2000 Beamte rücken zu Razzia gegen Netzwerk von Bauunternehmern aus
Mit Großrazzien sind Ermittler am Dienstag in Nord- und Ostdeutschland gegen mutmaßlich kriminell agierende Unternehmer aus der Bau- und Leiharbeiterbranche vorgegangen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kiel und der Bundespolizei in Pirna beteiligten sich rund 2000 Beamte verschiedener Behörden an den zwei Durchsuchungs- und Festnahmeaktionen wegen unterschiedlicher Vorwürfe – darunter schwerer Sozialversicherungsbetrug, Steuerhinterziehung sowie gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern.
In Schleswig-Holstein sowie Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern rückten 1200 Angehörige von Polizei, Steuerfahndung, Staatsanwaltschaft und Zoll zu einer Razzia gegen ein größeres Netzwerk mutmaßlich betrügerischer Bauunternehmer aus, die über Jahre hinweg Arbeiter schwarz beschäftigt haben sollen. Wie die Staatsanwaltschaft in Kiel mitteilte, lag der Schwerpunkt in Schleswig-Holstein. Dort wurden 110 Objekte durchsucht.
Zwei Haftbefehle wurden dabei vollstreckt. Die Ermittlungen richten sich demnach gegen etwa 50 Beschuldigte, die über Jahre hinweg Arbeiter als Eisenflechter auf Baustellen „zur eigenen Gewinnmaximierung“ illegal beschäftigt haben sollen. Zur Verschleierung sollen sie ein bundesweites Scheinfirmennetz aufgebaut haben. Es geht um schwere Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug, aber auch um Einschleusung von Ausländern.
Die Ermittler werfen der Gruppierung vor, Arbeiter aus Drittstaaten ohne Arbeitserlaubnis als EU-Bürger ausgegeben und mit gefälschten Pässen ausgerüstet zu haben. Außerdem sollten sogenannte Vermögensarreste für Werte in Höhe von viereinhalb Millionen Euro vollstreckt werden, hieß es.
In Thüringen und Sachsen-Anhalt durchsuchten 800 Beamte der Bundespolizei 15 Wohn- und Gewerbeobjekte, dabei wurden ebenfalls zwei Haftbefehle vollstreckt. In diesem Fall geht es nach Angaben der Bundespolizei in Pirna um das banden- und gewerbsmäßige Einschleusen von Ausländern durch eine Bande, die gezielt vor allem Menschen aus der Ukraine sowie aus Moldau anwarb und mit falschen Papieren als „billige Arbeitskräfte“ vor allem in der Viehzucht sowie der fleischverarbeitenden Industrie einsetzte.
Die Täter bedienten sich einer eigenen Leiharbeitsfirma. Laut Ermittlern war davon auszugehen, dass die Arbeiter faktisch nur einen sehr geringen Lohn erhielten, weil ihnen Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Transport und Vermittlung gleich von diesem abgezogen wurden. Da die Bande dies mit eigenen Autos und Unterkünften organisiere, fließe dieses Geld gleich wieder an sie zurück. „Die Gewinnspanne scheint immens“, hieß es.
Hauptbeschuldigt ist demnach ein ukrainisches Ehepaar. Gegen die beiden Verdächtigen im Alter von 35 und 39 Jahren wurden die Haftbefehle vollstreckt. Bei den Razzien wurden auch Wohnquartiere von Arbeitern durchsucht und nach ersten Erkenntnissen acht Menschen festgestellt, die sich illegal in Deutschland aufhielten. In beiden Fällen beschlagnahmten die Ermittler zudem große Mengen an Beweismitteln, die nun ausgewertet werden sollen. (afp)
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