Kunstausstellung „Wahrhaftigkeit – Barmherzigkeit – Nachsicht“ in Dresden

Im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtags in Dresden
Titelbild
Der Präsident des Sächsischen Landtags, Erich Iltgen, bei der Eröffnungsrede der Kunstausstellung.Foto: Hongfeng Yang
Von 10. März 2007

Wenn man durch die gläserne Eingangstür des Bürgerfoyers des Landtages kommt, fällt der Blick unmittelbar auf das Gemälde „Buddha“ mit einer gütigen und harmonischen Ausstrahlung, gemalt von Professor Zhang Kunlun. Das Gemälde ist Teil der Kunstausstellung „Wahrhaftigkeit – Barmherzigkeit – Nachsicht“, die vom 7. März bis 26. April 2007 im Bürgerfoyer des Landtags Dresden gezeigt wird. Auf etwa 600 qm sind die 40 Kunstwerke entlang der lichtdurchfluteten hohen Glaswände aufgestellt. Durch die gläsernen Wände bietet sich zwischen den Kunstwerken ein weiter Blick auf die berühmte historische Semperoper. Ein Ambiente, das der Würde der Kunstausstellung entspricht.

Am Dienstag. den 6. März 2007 fand die feierliche Eröffnung der Kunstausstellung statt. Sie wird vom Verein Ars Honesta Deutscher Verein für Kunst und Menschenrechte e.V. präsentiert und steht unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Sächsischen Landtags.. Zahlreiche geladene Gäste erschienen zu der Eröffnungsfeier. Als musikalischer Auftakt der Feierlichkeit sangen Mitglieder des Kunstvereins das Lied „Rejoice“. Ihre klaren und harmonischen Stimmen wurden durch den Raum mit wundervollen Akustikeigenschaften verstärkt, so dass es wie ein großer Chor klang.

Der Präsident des Landtags, Erich Iltgen, hielt die Eröffnungsrede, in der er die besondere Bedeutung der Kunstausstellung hervorhob. Er betonte, dass in einer Zeit, in der die wirtschaftlichen Beziehungen zu China sich entwickeln, diese Kunstausstellung, die die Menschenrechtssituation in China und die Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden aufzeigt, besondere Aufmerksamkeit verdiene.

In seiner Rede sagte er weiter: „Der geistige Mittelpunkt der vorwiegend aus China stammenden Künstler, der dieser Ausstellung den Titel gegeben hat, nennt sich Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht. Diese drei Prinzipien des Lebens zeichnen nach unseren abendländischen Vorstellungen einen aufrichtigen und aufrechten Menschen aus. Sie werden heute von der buddhistischen Falun Gong-Schule gelehrt, die 1992 mit ihren praktischen Meditationsübungen erstmals in Erscheinung getreten ist. […] Prinzipien wie Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht, denen die großen Religions- und Weisheitslehren zugrunde liegen, widersprechen in allen Formen den Diktaturen und totalitären Ideologien. Das hat uns, den Deutschen in Europa und den Europäern die Geschichte des 20. Jahrhunderts deutlich gemacht. Diktaturen zielen in der Regel darauf ab, den Menschen ihre Individualität zu nehmen und ihnen das moralische Rückgrat zu brechen. […]

Dieser Begriff der Wahrhaftigkeit ist in der Tat in unserer Gesellschaft verloren gegangen. Deswegen ist es wichtig, immer wieder daran zu erinnern, dass er ein Wert ist, der dem Menschen, wenn er diese Wahrhaftigkeit erlebt, auch die Möglichkeit einräumt, in Freiheit und in Überzeugung das zu leben und auszudrücken, was ihm eigentlich als Geschöpf in die Wiege gelegt worden ist, nämlich die individuelle Freiheit, die über allem Zwang steht. Wir haben bisher oft auch gerade bei totalitären Systemen damit zu tun, dass diese den Menschen umerziehen wollen. […]

Wir haben die Freiheit, den Entscheidungen unseres Gewissens zu folgen – und darüber sind wir sehr dankbar – ohne dafür verfolgt zu werden, und aktiv daran mitzuwirken, um der Verwirklichung einiger unserer Ideale immer ein Stück näher zu kommen. […] Um auf die Ausstellung zurückzukommen, die hier gezeigten Kunstwerke bringen sehr deutlich zum Ausdruck, was es bedeutet, und welcher Energie es bedarf, um das Individuum im Einklang mit der Umwelt zu entfalten, moralische Widerstandskraft zu zeigen und eben auch Gerechtigkeit durchzusetzen. […]

Weil es in dieser Ausstellung um das höchste Gut, um die Menschenrechte und ihre Verteidigung geht, entspricht es dem Selbstverständnis des Sächsischen Landtages, als oberstes Verfassungsorgan, das Anliegen der Veranstalter zu unterstützen. Hier wird uns in eindrucksvollen Bildern die Größe des Elends der Menschen ins Bewusstsein gerückt und dokumentiert, dass die Menschenrechte in anderen Teilen der Welt missachtet und auf manchmal unmenschliche Weise verletzt werden.

