Frankfurter Buchmesse will Ort des „friedlichen Miteinanders“ sein
In Zeiten von Krisen, Kriegen und Verunsicherung will die Frankfurter Buchmesse ein Platz des „friedlichen Miteinanders“ sein. Seit 75 Jahren sei die Buchmesse „ein Ort der Meinungsfreiheit, der Meinungsvielfalt“, betonte die Vorsteherin des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, bei der Eröffnungspressekonferenz zur Jubiläumsausgabe. Die Buchmesse sei auch „ein Ort, an dem das Denken durch den Diskurs geschärft wird“.
Buchmessen-Direktor Juergen Boos sagte: „Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Dagegen gehe es bei der Frankfurter Buchmesse immer um Menschlichkeit. „Im Zentrum steht die menschliche Begegnung.“ Doch diese Menschlichkeit sei durch den Angriff der Hamas auf Israel zerbrochen. „Unser Mitgefühl gilt den Menschen, deren Angehörige Opfer dieses Gewaltexzesses wurden, und allen Menschen in Israel und Palästina, die unter dem Krieg leiden.“
Autorin „vor der Hetzmasse“ schützen
Für Diskussionen sorgte erneut die umstrittene Verschiebung einer Ehrung für Adania Shibli. Die palästinensische Autorin sollte am Freitag mit dem „Liberaturpreis“ des Vereins Litprom ausgezeichnet werden. Ihr Roman „Eine Nebensache“ war von der Kritik hoch gelobt, aber auch wegen angeblich antisemitischer Klischees kritisiert worden. Er wolle Autorinnen „vor der Hetzmasse“ schützen, betonte Boos. Der Verein Litprom suche nach einem würdevollen Zeitpunkt für die Verleihung nach der Messe, sagte Buchmessensprecher Torsten Casimir. Zudem bekräftigte er, die Messe sei eine Plattform für das freie Wort und den friedlichen Austausch, daran ändere auch diese Absage nichts. Zuvor hatten hunderte Autoren und Mitarbeiter des Literaturbetriebs in einem offenen Brief die Verschiebung kritisiert.
Die Buchmesse soll am Dienstagabend feierlich eröffnet werden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Teilnahme wegen einer Israel-Reise kurzfristig abgesagt. An seiner Stelle wird Kulturstaatssekretärin Claudia Roth (Grüne) erwartet. Angekündigt hat sich auch Natasa Pirc Musar, Präsidentin des Gastlands Slowenien.
Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Salman Rushdie
An den insgesamt fünf Messetagen wollen die Veranstalter die drängendsten Themen aus Politik und Gesellschaft in den Fokus rücken. Den Auftakt machte als Gastrednerin der Eröffnungspressekonferenz die britische Wissenschaftsjournalistin und Buchautorin Gaia Vince („Das nomadische Jahrhundert“). Sie erläuterte, wie Klima-Migration unsere Welt verändern und dass diese Herausforderung auch als Chance begriffen werden könne.
Mehr als 4.200 Aussteller aus 95 Ländern haben sich angemeldet. Die Messe öffnet am Mittwoch zunächst für Fachbesucher und am Wochenende auch für das Publikum. Mit Blick auf die Anschläge in Israel haben die Veranstalter auch kurzfristige Programmänderungen angekündigt. Unter anderem ist für Mittwoch eine Podiumsdiskussion der Schriftstellervereinigung PEN-Berlin mit dem Titel „In Sorge um Israel“ geplant. Die Messe endet dann am Sonntag mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den indisch-britischen Autor Salman Rushdie. (dpa/red)
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