Erneut Krawalle in Leipzig nach Häuserräumung – massiver Angriff auf Polizisten

Die Polizei verstärkt die Zahl ihrer Einsatzkräfte.
Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
In Leipzig hat es die zweite Nacht in Folge Ausschreitungen gegeben. Bei einer spontanen Versammlung von 200 bis 300 Menschen im Stadtteil Connewitz hätten in der Nacht zum Samstag Demonstranten Beamte und Fahrzeuge der Polizei mit Pyrotechnik, Flaschen und Steinen beworfen, sagte eine Polizeisprecherin.
Die Polizeiaußenstelle Wiedebachpassage des Polizeireviers Leipzig Südost wurde mit Farbbeuteln und Steinen beworfen, wodurch die Scheibe und die Fassade beschädigt wurden. Festnahmen gab es den vorläufigen Angaben zufolge keine. Im Einsatzverlauf sind insgesamt 34 Personen angehalten und einer Identitätsfeststellung unterzogen worden.
An dem Einsatz beteiligten sich Kräfte der Bereitschaftspolizei sowie ein Polizeihubschrauber. Die Polizei setzte Reizgas ein.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) kritisierte am Samstag, dass die Debatte um bezahlbaren Wohnraum „mit den Besetzungen und gewalttätigen Ausschreitungen einen schweren Rückschlag erlitten“ habe. „Man schafft keinen Wohnraum, indem man Polizisten angreift und Barrikaden anzündet“, erklärte er. „Diese Gewalt ist auf das Schärfste zu verurteilen.“
Die „so wichtige Wohnraumdebatte, die vor uns steht“, werde nun „deutlich schwerer“, kritisierte der Oberbürgermeister. „Denn zunächst muss das durch die Ausschreitungen verloren gegangene Vertrauen zurückgewonnen werden.“ Sein Dank gelte neben der Polizei auch „den beherzten Anwohnern, die versucht haben zu deeskalieren“.
Bei der Spontanversammlung in Connewitz am Freitag gegen 21:00 Uhr machte sich kein Versammlungsleiter gegenüber den Polizeikräften bekannt. Kurz nachdem sich die Menschenansammlung bildete setzte sich der Aufzug schlagartig in Bewegung. Unmittelbar nach dem Start erfolgte ein massiver Bewurf mit Flaschen und Pyrotechnik, im späteren Verlauf auch mit Steinen, auf die eingesetzten Polizeibeamten, berichtet die Leipziger Polizei.
Die Operative Gruppe des Ordnungsamtes erklärte gegen 21:13 Uhr die Versammlung als unfriedlich. Durch den anhaltenden Steinbewurf und massive Bedrängung der Polizeikräfte setze sie Tränengas ein. Durch den Bewurf auf die Polizeifahrzeuge wurde mittelbar ein Auffahrunfall zwischen zwei Polizeifahrzeugen verursacht.
Auf mehreren Straßen wurden Barrikaden errichtet und angezündet, was den Einsatz der Feuerwehr erforderlich machte. Nach 45 Minuten beruhigte sich die Lage wieder. Nach Angaben der Polizei wurden bei dem Einsatz insgesamt sechs Fahrzeuge der Polizei beschädigt und acht Beamte leicht verletzt.
Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen wurde eine Haltestelle entglast sowie zahlreiche parkende PKWs im Bereich der Pfeffingerstraße beschädigt. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen schwerem Landfriedensbruch.
Bereits in der Nacht zum Freitag hatte es Krawalle der linken Szene im Leipziger Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld gegeben. Bei der nicht angemeldeten Demonstration wurden Polizeibeamte aus einer Menge von rund 350 Menschen heraus mit Flaschen beworfen. Zudem wurden Böller gezündet, Barrikaden errichtet und Müllcontainer angezündet.
Hintergrund war die Räumung eines besetzten Hauses am Mittwoch im Leipziger Osten. Auslöser war eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs. Die Polizei setzte daraufhin einen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Leipzig durch. In Online-Netzwerken wurde anschließend in der Szene zu Protesten aufgerufen.
Mehrfach wurde in den letzten Tagen versucht Häuser zu besetzen.
Am Samstagabend soll es indes erneut Kundgebungen der linken Szene geben: Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Versammlungen im Stadtgebiet angemeldet, unter anderem ein Aufzug durch Connewitz. (afp/er)
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