In China zählen die Falun Gong, wie auch die internationalen Proteste zeigen, inzwischen zu den weltweit bekanntesten Opfergruppen. Dabei blieben die Protestresolutionen im Falle der Verfolgung nicht nur auf Organisationen wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte und andere nichtregierungsamtliche Organisationen beschränkt. Denn sowohl das Europäische Parlament als auch der US Kongress haben, um nur zwei Beispiele zu nennen, bereits frühzeitig – aber noch immer leider ohne Erfolg – ihre Stimme erhoben.

Desto stärker wiegt die moralische zugleich auch die politische Pflicht, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, sich öffentlich gegen jegliche Versuche der Unterdrückungen, der Glaubens-, Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit einzusetzen. Kooperation in den Bereichen Handel, Umweltschutz oder Energie dürfen uns als Europäer nicht aus der Pflicht entbinden, mit unseren Partnern, wie in diesem Falle mit China, auch zukünftig einen Menschenrechtsdialog zu führen. Im Gegenteil muss dieser Dialog oberste Priorität besitzen, wenn wir nicht gegen unsere eigenen Werte und Interessen handeln wollen.

Mit dieser Ausstellung will der Sächsische Landtag einer Kunst, die den Menschenrechten und der Freiheit des Geistes zum Durchbruch verhelfen soll, ein Forum und auch ein Podium bieten. Damit leisten wir unseren eigenen Beitrag auf dem schwierigen Wege zu mehr Menschlichkeit auf dieser Welt.“

In seiner anschließenden Rede erklärte der Vorsitzende des Ars Honesta Vereins für Kunst- und Menschenrechte, Volker Dietz, den Inhalt der Ausstellung, die aus den vier Teilen „Die Schönheit der Kultivierung“, „Grenzenloser Mut“, „Aufruf zur Gerechtigkeit“ und „Durchsetzung der Gerechtigkeit“ besteht. Er führte die Besucher durch die Ausstellung, wobei er einzelne Kunstwerke und deren tiefen Hintergründe besonders erläuterte.

Dahinter steht das Problem der Menschen und der Verfolgung

Nach dem Rundgang äußerte sich die Vizepräsidentin des Sächsischen Landtags Regina Schulz, erschüttert über die Probleme und die Not der Menschen, von denen die Bilder der Ausstellung handeln: „Ich muss unterscheiden zwischen dem Künstlerischen und dem Inhalt und das Schlimme ist, dass mich bei diesen wunderschönen Bildern der Inhalt so bedrückt, dass ich eigentlich gar nicht sagen kann, ein Bild ist besonders schön. Denn dahinter steht das Problem der Menschen und der Verfolgung. Jedes Bild, das auch Ausstrahlung hat, bedrückt aber zugleich. Als ich durch die Ausstellung gegangen bin, wurde ich richtig seelisch angegriffen, solch ein Gefühl hatte ich.“

Auf die Frage, ob sie vorher schon so weit über die Situation in China informiert war: „Es ist für mich die erste richtige heftige Begegnung damit, ich hab nicht geglaubt, dass das tatsächlich so schlimm ist, für mich ist diese Ausstellung auch Aufklärung und dafür bin ich dankbar.

Man kennt ja auch viele Leute, die zum Urlaub in China waren, die sind so begeistert von der Schönheit dieses Landes und von der Art der Menschen, so liebenswürdige Menschen, aber die bekommen diese Probleme nicht mit im Urlaub. In den Medien hier erfährt man auch nicht allzu viel, und aus dem Grund ist es sicher wichtig, dass man in der Form aufeinander zugeht und das erfährt.

Ich denke, dass man zunächst mal schauen muss, was da tatsächlich passiert, im welcher Weise man darauf Einfluss nimmt oder das registriert und Informationen weitergibt. Vielleicht kann das ein Anlass sein, sich auf dem Gebiet mehr umzuhören und tiefer hinzuhören, insofern war die Veranstaltung hier schon jetzt nützlich.“

Durch das Bürgerfoyer bewegen sich täglich Besichtigungsgruppen und zahlreiche Schulklassen in Richtung Plenarsaal. Sie kommen unweigerlich durch die Kunstausstellung und immer wieder lösen sich einzelne Personen aus der Gruppe und stellen Fragen über die Hintergründe der Ausstellung und über die Verfolgung von Falun Gong in China.

Noch sieben Wochen lang prangt vor dem Sächsischen Landtag ein etwa sechs Meter breites Banner mit dem Logo von Ars Honesta und der Ankündigung der Kunstausstellung „Wahrhaftigkeit-Barmherzigkeit-Nachsicht“.

 

Dauer der Ausstellung: 7. März bis 26. April 2007

Mo. – Fr. 10:00 bis 18:00 Uhr

Sa. – So. 10:00 bis 16:00 Uhr

Führungen finden in dieser Zeit regelmäßig statt.

Sächsischer Landtag

Bürgerfoyer

Bernhard-von-Lindenau-Platz 1

01067 Dresden



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