Chefkoch: „Das Essen, das ich zubereite, ist eng mit meinem Geist verbunden.“
Mit 14 brach er seine Schulausbildung ab, um kochen zu lernen. Mit 18 wurde er Chefkoch. Zehn Jahre später war er Chefkoch eines bekannten Fünf-Sterne-Restaurants in Peking. Luo Zizhao legte einen rasanten Aufstieg hin und machte sich als einer der vier berühmtesten Köche Pekings recht bald einen Namen. Als seine Karriere gerade so richtig in Schwung kam, wurde er zwei Jahre inhaftiert.
Was verbirgt sich hinter den Höhen und Tiefen in seinem Leben? Wir trafen den Wahlamerikaner in Mülheim an der Ruhr, wo das Tanzensemble „Shen Yun“ Station machte, das er auf seiner Tournee begleitet und kulinarisch verköstigt.
Warum haben Sie von New York aus einen so weiten Weg auf sich genommen, um die Künstler von Shen Yun zu bekochen, und verzichten gleichzeitig sogar auf eine Gage?
Ich fühle mich geehrt, für die Künstler kochen zu dürfen. Wie Sie wissen, ist Shen Yun eine großartige Aufführung – es schenkt dem Publikum Hoffnung, eine strahlende Zukunft und auch eine gute Gesundheit. Die Künstler sind großartig, haben ein unglaublich hohes Niveau. Sie befinden sich gerade auf einer Welttournee und haben eine harte Reise hinter sich. Ich hoffe, dass ich als Koch dafür sorgen kann, dass sie gut verköstigt werden und sich wohlfühlen.
Sie sagten einmal, dass man zuerst ein guter Mensch sein muss, um gutes Essen zubereiten zu können. Wieso das? Und was meinen Sie mit „die Zutaten wertschätzen“?
Ich denke, das Essen, das ich zubereite, ist eng mit meinem Geist verbunden. Es kann meinen geistigen Zustand, meine Gemütsverfassung widerspiegeln. Wenn der Geist sehr ruhig ist, können die Gerichte mit viel Liebe zum Detail zubereitet werden. Unsere Gerichte dürfen nicht zerkocht sein, denn sie müssen transportiert und über eine Stunde später von den Künstlern gegessen werden.
Wir betrachten das Gericht aus der Sicht der Kunden und sagen nicht: „Ich koche das Gericht, du nimmst es mit und der Rest interessiert mich nicht.“ Vielmehr müssen wir berücksichtigen, wer der Kunde ist, was er gerne isst, wann er es essen möchte und so weiter. Es geht darum, sich in den anderen hineinzuversetzen.
Wir dienen anderen, also müssen wir bedingungslos an den anderen denken. Unsere Ansprüche sind sehr hoch: Unsere Köche müssen einen guten Charakter haben, sie müssen ihren Verstand gebrauchen und ihr Bestes geben, um sicherzustellen, dass unsere Kunden das bestmögliche Essen bekommen. Das ist es, wonach unsere Köche streben. Der Kunde soll spüren: Dieser Koch ist wirklich gut, er denkt für mich an alles.
Mein Meister sagt, dass Geist und Materie eins sind. Dies hat viele meiner Fragen beantwortet. Wenn ein Koch ein gutes Gericht zubereiten will, ist die Mindestanforderung, dass der Geist sehr ruhig ist und keine ablenkenden Gedanken stören. Der Koch sollte zudem ein tiefes Verständnis für die Zutaten und den Kochprozess haben, um ein Gericht gut zuzubereiten.
Heutzutage werden viele Gerichte mit industriellen Gewürzen versehen. Das ist nicht gut. Es fehlt einfach an Achtung vor den Zutaten. Ich bin ein kantonesischer Koch und habe sehr strenge Anforderungen an die Zutaten. Sie müssen frisch sein.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Leistung stabil bleibt, wenn Sie mit einer Gruppe unterwegs sind und sich die Rahmenbedingungen und das Personal ändern?
Wenn man auf Schwierigkeiten stößt oder das Umfeld nicht wirklich passend ist, darf man sich nicht von den äußeren Umständen beeinflussen lassen. Lassen Sie mich eine Analogie verwenden: Wenn die Künstlergruppe von Shen Yun an einem Ort aufführen würde, an dem es keinen Herd gäbe – was sollten wir dann tun? Dann muss man dennoch Reis kochen, selbst wenn man Holzscheite verbrennt.
Ein Problem sollte nicht als Hindernis betrachtet, sondern als Chance gesehen werden, um sich zu verbessern. Um ein guter Koch zu sein, muss man alle Rahmenbedingungen akzeptieren und bedingungslos gute Arbeit leisten. Wer unter schlechten Bedingungen gute Arbeit leisten kann, kann unter guten Bedingungen Hervorragendes leisten.
Welche Rolle spielt der Chefkoch im Team?
