Syrer nach tödlicher Messerattacke vor Dresdener Gericht – wollte laut Gutachter „Ungläubige“ töten

Eine Koran-Sure interpretierte der Täter als Handlungsanleitung: Der Prozess um die tödliche Messerattacke von Dresden offenbart die krude Gedankenwelt eines jungen Mannes, der aus religiösem Hass tötete.
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Ein Kriminaltechniker sichert im Oktober 2020 am Tatort in Dresden Spuren.Foto: Roland Halkasch/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Epoch Times13. April 2021

Er wollte als Anhänger des Islamischen Staates in Deutschland Ungläubige töten und dann ins Kalifat auswandern: Ein 21 Jahre alter Syrer muss sich seit Montag am Oberlandesgericht (OLG) Dresden für Mord, versuchten Mord und schwere Körperverletzung verantworten.

Seine Opfer waren zwei Männer aus Nordrhein-Westfalen. Ein 55-Jähriger aus Krefeld starb, ein 53-Jähriger aus Köln überlebte schwer verletzt. Der Angeklagte habe die Männer für ein homosexuelles Paar gehalten und sie für die aus seiner Sicht „schwere Sünde“ mit dem Tode bestrafen wollen, sagte ein Vertreter der Bundesanwaltschaft zum Auftakt vor dem Staatsschutzsenat.

Der Angeklagte kam 2015 als Flüchtling nach Deutschland. 2018 war er vom OLG Dresden 2018 wegen Werbung für das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) zu einer Jugendstrafe verurteilt worden, die nach Angriffen auf Beamte im Gefängnis erhöht wurde. Ende September 2020 wurde er aus der Haft entlassen, am 4. Oktober griff er die beiden Touristen an. Knapp drei Wochen später wurde der 21-Jährige gefasst.

Der Beschuldigte selbst will sich im Prozess nicht zu dem Verbrechen äußern und sich „schweigend verteidigen“, wie es sein Anwalt ausdrückte. Dennoch wurden schon zu Beginn zahlreiche Details der Tat und ihrer Umstände bekannt. Denn der Arzt und forensische Psychiater Nobert Leygraf aus Münster hatte sich im März stundenlang mit dem Angeklagten in der Justizvollzugsanstalt Dresden unterhalten. Dabei zeigte sich der Syrer auskunftsbereit.

Demnach trug er sich schon in der Haft mit dem Gedanken, Ungläubige zu töten. Er bezog sich dabei auf eine Sure aus dem Koran, wonach man auf dem Wege Gottes jene bekämpfen soll, die einen selbst bekämpfen. Am 4. Oktober 2020 betete der Syrer den Angaben zufolge erst in der Moschee. Dann hörte er sich eine Predigt und religiöse Lieder an, um sich so für die Tat zu rüsten. Am Abend fuhr er mit der Bahn in die Dresdner Innenstadt, mit zwei Messern bewaffnet und auf der Suche nach Opfern. Erst hatte er ein Pärchen im Visier, später folgte er einem einzelnen Mann.

Die beiden Touristen wurden nach Darstellung der Bundesanwaltschaft als „Repräsentanten einer vom ihm als „ungläubig“ abgelehnten freiheitlichen und offenen Gesellschaftsordnung“ Zufallsopfer. Dem Gutachter hatte er berichtet, die beiden Männer hätten sich an den Händen gehalten. Homosexuelle dürfe man als Feinde Gottes bekämpfen und töten. Denn schließlich habe Gott Frau und Mann geschaffen, um Kinder zu zeugen – erklärte der Angeklagte.

Der Angriff erfolgte von hinten. Kurz davor sollen dem 21-Jährigen nach eigenem Bekunden noch einmal Zweifel gekommen sein. Doch durch einen Schwur gegenüber Gott habe er sich verpflichtet gefühlt, die Tat auszuführen. Der Syrer stach fast gleichzeitig auf beide Männer ein, die zu Boden gingen und um Hilfe riefen. Der Täter flüchtete und versteckte sich in einem Haus, erst am Morgen kehrte er in seine Unterkunft zurück.

Nach den Worten von Leygraf hatte sich der Beschuldigte bei seinem Gespräch mit ihm nachdenklich und auf eine „irritierende Weise selbstkritisch“ zu der Tat geäußert. Denn er machte sich Vorwürfe, nicht stark genug gewesen zu sein. Er habe zwar zugestochen, aber „nicht mit dem Herzen.“ Auch dass eines der beiden Messer abbrach, wertete er als Beleg für mangelnde Stärke. Etwas Falsches habe er in der Tat nicht erkennen können, sagte er dem Gutachter. Einen Fehler sah er lediglich darin, sich vorher nicht mit Vertretern des Kalifats verständigt und dem IS einen Treueschwur geleistet zu haben. (dpa)



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