Süchtig nach mehr Denkleistung

Körperlich gesunde Menschen in der Medikamentenfalle
Von 18. Dezember 2010

Mehr und mehr medizinisch gesunde Menschen geraten in eine Abhängigkeitsbeziehung oder beginnen ihren Leidensweg unter dem Nebenwirkungsprofil von Medikamenten zur Beruhigung oder zur Leistungssteigerung. Während bei vielen der vermeintlichen Leistungssteigerern keine positiven Wirkungen auf das Gehirn nachgewiesen werden konnten, führen die meisten der verwendeten Präparate bei regelmässiger Einnahme zu schwerwiegenden Nebenwirkungen. Bei den Beruhigungsmitteln der Benzodiazepin-Gruppe wird geschätzt, dass 50 bis 100 Prozent der Konsumenten bei regelmäßiger Einnahme eine Form der Abhängigkeit von den Tabletten entwickeln. Gleichzeitig nimmt ein wachsender Anteil von Angestellten Präparate als Versuch, dem wachsenden Leistungsdruck gerecht zu werden – unter wenig erforschten Nebenwirkungen und Suchtpotential.{h:1}

Wege um unsere Leistungsfähigkeit zu steigern, sind in praktisch allen Kulturkreisen vertreten und haben in unterschiedlichen Maßen ihre Verwirklichung gefunden. Es ist ein alter Menschheitstraum, durch externe Hilfsmittel die Leistungsfähigkeit des Körpers möglichst ohne Nebenwirkungen steigern zu können. Doch anders als die Ureinwohner Südamerikas, die vor Jahrtausenden bereits ihre körperliche Leistungsfähigkeit entsprechend ihren Anforderungen für die beschwerliche Feldarbeit durch Drogenkonsum erhöhen konnten, befindet sich die aktuelle Wissenschaft fernab von dem Ziel, die Gehirnleistung effizient steigern zu können, vielmehr in einer experimentellen Übergangsphase voller Nebenwirkungen und schwerwiegender Gefahren.

Traditionelle Wege für mehr Denkleistung

Die bekannten und überlieferten Methoden, um die Leistungsfähigkeit des Gehirns zu steigern, sind vielfältig und reichen von einfachen Übungen, Meditation und Lifestyle hin, bis zur Alternativmedizin, der Schulmedizin oder dem Drogenkonsum. Der Kaffee ist ein Beispiel eines seit Jahrtausenden überlieferten Getränks zur Bekämpfung der Müdigkeit und Erhöhung der Leistungsfähigkeit.

All diesen Methoden ist gemeinsam, dass sie ihre Nebenwirkungen haben. Während der morgendliche Kaffee eine allen bekannte Wirksamkeit gegen die Morgenmüdigkeit vorzubringen weiß, beeinträchtigt er doch in größeren Mengen deutlich das Lebensgefühl und erhöht überdies auch in geringeren Mengen das Risiko für den Bluthochdruck und andere schwerwiegende Erkrankungen.

Vorsicht bei Mitteln mit starker Wirkungsangabe

Besonders große Aufmerksamkeit gilt hier den Nebenwirkungen von Mitteln, die eine starke Wirksamkeit versprechen. Die Beruhigungsmittel der Benzodiazepine sind in Deutschland die bei älteren Menschen am häufigsten verschriebenen Beruhigungsmittel. Sie können auf der einen Seite entsprechend dosiert der Schlaflosigkeit oft ein schnelles Ende bereiten. Auf der anderen Seite birgt die künstlich herbeigeführte Müdigkeit ein hohes Risiko für nächtliche Stürze, die besonders bei älteren Menschen im Falle eines Schenkelhalsbruchs mit einer hohen Sterblichkeit verbunden sind. Aus diesem Grund werden in vielen Krankenhäusern mittlerweile nicht mehr leichtfertig Benzodiazepine als Schlaftabletten verabreicht, um somit Stürzen und schwerwiegenden Knochenbrüchen vorzubeugen.

Ebenso kann das hohe Suchtpotential zusammen mit einem hohen Gewöhnungseffekt bei dieser Substanzgruppe dazu führen, dass man sich plötzlich in der Psychiatrie auf der Entzugsstation wiederfindet, weil man alleine nicht mehr gegen die Tablettensucht ankämpfen kann und etwa gleichzeitig die Nebenwirkungen der Tabletten bedrohlich stark und lebenseinschränkend geworden sind. In der Tat sind mehr als die Hälfte der etwa 2 Millionen, von Medikamenten abhängigen Menschen, von Beruhigungsmitteln abhängig, laut den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie. Wegen der Suchtgefahr dürfen Benzodiazepine normalerweise nicht länger als acht Wochen eingenommen werden. Obwohl diese Gefahr den Ärzten bewusst ist, werden diese Beruhigungmittel fast in jedem zweiten Fall länger als zwölf Wochen verordnet. Wenn der Patient nach acht Wochen weiterhin ein Beruhigungsmittel braucht, so stehen ihm zwar ein breites Angebot an alternativen Präparaten zur Auswahl, diese haben jedoch in den meisten Fällen eine weniger günstige Wirksamkeit oder ein Nebenwirkungsprofil.

