreicher Polizeibeamter und frei zugängliche Handyvideos zeigen, dass die Demonstranten die Polizei anflehten, Boyland zu helfen, lange bevor Coffee den Ort des Geschehens betrat. Ihre Bitten wurden nicht nur ignoriert, die Polizei stieß mehrere von ihnen auf Boyland.

Gegen Coffee laufen zehn Anklagen, darunter sechs Anklagen wegen Angriffs auf die Polizei mit einer tödlichen Waffe (der Krücke). Der FBI-Agent, der bei Coffees Vorverhandlung aussagte, meinte, Coffee sei als Friedensstifter aufgetreten und habe die Demonstranten von den Polizeibeamten getrennt. Als er die Krücke in Hüfthöhe hielt, habe sie die Beamten nur fünf Sekunden lang berührt, so der Agent.

Außerdem habe Coffee sofort reagiert, als er ihn am 13. Januar kontaktierte, erklärte der FBI-Agent. Coffee wurde damals erklärt, er sei kein Verdächtiger. Trotz der Behauptung, er verstecke sich vor dem FBI, habe er im Februar 2021 mindestens sieben Mal mit Coffee gesprochen, fügte der Agent hinzu.

Obwohl es informelle Gespräche über Vereinbarungen gab, die vier oder fünf Jahre Gefängnisstrafe vorsehen, will Coffee vor Gericht gehen. Momentan sammelt er Geld für seine Verteidigung. Er sagte, er sei nicht politisch, kein Aufrührer oder Krawallmacher. Er habe sich an diesem Tag dazu berufen gefühlt, zum Kapitol zu gehen und sei in keinster Weise kriminell.

Ein texanischer Engel

Coffee besucht immer noch Elizabeths Grab auf dem St. Olaf Friedhof in der Nähe von Cranfills Gap, Texas. Auf der anderen Seite des Feldes befindet sich die alte St. Olaf Kirche, die heute als Rock Church bekannt ist. Einige Monate vor dem tödlichen Unfall besprachen Coffee und Elizabeth Pläne, in der charmanten Landkirche zu heiraten, gefolgt von einem Empfang auf der Ranch ihrer Eltern mit Unterhaltung durch die Country-Musiker Jack Ingram und Pat Green.

Luke Coffee legt Blumen auf das Grab von Elizabeth Toon, die er heiraten wollte, bevor ein tragischer Unfall sie aus dem Leben riss. Das Paar wollte in der Rock Church (im Hintergrund) heiraten.

Luke Coffee legt Blumen auf das Grab von Elizabeth Toon, die er heiraten wollte, bevor ein tragischer Unfall sie aus dem Leben riss. Das Paar wollte in der Rock Church (im Hintergrund) heiraten. Foto: Dixie Dixon/For The Epoch Times

Monate nach der Beerdigung, an der er nicht teilnehmen konnte, besuchte Coffee das Grab von Elizabeth zum ersten Mal. Der Boden hatte sich merklich gesetzt. Er holte eine Schubkarre mit einer Ladung Erde und ging etwa fünfmal hin und her. Es war sein körperlicher Akt der Barmherzigkeit. Etwas, das nur sie beide betraf. Gemeinsam.

Als er an diesem Tag fertig war und am Rande des Grabes saß, zog ein Sturm auf und durchnässte Coffee bis auf die Haut.

Die letzte Ruhestätte von Sarah Elizabeth Toon auf dem St. Olaf Cemetery in der Nähe von Cranfills Gap, Texas.

Die letzte Ruhestätte von Sarah Elizabeth Toon auf dem St. Olaf Cemetery in der Nähe von Cranfills Gap, Texas. Foto: Dixie Dixon/Für The Epoch Times

Dieser friedliche Ort ist gut zum Nachdenken. Der Schauspieler fährt oft mit seinem Wagen so nah heran, dass er die Stereoanlage hören kann, aus der einige ihrer Lieblingslieder dröhnen. George Strait spendet mit „You’ll Be There“ Trost, einem Lied, das Elizabeth auf einer Fahrt von Texas nach Los Angeles auf Video sang.

Das vielleicht eindringlichste Lied ist jedoch „Texas Angel“, das Coffee so sehr berührte, dass er es als den Titel für den Film nahm, den er über Elizabeth dreht.

So won’t you smile for me,
my Texas angel
It’ll be alright
Just lay your head beside me
And dream of me tonight
And I promise I’ll watch over you
‘Til the morning light
Willst du nicht für mich lächeln,
mein texanischer Engel
Alles wird gut
Leg deinen Kopf einfach neben mich
und träume heute Nacht von mir
Und ich verspreche, ich werde
bis zum Morgenlicht über dich wachen

Coffee glaubt, dass Gott ihn durch den Sturm führte. Er weiß, dass weitere folgen werden. Er sei bereit, überall hinzugehen, wohin er gerufen wird.

„Ich habe vor nichts Angst. Ich bin einfach bereit, zu sein, ich möchte vom Herrn gebraucht werden“, so Coffee.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Luke Coffee Says God Told Him to ‘Stand in the Gap’ on January 6“ (deutsche Bearbeitung von as)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 53, vom 16. Juli 2022.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion