Die rätselhaften Höhlen von Ajanta
In der abgelegenen indischen Wildnis, etwa vier Kilometer von der kleinen Stadt Ajanta entfernt, liegen uralte, von Menschenhand geschaffene Höhlen in einem Talkessel, in dem auch ein kleiner Bach entlang läuft. Es ist ein wundersamer und magischer Ort, der aus einem abenteuerlichen Indiana-Jones-Film stammen könnte.
Die geheimnisvollen Ajanta-Höhlen sind jedoch alles andere als fiktiv. Sie sind ein heiliger Komplex aus Tempelhallen, ehemaligen buddhistischen Klöstern und einer großen Sammlung von Andachtsskulpturen und Wandmalereien.
Die insgesamt 29 hufeisenförmig angeordneten Höhlen wurden über Jahrhunderte hinweg getrennt voneinander ausgegraben und umfassen die Satvahana- und Gupta-Perioden in Indien vom 2. Jahrhundert vor Christus bis zum 6. Jahrhundert nach Christus. Das Tal war bis zum Ende des 7. Jahrhunderts nach der Zeitenwende von buddhistischen Mönchen bewohnt.
Diese heilige buddhistische Stätte ist ein meisterhaftes Beispiel von enormem handwerklichen Können, das vor Jahrhunderten und Jahrtausenden zum Einsatz kam. Wände und Säulen gliedern die Räume und stützen sie zugleich, während in einigen der Höhlen künstliche Dachsparren und Balken allein aus ästhetischen Gründen eine Holzkonstruktion imitieren.
Die Kunst der Höhlen von Ajanta
In der gesamten Anlage findet man unzählige Skulpturen von Buddhas und himmlischen Wesen vor. In einigen Höhlen zieren detaillierte Wandmalereien Wände und sogar Decken. Als diese erstaunlichen Räume damals bewohnbar wurden, zogen sich die Mönche in die Viharas (buddhistische Klöster) zurück, versammelten sich in den Chaitya-Grihas (Tempelhallen) und meditierten in Abgeschiedenheit zu Füßen einer der vielen mächtigen Buddha-Skulpturen. Über steinerne Stufen, die heute nicht mehr erhalten sind, konnten Arbeiter und Mönche einst Wasser aus dem darunter liegenden Bach holen.
Die „Entdeckung“ der Höhlen durch einen Offizier der britischen Armee im Jahr 1819 machte sie schon bald zu einem beliebten Ausflugsziel für wohlhabende viktorianische Abenteurer, die sich in den indischen Dschungel wagten. Heute, 200 Jahre später, gehören die Ajanta-Höhlen zum UNESCO-Weltkulturerbe und sind Ziel zahlreicher Besucher aus der ganzen Welt.
Mittlerweile verleiht elektrisches Licht den Höhlen einen ästhetisch-dramatischen Effekt. Der einst so private und religiöse Ort ist zu einem Touristenziel für all jene geworden, die sich auf die Reise machen. Er ist der beste Beweis dafür, dass alle Dinge der Vergänglichkeit unterliegen und auch ein Heiligtum zu einem Ort der Alltäglichkeit werden kann.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „The Enigmatic Caves of Ajanta“ (deutsche Bearbeitung aa)
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 52, vom 9. Juli 2022.
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