KI-Überwachung an SB-Kassen: Was Kunden wissen sollten

Ein Video über die Arbeit eines Ladendetektivs, der Kunden mit einer KI-gesteuerten Kamera überwacht, geht in den sozialen Medien viral und sorgt für millionenfache Aufrufe. Immer mehr Einzelhändler setzen auf SB-Kassen in Verbindung mit dem Überwachungssystem.
Die Supermarktkette Rewe setzt künftig noch stärker auf Selbstbedienungskassen.
Die Zahl der Selbstbedienungskassen steigt stetig an, führt aber auch zu mehr Ladendiebstählen. Eine KI soll das unterbinden.Foto: Oliver Berg/dpa
Von 15. März 2025

Ein EDEKA-Markt am Hauptbahnhof in Regensburg. In einem Büro sitzt ein junger Mann namens Florian. 27 Jahre ist er und seit vier Jahren in dem Geschäft als Ladendetektiv angestellt. Von einem Bildschirm aus kontrolliert er das Geschehen an den SB-Kassen.

Drei bis vier Diebstähle kämen täglich vor. Das berichtet Florian dem Webvideoproduzenten „tomatolix“, der auf sozialen Medien wie TikTok und YouTube Kanäle unterhält, denen Millionen Nutzer folgen. An den Wochenenden seien es bis zu acht. Eine KI-gesteuerte Kamera beobachtet die Kunden. Das Video sorgte für großes Interesse, mehrere Millionen Menschen habe es in den sozialen Medien aufgerufen. „tomatolix“ hat dem Ladendetektiv einen Tag lang bei der Arbeit über die Schulter geschaut.

Bier ist bei Ladendieben am beliebtesten

Ganz oben auf der Liste der Langfinger steht Bier, berichtet Florian weiter. Auch „amerikanische Süßigkeiten“ seien sehr beliebt. Die mangelnde Präsenz eines Kassierers oder einer Kassiererin steigert offenbar das Begehren, sich kostenlos zu bedienen. So weiß der Ladendetektiv zu berichten, dass die SB-Kassen die Höhe der Diebstähle steigern, „weil es einfach leichter gemacht wird“.

Er beschreibt, wie sie den Langfingern auf die Schliche kommen. So läuft zusätzlich zu den Kameras eine KI. Sie erkennt es als Diebstahl, wenn jemand etwas in einer Tasche verschwinden lässt, ohne zu bezahlen. Die KI arbeitet mit einer Verzögerung, sie zeigt die Bilder bis zu 30 Sekunden, nachdem der Kunde zugegriffen hat. Dennoch nützt sie dem Ladendetektiv, denn sie sei „unterstützend da“.

Wer beim Klauen erwischt wird, erhält einen Platz an der „Wall of Shame“. An einer Wand ist eine Tafel angebracht, auf der die Zahl der vereitelten Ladendiebstähle seit 2021 zu sehen ist. Zum Zeitpunkt der Produktion des Videos, das in voller Länge auf YouTube zu sehen ist, waren es fast 2.700 Fälle in diesem Edeka (ab Minute 2:45).

Nach Angaben des Handelsforschungsinstituts EHI gibt es in Deutschland mindestens 6.000 Geschäfte mit weit über 20.000 SB-Kassen (Epoch Times berichtete). Viele Handelsketten möchten an den klassischen Kassen zwar festhalten, den Service aber ausbauen. „Viele Unternehmen verwenden KI-gestützte Überwachungs- und Analysetools. Die Zahl der Geschäfte, die entsprechend ausgestattet sind, steigt und wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen“, sagt der Experte des Handelsforschungsinstituts EHI, Frank Horst. Die Systeme würden immer besser und könnten dazu beitragen, Diebstahl und Bedienfehler zu reduzieren.

Wie funktioniert die Überwachung?

Der KI-Algorithmus der Software untersucht das Verhalten von Kunden in Echtzeit und identifiziert Auffälligkeiten. Dafür wertet er Videoaufnahmen vom Kassenbereich aus und prüft die Daten, während der Käufer an der SB-Kasse seine Artikel über den Scanner zieht. In bestimmten Fällen werden Alarmmeldungen generiert.

Die Technik kann zum Beispiel erkennen, wenn ein Kunde Artikel nicht scannt und direkt in der Tasche verschwinden lässt. In solchen Fällen ist es möglich, dass auf dem Kassendisplay ein Hinweis angezeigt wird mit der Frage „Wurde der letzte Artikel gescannt?“. Damit sollen Kunden die Möglichkeit bekommen, ihren Fehler zu korrigieren.

Die KI kann auch andere Anomalien feststellen: Etwa, wenn ein Kunde einen Sekt scannt und anschließend eine Champagnerflasche in die Schale neben der Kasse legt, oder wenn sich im Wasserkasten Wodkaflaschen befinden.

Wird ein Barcode für Bananen im Wert von 25 Cent eingescannt, daraufhin aber ein Produkt mit einem deutlich höheren Gewicht abgelegt, fällt dies ebenfalls auf.

Versehentlich und absichtlich nicht gescannte Artikel am häufigsten

Die Technik ist ebenso in der Lage zu erkennen, wenn die Zahl der Artikel zwischen Warenkorb und Einkaufszettel deutlich abweicht. Auch eine automatische Alterskontrolle kann mithilfe von KI durchgeführt werden. Das Gesicht des Kunden wird dabei gescannt, um sein Alter zu schätzen.

Einer der Technologieanbieter ist das deutsch-amerikanische Unternehmen Diebold Nixdorf. Laut Christoph Annemüller, Experte für anwendbare KI im Handel, gibt es mehr als 20 unterschiedliche Fälle von Ladendiebstahl. Am häufigsten sind versehentlich und absichtlich nicht erfasste Artikel.

Die Aufregung im Netz hält sich in Grenzen. Oft sind es nicht ganz ernst zu nehmende Beiträge, wenn Nutzer sich bei „tomatolix“ für den Beitrag bedanken, weil sie nun wüssten, wie sie ungeschoren zulangen könnten. Gleichzeitig weisen sie aber darauf hin, dass die Äußerung als Scherz gemeint sei. Nutzer Chris schreibt: Jetzt wollen sie uns das klauen auch noch nehmen.“ Ein anderer kommentiert: „Jetzt nehmen sie uns auch noch die Steuerausgleichskassen.“

Einen anderen Ansatz hat „FROGGER23“: „Ok wenn irgendwelche Spinner beim Bier klauen erwischt werden ist das OKAY. Aber wenn irgendwelche Rentner sich irgendwas mitnehmen, weil sie sich das Leben nicht mehr leisten können, ist das uncool.“



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