„Kein Tag ohne verbale Beleidigungen und Bedrohungen von Lehrkräften“: Berliner Schule schlägt Alarm

An der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin-Schöneberg „brennt es“ lichterloh. In einem Brandbrief fordern die Lehrer Unterstützung von der Schulaufsicht. Die gibt es nun – allerdings nur teilweise.
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Gewalttätige Auseinandersetzungen sind an der Berliner Friedrich-Bergius-Schule an der Tagesordnung. Oft müssen die Lehrer die Polizei rufen. (Symbolbild).Foto: iStock/Smederevac
Von 6. Dezember 2024

Bedrohungen, Beleidigungen und Mobbing sind an der Friedrich-Bergius-Schule im Berliner Ortsteil Schöneberg an der Tagesordnung. In einem siebenseitigen Brandbrief forderte das Kollegium die zuständige Schulaufsicht zum Handeln auf – wird aber von der Behörde weitgehend im Stich gelassen.

Hochproblematisches Sozialverhalten

In dem Brief, den der „Tagesspiegel“ in voller Länge am 21. November veröffentlicht hat, beklagen die Lehrer, dass sie „trotz einer im Berliner Vergleich strengen Hausordnung und Schulpädagogik“ immer mehr an ihre Grenzen stoßen. Seit dem Ende der Corona-Zeit nehmen die Pädagogen wahr, dass die „Erziehungsverantwortung der Eltern immer weniger dazu beiträgt, eine normale Beschulung unserer Schülerklientel zu ermöglichen.“ Schüler, die in die siebte Klasse kommen, erfüllten die Ansprüche einer weiterführenden Schule „in keiner Weise“. Vorherrschend seien „massive Verhaltensauffälligkeiten und ein ungebührliches, asoziales Unterrichtsverhalten“.

Es vergeht kein Tag ohne verbale Beleidigungen und Bedrohungen von Lehrkräften,“ schreiben die Lehrer.

Mobbing unter Schülern, bewusstes Missachten von Regeln, bewusstes Widersetzen gegen Anforderungen der Lehrkräfte, Beschwerden von Anwohnern oder Hausverbote im nahe gelegenen Supermarkt seien an der Tagesordnung. Insgesamt ist das Sozialverhalten vieler Schüler „hochproblematisch“. In manchen Klassen gebe es nur Schüler, die „nicht-deutscher Herkunftssprache“ sind, im Durchschnitt sind es 85 Prozent.

Die katastrophale Situation wirkt sich offenbar auch auf die Gesundheit der Lehrer aus. Das Kollegium bestehe aus 47 Männern und Frauen, von denen sich seit Oktober zehn bis 13 täglich krankmelden. Fünf befinden sich in Elternzeit, zwei Kolleginnen sind dem Brief zufolge langfristig erkrankt. Diesen Zustand nennen die Pädagogen in ihrem Brief „zermürbend“. Auch müssten sie verstärkt die Polizei rufen, damit diese bei „eskalierenden Situationen, besonders nach Schulschluss vor dem Schulgebäude oder auf dem Heimweg zur S-Bahn“ eingreift.

Forderungskatalog der Lehrer an die Schulaufsicht

Um die Situation zu verbessern, fordern die Lehrer unter anderem ein schulpsychologisches Angebot mit festen Sprechstunden, verbesserte Hofaufsichten und die schnelle Besetzung offener Stellen. Auch ein Pförtner sollte nach Vorstellung des Kollegiums dauerhaft angestellt werden, um etwa zu verhindern, dass die Schüler trotz Verbots das Schulgelände in den Pausen verlassen – und oft gar nicht in den Unterricht zurückkehren.

Doch den Pförtner können die Lehrer bereits wieder von ihrer Wunschliste streichen. Den lehnte nämlich der Schulausschuss am Dienstag, 3. Dezember, ab, berichtet der „Tagesspiegel“. Bildungsstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für die CDU) sieht rechtliche Probleme, weil „keinerlei Grundlage für eine entsprechende Leistung“ bestehe.

Gesamtelternsprecher Andreas Thewalt hatte das Argument „fassungslos zur Kenntnis genommen“, so die Zeitung weiter. Thewalt kritisierte den Stadtrat, er setze sich nicht mit den Vorschlägen der Lehrer auseinander und mache „seinen Job nicht“.

Immerhin soll aber das Personal um zwei Stellen aufgestockt werden. Das sei ein „Schritt in die richtige Richtung“, kommentierte die Schulausschussvorsitzende Martina Zander-Rade (Grüne). Damit zeige sich, dass die Probleme der Schule endlich ernst genommen werden. Dass das allerdings nach der Veröffentlichung des Brandbriefes geschieht, nannte sie bedauerlich.

Ein Schulpsychologe wird nicht eingestellt

Während es Coaching- und Supervisionsangebote für die Schulleitung und das Kollegium geben soll, ist die Beschäftigung eines Schulpsychologen weiterhin nicht vorgesehen. Neben den bereits erwähnten zwei Vollzeitstellen soll außerdem eine Lehrkraft für Kinder ohne Deutschkenntnisse eingestellt werden. Diese Stelle wäre befristet für zwölf bis 14 Stunden wöchentlich.

Die Friedrich-Bergius-Schule wurde 1897 als höhere Knabenschule mit gymnasialem Lehrplan eröffnet. Das heute noch genutzte Gebäude wurde 1903 eingeweiht. Aktuell ist sie eine Integrierte Sekundarschule des Landes Berlin, deren Aufgabe es ist, die Mehrheit der Schülerschaft zu einem Mittleren Schulabschluss zu führen, wie es in dem Brandbrief heißt. Derzeit besuchen rund 400 Schüler die Schule, wobei 55 Prozent männlich sind.



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