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125. Todestag

Der Kranich – von Theodor Fontane

Aus der Rehe Epoch Times Poesie – Am 20. September 1898 verstarb Theodor Fontane ganz plötzlich in seiner Berliner Wohnung, nachdem er zu Bett gegangen war. Zuvor hatte er noch mit seinen Söhnen zu Abend gegessen. Fontane hinterließ ein großes Lebenswerk mit vielen Romanen, Novellen, Gedichten und rund 6000 Briefen.

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Nur seine Sehnsucht trug ihn mit den Brüdern über's Meer,…

Foto: iStock

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Lesedauer: 1 Min.

Der Kranich

Rauh ging der Wind, der Regen troff,
Schon war ich naß und kalt,
Ich macht‘ auf einem Bauerhof
Im Schutz des Zaunes Halt.
Mit abgestutzten Flügeln schritt
Ein Kranich drin umher,
Nur seine Sehnsucht trug ihn mit
Den Brüdern über’s Meer,
Mit seinen Brüdern, deren Zug
Jetzt hoch in Lüften stockt,
Und deren Schrei auch ihn zum Flug
In fernen Süden lockt.
Und sieh, er hat sich aufgerafft,
Es gilt erneutes Glück,
Umsonst, der Schwinge fehlt die Kraft
Und ach, er sinkt zurück.
Und Huhn und Hahn und Hühnchen auch
Umgackern ihn voll Freud‘, –
Das ist so alter Hühner-Brauch
Bei eines Kranichs Leid.
 
Theodor Fontane (1819-1898)

Kommentare

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van toybenvor 2 Jahren

Herbst

O du wunderschöner Herbst,

Wie du die Blätter golden färbst,

Deiner reinen Luft so klar und still,

Noch einmal ich mich freuen will.

Ich geh den Wald, den Weiher entlang;

Es schweigt das Leben, es schweigt Gesang,

Ich hemme den Schritt, ich hemme den Lauf

Erinnerungen ziehen herauf.

Erinnerungen sehen mich an,

Haben es wohl auch sonst getan.

Nur eins hält nicht mehr damit Schritt.

Lachende Zukunft geht nicht mehr mit.

Vergangenheit hält mich in ihrem Bann,

Vergangenheit hat mir’s angetan;

Den Blick in den Herbst, den hab ich frei,

Den Blick in den Herbst. Aber der Mai?

Theodor Fontane

Chrissyvor 2 Jahren

Schön, daß Sie dieses Gedicht von Fontane aufgeschrieben haben.

Ich mag Fontane sehr, doch ist der Kranich ist ein sehr trauriges Gedicht.