Jodmangel und seine Folgen: Erhöhtes Risiko für Krebs- und Schilddrüsenprobleme
Sabrina W. konnte sich nicht erklären, warum sie ständig erschöpft war, trotz ausreichend Schlaf und gesunder Ernährung. Ein einfacher Bluttest brachte Klarheit: Schilddrüsenunterfunktion. So wie Sabrina leiden Millionen Menschen in Deutschland unter dieser Stoffwechselerkrankung. Und längst nicht jeder weiß um seine Erkrankung. Experten gehen davon aus, dass rund 5 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Bei Sabrina W. wurde sie durch langanhaltenden Jodmangel ausgelöst.
Jod ist ein wichtiger Bestandteil in jeder Zelle des Körpers. Es zeichnet sich durch antibakterielle, antivirale, antiparasitäre und krebshemmende Eigenschaften aus. Weiterhin ist es unabdingbar für eine funktionierende Immunreaktion. Zudem spielt Jod eine zentrale Rolle in der Struktur essenzieller Drüsengewebe – dazu gehören Brüste, Eierstöcke, Gebärmutter, Bauchspeicheldrüse und Prostata.
„Ein Mangel kann somit als Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion identifiziert werden“, äußerte sich Dr. Brownstein kürzlich in „Discovering True Health“, einem renommierten YouTube-Kanal und Podcast zum Thema Gesundheit und Wohlbefinden. Brownstein ist medizinischer Direktor des Zentrums für ganzheitliche Medizin in West Bloomfield in Michigan.
Laut dem Arzt sollte das Erkennen und Behandeln von Jodmangel von höchster medizinischer Priorität sein. „Ein ausreichender Jodspiegel ist grundlegend, um die für den Körper essenziellen Hormone zu produzieren.“
Jod für die Gesundheit der Schilddrüse
Jod ist unerlässlich für die Bildung der Schilddrüsenhormone Triiodthyronin und Thyroxin. Die beiden Hormone tragen zur Kontrolle der Körpertemperatur, der Herzfrequenz und der Verdauung bei. Auch sorgen sie für gesunde Haut, Haare und Nägel. Besonders wichtig sind sie in der Schwangerschaft und im Säuglingsalter für die richtige Entwicklung des Gehirns und der Knochen des Babys.
Mit der Zeit erhöht eine Schilddrüsenunterfunktion auch das Risiko von Herzerkrankungen, hohem Cholesterinspiegel und Diabetes.
Die Schilddrüse benötigt eine tägliche Zufuhr von Jod, um ausreichend Hormone herzustellen. Studien zufolge muss sie jeden Tag etwa 60 Mikrogramm Jod aus dem Blut aufnehmen. Wenn der Jodgehalt zu niedrig ist, vergrößert sich die Schilddrüse, um mehr Jod aufnehmen zu können. Diese kompensatorische Schwellung wird als Kropf bezeichnet.
Wie Jodmangel Krebs begünstigen kann
Dr. Brownstein zufolge haben Studien an Ratten vor Jahrzehnten gezeigt, dass Jodmangel zu Krebsvorstufen führt. In Laborstudien mit menschlichen Krebszellen wurde außerdem festgestellt, dass Jod eine krebshemmende Wirkung hat.
Jod gilt als eines der ältesten Schutzstoffe in Lebewesen, wie aus einer Studie aus dem Jahr 2021 hervorgeht. Es hilft dabei, schädliche Moleküle im Körper zu neutralisieren, die Zellen und Gewebe schaden könnten. Das trägt dazu bei, das Risiko für Krebserkrankungen zu verringern.
„Der Grund für den derzeitigen Anstieg von Drüsenkrebs, einschließlich Brust-, Schilddrüsen- und Prostatakrebs, ist […] teilweise […] dieser Jodmangel, der sich in unserem Land breitgemacht hat“, sagte Dr. Brownstein. In einer 2017 in den „Journals of Nutritional Health & Food Sciences“ veröffentlichten Forschungsarbeit wurde überdies festgestellt, dass Jodmangel mit Eierstockzysten in Verbindung gebracht wird, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Faktoren, die zu Jodmangel führen
Laut offiziellen Angaben sind 35 bis 45 Prozent der globalen Bevölkerung von Jodmangel betroffen. Dr. Brownstein, der über einen Zeitraum von 25 Jahren Tausende Menschen untersucht hat, vermutet jedoch, dass die tatsächlichen Zahlen noch höher liegen. Verschiedene Faktoren können zu Jodmangel beitragen:
Intensive Landwirtschaft: Ein Hauptfaktor ist laut Dr. Brownstein die Abnahme des Jodgehalts im Boden. „In der Vergangenheit konnten wir Jod über Lebensmittel aufnehmen, die auf jodreichen Böden gewachsen sind“, erklärt er. Übermäßiger Ackerbau und der Einsatz jodzehrender Pestizide und Insektizide hätten jedoch zu einem signifikanten Rückgang dieses Minerals in den Böden geführt.