Es ist nur eine Rolle, so ähnlich wie der Erste Tänzer bei Shen Yun. Er ist der Erste Tänzer, aber gleichzeitig auch Teil des Teams. So ist es auch in unserer Küche: ein großer Kreislauf. Es ist wie bei einer Kette. Wenn ein Glied kaputt ist, dann ist es zwar aus Gold oder Silber, aber als Gegenstand nutzlos. Die Rolle des Küchenchefs besteht darin, jedes zerbrochene Glied auszugleichen.
Als Chefkoch einer Gruppe bin ich verantwortlich für die Leitung aller Küchenchefs. Ich habe die Pfanne allerdings nie aus der Hand gelegt, ich brate auch selbst. Nach der Beförderung in eine höhere Position hören manche Leute auf, Arbeiten zu erledigen, die unter ihrer Position liegen. Das kann ich nicht. Denn wenn man seine kulinarischen Fähigkeiten aufgibt, ist das wie ein Baum ohne Wurzeln, der dem Sturm nicht standhalten kann. Kulinarisches Können ist die Wurzel eines sehr starken Lebens.
Als ich zu diesem Team kam, habe ich zunächst die Eigenschaften, Stärken und Schwächen jedes Einzelnen beobachtet und analysiert. Meine Aufgabe ist nicht, gut zu kochen. Das Wichtigste ist, die Truppen in die Schlacht zu führen, die Truppen zu ordnen, die richtigen Leute an die richtigen Positionen zu setzen. Es geht darum, sein Bestes zu geben, damit auf jeder Position ein guter Job gemacht werden kann.
Shen Yun hat es sich zur Aufgabe gemacht, die traditionelle Kultur Chinas wiederzubeleben. Sehen Sie als Chefkoch Gemeinsamkeiten mit Ihrer Aufgabe?
Ja. Die meisten Restaurants bedienen den modernen Geschmack und sind etwas oberflächlich. Die Speisen sind mit zu vielen Gewürzen versehen. Der Appetit der Menschen ist größer geworden. Leichtere, gesündere Gerichte können sie nicht mehr zufriedenstellen. Ich denke, es ist wichtig, den Geschmack der Zutaten selbst zu schätzen. Nichts anderes – nur den Geschmack der Bohnen selbst.
Ich bilde Köche aus. Einige von ihnen benutzen viele moderne Küchengeräte, wie etwa zum Messen der Öltemperatur. Ich bitte sie dann darum, solche Geräte nicht zu benutzen. Was würde passieren, wenn man sie einmal nicht bei sich hat oder sie kaputtgehen sollten? Würden sie dann aufhören, zu frittieren? Ich unterrichte sie darin, zu traditionellen Methoden zurückzukehren. So bringe ich ihnen das Frittieren bei, indem sie ihre Hände oben auf die Pfanne legen, um die Temperatur des Öls zu prüfen.
Köche sind wie chinesische Mediziner, die das Fleisch ansehen, riechen, fühlen und aufbrechen müssen, um zu sehen, ob es gar ist. So können sie erst beurteilen, wie die Zutaten beschaffen sind und welcher Schritt als Nächstes an die Reihe kommt.
Je weniger schlechte Angewohnheiten man hat, desto besser ist man beim Kochen. Dinge wie Glücksspiel, das Nachtleben, Rauchen, Tanzklubs … ich denke, das tut der Karriere eines Kochs nicht gut. Diese Dinge beeinflussen und verunsichern den Menschen. Manche Köche gehen zum Beispiel zum Glücksspiel. Ob sie gewinnen oder verlieren – es wirkt sich immer auf ihre Kochkunst aus.
Sie wurden in China wegen Ihres Glaubens an Falun Dafa verfolgt und unrechtmäßig verhaftet. Was hat Ihnen während Ihrer Gefangenschaft Kraft gegeben?
Ein Koch muss einen guten moralischen Charakter und einen gesunden Körper haben. Falun Gong zu praktizieren, hat mir geholfen, dies zu erreichen. Früher habe ich geraucht, getrunken und gezockt. Nachdem ich begonnen hatte, Falun Gong zu praktizieren, hatte ich den direkten Vergleich. Ich sah, wie stark ich mich zum Positiven verändert habe. Ohne das Praktizieren hat alles keine Bedeutung.
Ich wurde insgesamt dreimal für meinen Glauben verhaftet. Als ich das letzte Mal zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden bin, hat der Besitzer des Hotels, in dem ich Chefkoch war, zwei Jahre und zwei Monate darauf gewartet, dass ich wieder zur Arbeit erscheine.
Als ich schließlich zurückkam, war ich sogar schneller und präziser als vorher, was alle überraschte. Nachdem ich aus dem Gefängnis entlassen worden war, war ich ruhiger, mein Geist war klarer, ich hatte weniger ablenkende Gedanken und meine Erkenntnisse waren mehr geworden. Das Kommunistische Regime Chinas dachte, dass die Folter mich dazu bringen würde, das Praktizieren aufzugeben. Aber je mehr sie mich unter Druck setzten, desto stärker wurde ich. Die Kraft von Falun Dafa ist außergewöhnlich.
Das Interview führte Yuping Si. Deutsche Bearbeitung von Ani Asvazadurian.
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