Künstler fordern Pressefreiheit: Solidaritätskonzert für Julian Assange
Das Konzert in der Berliner Musikbrauerei am letzten Freitag ist dem Journalisten Julian gewidmet. Mit diesen Worten begrüßt der Veranstalter Jens Fischer Rodrian seine Gäste fröhlich und euphorisch. „Ich wünschte, er könnte euch sehen, ich wünschte, er könnte euch hören!“, verkündet er stolz über seine Zuschauer. Zum Einklang spielt Rodrian coole und groovige Lieder, die Zuschauer fangen langsam an zu wippen und es zeigen sich lächelnde Gesichter.
„Der Journalist und WikiLeaks-Gründer ist neben Edward Snowden wohl das bekannteste Opfer schwindender Pressefreiheit westlicher ‚Vorzeigedemokratien‘“, sagt Rodrian gegenüber Epoch Times. „Wir werden das Thema nicht ruhen lassen: Pressefreiheit“. Assange solle bei dem Thema der Freiheit ständig präsent sein. Der Fall verliere nie an Aktualität. Es sei einfacher, sich jetzt noch für Assange einzusetzen und etwas zu bewirken, als ihn aus dem Gefängnis in den USA zu befreien.
2010 veröffentlichte Assange geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan. Die schwedische Staatsanwaltschaft erließ daraufhin einen internationalen Haftbefehl gegen Assange, 2012 erhielt er in der Botschaft Ecuadors in London Asyl, welches ihm 2019 entzogen wurde. Sein Einspruch, aus dem britischen Gefängnis in die USA abgeschoben zu werden, wurde abgelehnt. In den USA drohen Assange 175 Jahre Haft.
Laut Veranstalter seien auch die Künstler durch Zensur massiv bedroht. „Wenn Kunst und unabhängige Berichterstattung verschwinden, ist das ‚Immunsystem der Demokratie‘ massiv gefährdet.“ Auf den Missstand hinter dem Fall Assange und die Frage nach journalistischen Pflichten und medialen Freiheiten soll an dem Abend aufmerksam gemacht werden.
Die gesamten Einnahmen des Abends gehen an Assanges Anwältin Stella Morris. Alle Künstler sind ehrenamtlich aufgetreten, die Fahrtkosten wurden übernommen. Die Location wurde kostenfrei zur Verfügung gestellt. Eine Künstlerin malte während des Konzertes ein Bild, dessen Erlös zur Hälfte an die Anwältin Assanges gehen soll. Die Materialkosten für das Bild übernahm die Musikbrauerei.
Kunst für Freiheit
Die erste Künstlerin ist Dichterin Lou Rodrian, die Tochter des Veranstalters. Seine Schwärmerei über ihre Poesie lässt alle gespannt auf ihren Auftritt werden. Sie ist mit ihren 21 Jahren umso nervöser. Stark präsentiert sie ihren Text Wunde(r)n. Er lässt Raum zum Nachdenken und macht auf die Spaltung der Gesellschaft aufmerksam. „Das Urteil ist gesprochen, ihr habt nicht nur euch, sondern auch mich gebrochen.“, hallt es durch die Lautsprecher. Der Fall Assanges ist für viele Künstler wichtig, weil sie selbst unter Corona-Maßnahmen und Einschränkungen der Freiheit gelitten haben.
Freiheit ist für Rodrian vor allem ein Gefühl und die Möglichkeit, frei reden zu können. Der allgemeine Konsens des Freiheitsbegriffs sei, nicht zur Gewalt aufzurufen. Jeder Mensch solle in allen Lebensbereichen freie Entscheidungen treffen können, sagt er der Epoch Times.
Marta Murvai, die zweite Künstlerin, ist Violinistin. Ihr gespieltes Stück von dem belgischen Komponisten Eugène Ysaÿe aus dem Tag des Zornes der Totenmesse widmet sie Assange. Sie wünscht sich „ein bisschen mehr Gerechtigkeit auf dieser Erde“. Die Kraft, was wir tun und anderen antun, komme in der Musik durch. Musik vereine Menschen, sagt sie.