Ozeanverschmutzung: Auch die Ozeane, die eine bedeutende natürliche Jodquelle darstellen, sind zunehmend belastet. Dr. Brownstein betont, dass Schadstoffe – darunter Plastik und Schwermetalle – nicht nur marine Ökosysteme gefährden, sondern auch Meeresfrüchte verunreinigen. Meeresfrüchte, die als wichtige Jodlieferanten in der Ernährung gelten, könnten so mit Schadstoffen belastet sein.
Das hat zur Folge, dass das Jod, welches wir aus natürlichen Ressourcen beziehen könnten, mit anderen, schädlichen Substanzen vermischt ist. Denn obwohl Seetang und Meeresfrüchte als reichhaltige Jodquellen gelten, haben Studien erhöhte Werte von Schwermetallen wie Blei, Cadmium und Arsen in diesen Lebensmitteln nachgewiesen.
Symptome
- Müdigkeit: Trotz ausreichend Schlaf fühlt man sich ständig erschöpft und träge.
- Menstruelle Unregelmäßigkeiten: Frauen können unter starken oder unregelmäßigen Perioden leiden, in extremen Fällen unter Unfruchtbarkeit.
- Gewichtszunahme: Trotz ausgewogener Ernährung und Bewegung kann es zu unerklärlicher Gewichtszunahme kommen.
- Übermäßige Kälteempfindlichkeit
- Trockene Haut, Haare und brüchige Nägel
- Muskelbeschwerden: Muskelschwäche, -krämpfe oder -schmerzen können auftreten.
- Verstopfung: Eine langsamere Verdauung kann zu Verstopfung führen.
- Stimmungsschwankungen: Hormonelle Veränderungen können die Stimmung beeinflussen und zu Depressionen, Reizbarkeit oder Launenhaftigkeit führen.
- Gedächtnisprobleme: Es kann zu Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und geistiger Verwirrung kommen.
- Schwellung im Halsbereich: Halsbeschwerden, Schluckbeschwerden oder Heiserkeit können auftreten.
Jodergänzung: Eine Notwendigkeit in der modernen Ernährung?
Die empfohlene Tagesdosis an Jod beträgt 150 Mikrogramm. Diese Menge dient als Grundlage, um die Entstehung eines Kropfes zu verhindern, basierend auf Erkenntnissen aus Tierstudien, wie Dr. Brownstein anmerkt. Doch er betont: „Das ist nicht der optimale Wert.“
Studien, publiziert im „Sultan Qaboos University Medical Journal“ zeigen, dass ein erwachsener Körper zwischen 15 und 20 Milligramm Jod enthält. Interessanterweise verbraucht die Schilddrüse davon zwischen 70 und 80 Prozent.
Die optimale Jodaufnahme kann individuell stark variieren. Das ist vor allem durch Chemikalien bedingt, die das Jod in unserem Körper beeinflussen können. Dr. Brownstein empfiehlt daher, den individuellen Jodbedarf durch Labortests zu ermitteln und sich von einem Fachmann beraten zu lassen. Unser Organismus speichert viele Nährstoffe, doch bei Jod sieht es anders aus: Es werden keine nennenswerten Reserven angelegt. „Wenn man ein oder zwei Tage kein Jod zu sich nimmt, entwickelt man schnell einen Mangel“, warnt Dr. Brownstein.
Er rät dazu, Nährstoffe vorrangig aus Lebensmitteln zu beziehen – idealerweise aus biologischer Erzeugung. Diese enthalten tendenziell weniger Pestizide und Insektizide, welche die Jodaufnahme hemmen können.
Bestimmte Ernährungsgewohnheiten können potenziell zu einem Jodmangel führen:
- Ernährung ohne den Verzehr von Meeresfisch oder Meeresgemüse
- Verwendung von jodarmem Speisesalz
- Vegane und vegetarische Ernährung
- Hoher Konsum von Backwaren mit Bromidzusatz
Abschließend betont Dr. Brownstein: „Angesichts der Belastungen in unserer Umwelt ist es schlichtweg unmöglich, den Jodbedarf ausschließlich über die Nahrung zu decken. Die meisten Menschen werden um eine Ergänzung nicht herumkommen.“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Iodine Deficiency Linked to Increased Cancer Risk, Thyroid Disease“ (redaktionelle Bearbeitung il)
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