Überreste von Napoleons einbeinigem General unter russischer Tanzfläche gefunden

Es heißt, dass ein erfolgreicher Krieger auch mit Anmut tanzen kann, ob das auch für Napoleons General Charles Etienne Gudin galt, bleibt fraglich: Ihm fehlte ein Bein. Gefunden haben ihn Archäologen jedoch im Ballsaal, beziehungsweise darunter.
Überreste eines menschlichen Skelettes.
Archäologen entdeckten in Russland die menschlichen Überreste eines einbeinigen Mannes. Sie vermuten, dass es sich hierbei um den französischen General und Freund Napoleons Charles Etienne Gudin handelt, der 1812 bei einer Invasion starb.Foto: Screenshot | Rabochy Put
Epoch Times24. Juli 2019

Bei einer Ausgrabung an einem besonderen Ort in Russland – genauer gesagt unter dem Fundament einer Tanzfläche – entdeckten Archäologen vermutlich die Überreste eines der beliebtesten Generäle Napoleons Bonapartes.

Wie Reuters mitteilte, handelt es sich dabei um einen einbeinigen Mann, der vor mehr als 200 Jahren von einer Kanonenkugel getötet wurde. Doch der General ist bis heute unvergessen.

Eine gescheiterte Invasion

General Charles Etienne Gudin kämpfte zusammen mit Napoleon während der gescheiterten französischen Invasion in Russland im Jahre 1812. Mehr als 200 Jahre später, am 6. Juli dieses Jahres, entdeckte ein internationales Team von französischen und russischen Archäologen seine Überreste in Smolensk, 400 Kilometer westlich von Moskau.

Am 22. August 1812 erhielt Gudin nach seinem Tod im Alter von 44 Jahren ein ruhmvolle Ehre. Sein Name wurde auf dem Arc de Triomphe de l’Étoile (deutsch: Triumphbogen des Sterns) in Paris eingraviert, seine Büste im Palast von Versailles platziert und eine Pariser Straße nach ihm benannt. Doch das war noch nicht alles: Als Akt der Anerkennung entfernten sie ihm das Herz und bestatteten es in der Pariser Friedhofskapelle von Père Lachaise.


Portrait von Charles Etienne Gudin

Seit seiner Kindheit mit Napoleon befreundet

Laut den Forschern gibt es mehrere Hinweise, die darauf hindeuteten, dass das Skelett Gudin gehörte. Gudin war für Napoleon alles andere als ein Fremder, denn die beiden Männer kannten sich bereits seit ihrer Kindheit. Zusammen besuchten sie die Militärschule in Brienne, in der französischen Champagne. Als Napoleon von Gudins Tod hörte, weinte er angeblich und befahl, den Namen seines Freundes auf den Arc de Triomphe zu gravieren, so Euronews.

Aufzeichnungen der russischen Invasion 1812 weisen zudem darauf hin, dass Gudin auf dem Schlachtfeld schwere Verletzungen davontrug. Sie seien so schwer gewesen, dass sein linkes Bein unterhalb des Knies amputiert werden musste. Tatsächlich fehlte auch dem Skelett im Sarg ein Teil des linken Beines. Außerdem entdeckten die Archäologen eine Verletzung des rechten Beines – Details, die ebenfalls in den Aufzeichnungen erwähnt seien.

Als Zeichen der Anerkennung und seiner Dienste befindet sich der Name des Generals am Arc de Triomphe in Paris. Foto: iStock

DNA-Untersuchungen sollen Identität von General Gudin bestätigen

Darüber hinaus seien es „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ die Überreste eines Aristokraten und Soldaten der französischen Revolutionskriege und den napoleonischen Kriegen.

„Es ist ein historischer Moment nicht nur für mich, sondern auch für unsere beiden Länder“, sagte der französische Historiker und Archäologe Pierre Malinovsky, der bei der Suche nach den Überresten half. „Napoleon war einer der Letzten, der ihn lebend sah, was sehr wichtig ist. Außerdem ist er der erste General aus der napoleonischen Zeit, den wir gefunden haben.“

Napoleon Bonaparte und der General kannten sich bereits seit der Kindheit. Foto: Hulton Archive/Getty Images

Da es heute noch Nachkommen des Generals gibt, planen die Forscher, das Skelett auf seine DNA zu untersuchen. Auf diese Weise können sie sicher sagen, ob dies die Überreste von General Gudin sind. „Es ist möglich, dass wir die Überreste mit Hilfe eines DNA-Tests identifizieren können. Dies kann allerdings mehrere Monate bis hin zu einem Jahr dauern“, sagte die russische militärhistorische Gesellschaft, die die Ausgrabung betreute. Nach den Untersuchungen sollen die sterblichen Überreste Gudins auf Bitten seiner Nachkommen im Pariser Invalidendom wieder bestattet werden.

Gudin ist jedoch kaum der einzige französische Todesfall, der in jüngster Zeit in Russland zu verzeichnen war. Anfang dieses Jahres haben Wissenschaftler eine virtuelle Gesichtsrekonstruktion eines Mannes durchgeführt, der einen Schwerthieb ins Gesicht erlitt und bei der Invasion Russlands ums Leben kam. (ts)



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