Mit ihrem Stück wurde es komplett still im Raum. Selbst Rodrian sagt, „Du hast es geschafft, dass dir alle ruhig zuhören. Das passiert selten in der Musikbrauerei.“
Alle Aufmerksamkeit gilt der nächsten Künstlerin und Schauspielerin Philine Conrad, die einen Teil des von ihr geschriebenen Stückes Die Gefangenschaft vorträgt. Mit diesem wird sie beim Theaterfestival in Österreich auftreten.
„Schweigen Sie, Sie sind nur Journalist!“, liest sie laut. Ruhe im Saal und gespannte Gesichter. „Ich bin nur Journalist, ich mache nur meine Arbeit, aber ich mache sie richtig. Ich höre zu, ich berichte, ich warne.“ Die Geschichte geht weiter und es stellt sich heraus, dass jemand krank ist. Zwischen den Zeilen und sprachlich versteckt lassen sich kritische Gedanken über die Impfung erkennen.
In ihrem Stück schildert Conrad das, was die Zuschauer in den letzten Monaten erlebten: Stille über die Impfnebenwirkungen. „Zu viele Opfer, es gab schon zu viele Opfer.“, liest sie. Weiter trägt sie vor: „Man wusste nichts davon, wird man später sagen, man konnte es nicht wissen.“ Den Text schrieb sie vor einem Jahr. Staunendes Raunen und nickende Köpfe lassen sich im Publikum erkennen.
Das Thema der Meinungsfreiheit findet sich auch in den Texten von Zulia und Lui Koray. „Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden und alles, was sie vergessen, müssen wir dann vergessen lernen.“, rappt der Songwriter und erzählt davon, dass er überall coole Menschen sehe. Er sehe überall in der Welt schönes, der Fehler liege allerdings im System.
„Liberty is free!“ leitet die Sängerin Alexa Rodrian mit ihren englischen Liedern und ihrer kraftvollen Stimme den zweiten Teil des Abends ein. Ihre Texte beruhen auf viel eigener Reflexion, wie sie erzählt.
Während sich Rodrian Freiheit wünscht, ersehnt sich die Sängerin Isi Reicht Wahrheit: „Auch, wenn es pathetisch klingt: Ich will das große Erwachen!“, singt sie. Sie beendet ihren Auftritt a cappella mit den Worten: „Sei frei, frei, frei, oh bitte sei, sei, sei, sei du selbst“.
„Mir hat die Bühne gefehlt“
Über die Ungerechtigkeit des Falls Assange sind einige wütend. So ist es auch der letzte Liedermacher des Abends in seinem Lied, Jacob Heymann. Er singt von Frieden, Freiheit, Liebe und Gleichheit und davon, dass sich die Menschen hinter Ignoranz verstecken. Laut ertönt die Stimme aus den Boxen, der Sänger hält seine Augen geschlossen, seine Lunge bebt, während er singt.
Während der letzten zwei Jahre habe er wenig Bühnenzeit gehabt. „Das tat mir sehr gut“, sagt er. „Ich konnte wieder zu mir kommen, unter einem Baum sitzen und viel nachdenken. Und am Ende kam nichts raus und mir hat die Bühne wieder gefehlt.“, erzählt er mit einem leichten Schmunzeln.
Comedy bietet auch in schweren Zeiten den Raum zu lachen. Der Comedian Nikolai Binner ist an dem Abend als letzter Künstler eingeladen. Seine Bühne ist auf einer Empore über dem Publikum und die sitzenden Gäste stehen wieder auf. Alle schauen gespannt zu ihm herauf. Ihre Augen glitzern von dem Scheinwerferlicht. Schnell schlagen die leichten Schmutzler in lautes Lachen um.
Beendet wird der Abend mit dem Lied Danser Encore der BBB Band, welches in den letzten zwei Jahren für viele zum Freiheitslied wurde. „Freunde kommt, wir wollen wieder tanzen gehen, Leben ist doch nur als Ganzes schön, wir lassen uns nicht den Verstand verdreh‘n“, wird gesungen. „Wir wollen nur das Schweigen brechen“, heißt es im Lied und beschreibt einen der Leitgedanken des Abends.
Dem Publikum werden zwei Zugaben gespielt. Nach vier Stunden Liedermachen, Texte lesen und Verbundensein verlassen die Gäste langsam den Raum. Es sollen weitere Konzerte als Serie stattfinden, die auf die Pressefreiheit aufmerksam machen. Im Dezember sei das nächste Konzert geplant. Auf die Künstler könne man sich schon jetzt freuen.
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