Ein weiteres Beispiel für starke Nebenwirkungen zeigt sich bei der Einnahme von Drogen, die zur Entwicklung einer Schizophrenie führen können, die insbesondere in ihrer chronischen Form sogar zu geistiger Behinderung führen kann.

Gesunde Power-Alternativen

Eine weitaus gesündere Alternative stellt das „Power-Napping“ dar – eine Fähigkeit, die sich schulen lässt. Mit seiner Hilfe kann man innerhalb eines Kurzschlafs die notwendige Energie gewinnen, um effektiv weiterzuarbeiten. Im fernöstlichen Raum, in den USA sowie auch in Deutschland bieten Firmen bereits vermehrt Ruheräume an, damit ihre Mitarbeiter durch einen Kurzschlaf neue Energie tanken können. Außer der günstigen Wirkung auf die Leistungsfähigkeit ist bei dieser Alternative auch eine günstige Wirkung zur Vorbeugung von Herzkreislauferkrankungen belegt.

Als gesundheitsfreundlich gelten auch Schokolade und das Kaugummikauen. Die in dunkler Schokolade enthaltenen Kakaoflavonoide verbessern Durchblutung und Aktivität des Gehirns für zwei bis drei Stunden. Dieser Effekt lässt sich sogar messen, fand man an der Swinburne University in Melbourne heraus. Nach einem Flavonoidtrunk blieben Studenten länger fit. Beim Kaugummikauen waren auch deutliche Steigerungen in der Leistungsfähigkeit des Gehirns messbar. Durch die Muskelbetätigung des Kiefers kann die Konzentrationsfähigkeit des Gedächtnisses in der Tat gesteigert werden. Laut einer Studie der TU München steigen die Hirnleistungen während des Kauens um 20 Prozent. Als Ursache wird vermutet, dass die Bewegung des Kiefers zu einer besseren Durchblutung der grauen Zellen führt.

Ausgeglichene Ernährung und Lifestyle

Ebenso ist auch nachgewiesen, dass eine ausgewogene Ernährung die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigern kann. Frisches Obst, Gemüse und komplexe Kohlenhydrate sind die optimale Ernährung für gute Gedächtnisleistung. Ungesättigte Fettsäuren und Vitamin B1 bekommt das Gehirn unter anderem aus Erd- und Walnüssen. Günstig sind auch Fisch und Algen mit ihrem enthaltenen Jod und Omega-3-Fettsäuren sowie die Eisenlieferanten Rind- und Lammfleisch, Geflügel, Bohnen und Linsen. Beim Studieren kann zusätzlich auf ein effektives Zeitmanagement geachtet werden. Geistige Hochleistungsphasen wie die Morgenstunden eignen sich gut zum Lernen, während die natürlichen Tiefphasen wie etwa nach dem Mittagessen für Entspannung und Bewegung optimal sind. Zusätzlich kann der Körper durch die Bewegung aktiv Stresshormone abbauen und dadurch das kreative Denken fördern.

Beim Kaffee kann das darin enthaltene Koffein und ein Teil der Röststoffe das zentrale Nervensystem anregen. Dadurch werden die Aufmerksamkeit und Denkfähigkeit messbar gesteigert. Der Effekt hält etwa zwei Stunden an und erreicht 30 bis 45 Minuten nach dem Kaffeegenuss sein Maximum. Nach Empfehlungen von Ernährungswissenschaftlern sind vier bis fünf Tassen am Tag unbedenklich. In seinen anderen Varianten verrichtet das Koffein in Form von Schwarzem Tee, Grünem Tee oder Cola auch seine Wirkung als Wachmacher. In Kombination mit anderen vermeintlich leistungssteigernden Stoffen werden Energie-Drinks angeboten. Darin sind ähnlich soviel Koffein wie in einer Tasse Filterkaffee enthalten. Auch die beiden anderen Hauptzutaten Zucker und Aminosäure Taurin liefern Energie, wobei insbesondere die Wirkung des Taurin unter den Wissenschaftlern umstritten ist.

Zigaretten verursachen einen kurzen Effekt, der jedoch beim Ausbleiben von weiteren Zigaretten sich schnell ins Gegenteil verwandeln kann. Schon wenige Sekunden, nachdem der Zigarettenqualm inhaliert wird, regt Nikotin im Gehirn die Freisetzung von Nervenbotenstoffen wie Noradrenalin und Dopamin an. Diese Neurotransmitter verstärken auch die Wahrnehmung und die Gedächtnisleistung. Sobald der Körper kein Nikotin mehr erhält, fällt der Spiegel der Botenstoffe ab. Zusätzlich kommen bei den Zigaretten die schweren Nebenwirkungen auf das Herzkreislaufsystem dazu, die oft mit einer verkürzten Lebenserwartung einhergehen.

Auf den Biorhythmus zu hören, kann auch ein sehr effektiver Weg zur besseren Leistungsfähigkeit sein. Sowohl wegen der Suchtgefahr, als auch wegen den zu erwartenen starken Nebenwirkungen sind bis zu einem weiteren Einsatz von chemischen Präparaten zur Leistungssteigerung intensive weitere Forschungen notwendig.



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