Anti-Terror-Razzien gegen Islamistenszene – „Gefahr im Keim ersticken“
In mehreren Bundesländern wurden koordiniert Anti-Terror-Razzien gegen tschetschenische Islamisten durchgeführt. Die Verdächtigen waren bereits bei der Sondierung potenzieller Anschlagsziele.

Beamte eines Sondereinsatzkommandos (SEK) der Polizei (Symbolbild)
Foto: Boris Roessler/Symbol/dpa
Mit Razzien in vier Bundesländern sind Ermittler am Dienstag gegen mehrere mutmaßliche Islamisten vorgegangen, die Orte für einen islamistischen Terror-Anschlag ausgespäht haben sollen.
Terror-Anschlag geplant
Eine konkrete Anschlagsgefahr habe nach „jetzigem Informationsstand“ noch nicht bestanden, teilten Berliner Polizei und Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag mit.
„Den Tatverdächtigen tschetschenischer Abstammung im Alter von 23 bis 28 Jahren wird im Wesentlichen vorgeworfen, Örtlichkeiten für einen etwaigen späteren islamistisch motivierten Anschlag ausgespäht zu haben.“
Bei einem der Verdächtigen sei bei einer Polizeikontrolle zur Gefahrenabwehr entsprechendes Bildmaterial auf dem Handy gefunden worden.
Die Durchsuchungen „wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ fanden demnach an sechs Orten in Berlin und jeweils einem im brandenburgischen Ludwigsfelde, in Hagen in Nordrhein-Westfalen sowie im thüringischen Arnstadt statt.
Waffen, Geld und Daten sichergestellt
Laut „Bildzeitung“ sollen neben einer Person in Ludwigsfelde (Brandenburg), zwei weitere Personen bei der Durchsuchung von Wohnungen in einem Mehrparteienhaus in Berlin-Hellersdorf vorläufig festgenommen worden sein.
„Die heutigen Durchsuchungen sollen Klarheit über die wirkliche Motivlage bringen“, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. Es seien Bargeld, Hieb- und Stichwaffen sowie Datenträger gefunden und beschlagnahmt worden.
Die Auswertung daure an. Es waren rund 180 Einsatzkräfte des Berliner Landeskriminalamts sowie auswärtiger Polizeistellen an den Durchsuchungen beteiligt.
Gefahr im Keim ersticken
Die Landesvize der Berliner Polizeigewerkschaft GDP, Kerstin Philipp, bestätigte auf Facebook, dass Berlin nach wie vor im Fokus des internationalen Terrorismus stünde und es richtig sei, „beim geringsten Verdacht Maßnahmen zu ergreifen und eine Gefahr möglichst früh im Keim zu ersticken.“ Der Fund von Waffen zeige auch, dass man es hier mit „gefährlichen Menschen“ zu tun habe.
Im Lagebild des Landeskriminalamtes Berlin heißt es zur Thematik „Organisierte Kriminalität“ von Tschetschenen:
„Vor dem Hintergrund ihres auf extremer Gewaltanwendung und Abschreckung basierenden Vorgehens und dem starken Streben, ihren Einfluss in alle Richtungen auszubauen, haben Tschetschenische OK-Gruppierungen in den letzten Jahren ihren Einfluss hier merklich ausgeweitet und dadurch zunehmend an Relevanz gewonnen. “
Weiter heißt es, dass vereinzelt „Verbindungen von Einzelpersonen der tschetschenischen OK-Szene zu islamistischen Strukturen“ erkennbar seien. (dpa/sm)
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