Reallöhne im ersten Quartal gestiegen

Die Reallöhne sind in Deutschland im ersten Quartal kräftig gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lag das Plus bei 3,8 Prozent verglichen mit dem Vorjahresquartal, das war das größte Plus im Jahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe.
Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft hat die Beschäftigten auf Baustellen aufgerufen, den eigenen Gehörschutz ernster zu nehmen (Symbolbild/Archivbild).
Für Arbeitgeber erhöhen sich die Lohnkosten.Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Epoch Times29. Mai 2024

Die Reallöhne in Deutschland sind im ersten Quartal 2024 kräftig gestiegen. Sie lagen um 3,8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

Damit legten sie zum vierten Mal in Folge zu. Es war zudem das stärkste Reallohnwachstum im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe 2008. Einen ähnlich starken Anstieg der Reallöhne hatte es zuletzt im zweiten Quartal 2021 gegeben (+3,2 Prozent zum zweiten Quartal 2020). Im Zeitraum vom vierten Quartal 2021 bis zum ersten Quartal 2023 hatten die Beschäftigten durchgängig Reallohnverluste zu verzeichnen.

Auch der Nominallohn stieg

Die Nominallöhne in Deutschland waren im ersten Quartal um 6,4 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Das war der zweithöchste Nominallohnanstieg gegenüber einem Vorjahresquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008. Die Inflation in diesem Zeitraum verlor hingegen deutlich an Dynamik und betrug 2,5 Prozent. So ergibt sich der spürbare Reallohnzuwachs.

Die starke Steigerung der Nominallöhne und die im Vergleich schwächere Inflationsentwicklung führten zum Reallohnwachstum im ersten Quartal 2024.

Dazu trugen auch die Auszahlungen von Inflationsausgleichsprämien bei. Die steuer- und abgabenfreie Prämie kann bis zu 3.000 Euro betragen und ist eine freiwillige Leistung der Arbeitgeber, die noch bis Ende 2024 ausgezahlt werden kann.

„Der Anstieg ist eine sehr gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft und die Menschen in Deutschland“, kommentierte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, die Zahlen. Allerdings hätten die Reallöhne „noch bei Weitem nicht die Verluste seit dem Beginn der Covid-Pandemie 2019 wettgemacht“.

Das könne ein Grund für den noch verhaltenen Privatkonsum sein, führte Dullien aus. In den kommenden Monaten dann könnte der Konsum aber „zu einer wichtigen Stütze für die konjunkturelle Erholung werden“.

Was sind denn Real- und Nominallöhne?

Reallöhne und Nominallöhne sind zwei unterschiedliche Konzepte zur Messung der Arbeitseinkommen. Der Nominallohn ist der in Geld gemessene Lohn eines Arbeitnehmers, ohne Berücksichtigung der realen Kaufkraft. Es ist der Bruttolohn vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben. Der Nominallohn lässt keine Aussagen über die tatsächliche Kaufkraft des Geldes zu, da Inflation oder Deflation nicht berücksichtigt werden.

Der Reallohn spiegelt die reale Kaufkraft des Nominallohns wider, indem die Preisniveausteigerungen (Inflation) einberechnet werden. Er gibt an, welche Menge an Gütern und Dienstleistungen mit dem Nominallohn tatsächlich erworben werden kann. Der Reallohn ergibt sich, indem der Nominallohn durch die Inflationsrate geteilt wird. Ein Beispiel: Bei einem Nominallohnanstieg von 3 Prozent und einer Inflationsrate von 2 Prozent ergibt sich ein Reallohnanstieg von nur 1 Prozent.

Die Inflationsrate in Deutschland lag im Januar 2024 bei 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Februar 2024 schwächte sich die Inflation weiter ab auf 2,5 Prozent.

Lohnsteigerungen und Einmalzahlungen

Auch die beschlossenen Lohnsteigerungen und Einmalzahlungen sowie Inflationsausgleichsprämien in Tarifverträgen, die im ersten Quartal 2024 an viele Beschäftigte ausgezahlt wurden, waren maßgeblich für den Reallohnanstieg.

Überdurchschnittliche Verdienststeigerungen sind in den Wirtschaftsbereichen „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung“ (+9,1 Prozent) und „Erziehung und Unterricht“ (+8,0 Prozent) festzustellen, wo die große Mehrheit der Beschäftigten nach einem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) entlohnt wird.

Betrachtet man die Vollzeitbeschäftigten nach ihrer Verdienstgrößenklasse, hatte das Fünftel mit den geringsten Verdiensten mit einem durchschnittlichen Nominallohnwachstum von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum im ersten Quartal 2024 die stärksten Verdienststeigerungen.

Die Verdienste der Vollzeitkräfte insgesamt stiegen um 6,5 Prozent und damit nur leicht stärker als die Nominallöhne in der Gesamtwirtschaft. Für das oberste Fünftel mit den höchsten Verdiensten unter den Vollzeitbeschäftigten blieb der Nominallohnanstieg mit +5,7 Prozent hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurück. (dts/red)



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