Tief im Puerto-Rico-Graben: Erster Mensch erreicht den tiefsten Punkt im Atlantik
In einer historischen Leistung tauchte der Entdecker Victor Vescovo als erster Mensch auf einer Solomission zum tiefsten Punkt des Atlantiks. In seinem privaten Tauchboot, dem DSV Limiting Factor, stieg der Privatinvestor und Unterwasserforscher in die Tiefen des Puerto-Rico-Grabens auf 8.376 Metern hinab. Der Tauchgang ist einer von fünf von der Forschungsmission der „Five Deeps Expedition„.
Als erster Mensch am tiefsten Punkt des Atlantiks
Der Puerto-Rico-Graben ist eine 800 Kilometer lange Tiefseerinne am Südwestrand des Nordatlantiks. Er wurde bereits 1964 vom französischen Tauchboot „Archimède“ auf etwa 8.300 Meter erforscht. Bei der Operation Deepscan mit amerikanisch-französischer Kooperation erreichte man jedoch nicht den tiefsten Punkt. Diesen Rekord holte sich Vescovo im Dezember 2018.
Das Tauchboot DSV Limiting Factor ist gleichzeitig das tiefste fahrbare Tauchboot der Welt und übertrifft damit den bisherigen Rekordhalter, das chinesische Tauchboot Jiaolong. Begleitet wird die Expedition von Atlantic Productions, die eine Dokumentationsreihe für Discovery Channel verfilmt.
„Es war ein außergewöhnlicher Tauchgang und ich bin so stolz auf unser internationales Team, das dies in den letzten Jahren ermöglicht hat. Es fühlte sich großartig an, zum ersten Mal in der Geschichte den wahren Grund des Atlantiks zu erreichen und die technischen Fähigkeiten dieses Tauchsystems zu beweisen. Wir glauben, dass es aktuell das tiefste operative System der Welt ist“, sagte Victor Vescovo in einer Pressemitteilung.
Ein speziell für die Expedition hergestelltes Tauchboot bricht Rekorde
Die Five Deeps Expedition ist die erste ozeanische Reise, die ein bemanntes, kommerziell zugelassenes Tauchboot weiter und tiefer als jedes andere in der Geschichte führt. Außerdem ist es das erste amerikanische Tauchboot, das seit dem DSV-4 Sea Cliff der US Navy vor 33 Jahren, tiefer als 6.100 Meter tauchte.
Um den Tauchgang nach idealen Möglichkeiten durchzuführen, fertigte und designte Triton Submarines unter der Leitung von Patrick Lahey und John Ramsey in Florida, ein Zwei-Mann-Tauchboot für die Tiefseeforschung speziell für dieses Unterfangen.
Sie entwarfen ein Unterwasserfahrzeug das Vescovo mit hoher Geschwindigkeit senkrecht durch die Wassersäule Richtung Meeresgrund gleiten ließ. Nach einem etwa zweieinhalbstündigen Abstieg erreichte der Wissenschaftler sicher den Grund des Puerto-Rico-Grabens.
Doch die Expedition soll nicht nur Rekorde brechen, sondern auch der Wissenschaft zugutekommen. Dr. Alan Jamieson von der Newcastle University, leitender Wissenschaftler der Expedition, erklärte, dass sie bei dem Tauchgang in den Graben vermutlich vier neue Arten von Meerestieren entdeckten.
Mit modernster Technik den Graben vermessen
Entscheidend für die Bestimmung des Tauchplatzes ist, ist die hochmoderne Kongsberg EM124 Sonarsonde. Die bei dieser Expedition verwendete Sonarsonde wird verwendet, um den Meeresboden bis zur vollen Meerestiefe präzise zu kartieren.
Das Multibeam-Echolot ist zudem das wohl fortschrittlichste Unterwassersonar, das derzeit auf einem zivilen Schiff installiert ist. Es liefert digitale 3D-Renderings des Meeresbodens, mit denen ein internationales Team von Sonographen und Ozeanographen den tiefsten Punkt im Graben identifizieren konnte.
Während der Expedition wird das EM124 voraussichtlich zur Klärung von Ungenauigkeiten in dokumentierten Tiefen eingesetzt und kann letztendlich zur Umklassifizierung einiger von ihnen führen, so die Wissenschaftler.
Nächsten Station: Der Süd-Sandwich-Graben
Nachdem die Forscher bereits den tiefsten Graben des Atlantiks bereist haben, führt sie die nächste Station ins Südpolarmeer. Dort wollen sie in den Süd-Sandwich-Graben, bis in eine Tiefe von bis zu 8.264 Meter tauchen.
Der Süd-Sandwich-Graben wurde bislang kaum und nicht gründlich erforscht. Aufgrund seiner abgelegenen Lage stellt dieser Tauchgang viele logistische und wettertechnische Herausforderungen dar. Dennoch könnten sich die potenziellen wissenschaftlichen Erkenntnisse als bahnbrechend erweisen.
„Wir freuen uns sehr darauf, die anderen Tauchplätze weiter zu besuchen und unsere technischen und wissenschaftlichen Ziele fortzusetzen“, so Vescovo. (ts)
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