Kindheitsforscher alarmiert: „Wir haben eine Generation, die keine Visionen mehr hat“

Eine Studie unter 14 bis 29-Jährigen bereitet dem österreichischen Bestsellerautor Michael Hüter Sorgen. In einem Interview mit Epoch Times erklärte er, warum.
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Die Jugend heute sei „unglaublich desillusioniert“, erklärte der Kindheitsforscher Michael Hüter. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times27. Mai 2022

Sehnsucht nach Gemeinschaft, Geborgenheit, Familie. Die Trendstudie „Jugend in Deutschland – Sommer 2022“, zu der 1.021 Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 29 Jahren befragt wurden, lässt keinen Zweifel daran: Die Jugend hat in den vergangenen Jahren stark gelitten.

„Seit über 20 Jahren befindet sich die Jugend in Deutschland im Krisenmodus“, resümiert Jugendforscher und Studienautor Simon Schnetzer. Flüchtlingskrise, Klimawandel, Corona-Pandemie und Ukrainekrieg treiben die Jugend um. Michael Hüter, Historiker, Kindheitsforscher und Autor betrachtet die Studie als „Alarmsignal“ für die Gesellschaft.

Im Epoch Times-Interview stellte der Autor des Bestsellers „Kindheit 6.7 – ein Manifest“ das gesellschaftliche Dilemma dar: „Wir haben wahrscheinlich die egoistischste und narzisstischste Erwachsenengeneration, die wir vielleicht überhaupt in der Menschheitsgeschichte haben, die sich nur um sich selbst, ihre Ängste und den Erhalt ihres eigenen Status dreht, die dabei bereit ist, ihre Kinder und ihre Jugend zu opfern.“

„Wir haben sie nicht einmal ansatzweise im Blick“, kritisiert der Kindheitsforscher. Die Jugend sei „unglaublich desillusioniert“. Laut Studie wollen 57 Prozent nur Erfolg oder Leistung erbringen, um Geld zu verdienen. „Nur sieben Prozent sind bereit, Großes zu bewegen. Wir haben eine Generation, die keine Visionen mehr hat. Die hat gar nichts mehr, die will nur noch durchkommen.“

Grundeinkommen vs. Freiheit

Der Kindheitsforscher befürchtet, dass ein großer Teil dieser Jugend, die kaum noch Arbeit findet, gern ein Grundeinkommen annehmen wird, wenn es nicht zuvor zu einem enormen gesellschaftlichen Aufbruch und einem Bewusstseinswandel kommt. Das Grundeinkommen werde jedoch alles andere sein als bedingungslos.

Hüter erklärt: „Bei diesen ganzen Umwälzungen, die jetzt noch stattfinden, mit der digitalen Währung und dergleichen, werden wir in Europa, in Deutschland, in einer Art zweitem China mit Niedriglohnjobs und totaler Kontrolle aufwachen. Die Menschen werden zwar nicht verhungern, aber sie werden jeden Millimeter an Freiheit einbüßen.“

Auch die Tatsache, dass eine „konstruktive Protestgeneration“ fehlt, bereitet dem Historiker große Sorgen. „Momentan sollen sie nur noch das machen, was man ihnen vorgibt; sie sollen funktionieren. Und das tun sie erschreckenderweise; das geht aus der Studie hervor. Aber es geht ihnen dabei überhaupt nicht gut. Das zeigt die Studie auch“, so der vielfache Buchautor. Jugendliche müssten sich in die Gesellschaft einbringen können. Dazu müsste man sie allerdings in den Fokus der Gesellschaft stellen.

„Es ist doch nicht Aufgabe der jungen Leute, uns Erwachsenen blind zu gehorchen und Befehle auszuführen, sondern zu hinterfragen und ein Stück weit zu rebellieren. Das gibt es überhaupt nicht mehr!“ Das sei ein Aspekt, auf den „wir als Gesellschaft nicht stolz sein“ dürften, so Hüter. (ag/sua)

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