Antioxidantien-Studie verfälscht?
Größte Neuigkeit im Bereich der Ernährungswissenschaften der letzten Wochen: Die Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit. Die Schlagzeilen waren voll mit Meldungen, eine Studie hätte ergeben, Antioxidantien (namentlich Betakarotin, Vitamin A und Vitamin E) in supplementierter Form würden statistisch gesehen die Sterberate erhöhen. Ein erhöhtes Risiko für Vitamin A, Betakarotin und Vitamin E von jeweils 16,7 und 4 Prozent wurde angegeben.
Bei besagter Studie handelt es sich um eine Metaanalyse, bei der ähnliche Studien zusammengenommen und ausgewertet werden, um weiter gefasste, zuverlässigere Effekte einer Behandlung abschätzen zu können. Die zugrunde liegende Analyse umfasste siebenundsechzig Studien. Bei den einzelnen Versuchen mussten die Personen nach dem Zufallsprinzip entweder Antioxidantien oder ein Placebo einnehmen. Es handelte sich um doppelblinde Studien, das heißt, weder die Probanden noch die Untersucher wussten bis zum Ende der Studie, wer was eingenommen hatte.
Wurden alle Studien in die Analyse mit einbezogen, führten die Antioxidantien zu keiner höheren, aber auch zu keiner niedrigeren Sterblichkeit. Studien, die Selen berücksichtigten, ergaben einen Überlebensvorteil von 10 Prozent.
Bei diesem Resultat haben es die Untersucher allerdings nicht bewenden lassen. Sie nahmen die Daten näher unter die Lupe. Insbesondere warfen sie ungefähr ein Drittel der Studien aus ihrer Erhebung, die eventuell zu einer Verzerrung der Statistik führen könnten, zum Beispiel wenn es nicht sicher war, ob eine Studie doppelblind angelegt war. Auf Basis dieser bereinigten Analyse rückten die Resultate einer erhöhten Sterberate erst in den Vordergrund.
Ich halte die Auffassung der Autoren, nur die methodisch einwandfreien Studien für die Metaanalyse einzubeziehen, für verständlich. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass die von den Autoren analysierten 67 Studien nur einen kleinen Teil von mehreren hundert zur Auswahl stehenden Studien repräsentieren. Es stellte sich heraus, dass einige Studien ausgeschlossen wurden, weil dort keiner der Probanden gestorben ist. Ich bezweifle, ob dies einen guten Grund für den Ausschluss einer Studie darstellt. Eines ist sicher: Wenn man nur Studien heranzieht, bei denen Probanden gestorben sind, wird die Sterblichkeitsrate natürlich unweigerlich erhöht. Es scheint, während sich die Autoren Sorgen machten über möglicherweise verfälschte Methodiken der zu analysierenden Studien, die Vorgehensweise, nach der sie die Studien auswählten, schon vom Beginn an zu Verfälschungen führen musste.
Des Weiteren muss man sich vergegenwärtigen, dass bei den ausgewählten Studien relativ hohe Dosen von Nährstoffen eingenommen wurden. Sie lagen in den meisten Fällen sehr viel höher, als etwa in herkömmlichen Mulivitamin- oder Mineralpräparaten. Eine weitere potentielle Ungenauigkeit der Analyse war die ausschließliche Verwendung synthetisch hergestellter Präparate, also eine Darreichungsform, die in einer gesunden Ernährung gar nicht vorkommt, und einiger Nahrungsergänzungsmittel.
Noch ein Schwachpunkt war, dass Studien mit ganz unterschiedlichen Ansätzen zusammengemischt wurden. Idealerweise sollten bei Metaanalysen Studien gegenübergestellt werden, die gleich protokolliert wurden, etwa eine ähnlich lange Dauer und Dosis der Behandlung aufweisen. Die Studien wichen jedoch stark voneinander ab. Beispielsweise rangierte die Dosis von Vitamin E von 10 bis 5.000 internationalen Einheiten (das entspricht einer 500fachen Differenz) und die Studienperioden gingen von vier Wochen bis zu vier Jahren.
Kein Teil der Wissenschaft ist perfekt, aber manche Forschung ist perfekter als andere. Meine Meinung ist, die Begrenzungen und Schwächen dieser Erhebung machen es schwierig, irgendwelche brauchbaren Schlüsse daraus zu ziehen. Die selektive Methode der Auswahlkriterien der Studie, die stark voneinander abweichenden Protokolle und der Fakt, dass nur hohe Dosen synthetisch hergestellter Nährstoffe untersucht wurden, bedeutet, dass die Studie wenig oder gar keine Relevanz für die individuelle Einnahme, genauer gesagt, für die tägliche Einnahme eines Multivitamin- oder Mineralpräparates als Nahrungsergänzung besitzt.
Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 21/08
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