Pantone-Farbspezialistin verrät neueste Trends und Tipps für eine positive Atmosphäre

Tipps von der Pantone-Expertin Leatrice Eiseman, wie man Farben einsetzen kann – von der Kleidung bis zur Wohnungsgestaltung.
Bunde Farben. Foto: Getty Images
„Die Farbe des Jahres gibt Unternehmen bei grundlegenden Entscheidungen zu Produkten oder Markenbildung Orientierung", so Eiseman.Foto: gettyimages
Von 17. Februar 2024

Leatrice Eiseman kann Ihnen sagen, welche Farbe Sie tragen sollten, um Ihre Erfolgschancen im Geschäftsleben oder in der Liebe zu erhöhen, welchen Farbton Sie in Ihrem Schlafzimmer verwenden sollten, um einen guten Schlaf zu haben, und welche Farben Sie verwenden sollten, um Ihre Mitarbeiter zu motivieren.

Als Farbspezialistin, Direktorin des Eiseman Center for Color Information and Training und Geschäftsführerin des Pantone Color Institutes ist ihr Fachwissen international anerkannt. Sie leitet das Gremium des Instituts, das die Farbe des Jahres auswählt, die Trends bestimmt.

Für 2024 wählte Pantone ein sanftes, pastelliges Orange mit dem Namen „Peach Fuzz“. Die Farbe steht für unsere „angeborene Sehnsucht nach Nähe und Verbundenheit“, erklärt Eiseman in der Ankündigung von Pantone. Außerdem strahle sie Wärme und Mitgefühl aus.

Wohnzimmer in Trendfarbe „Pfirsich Fuzz“ des Jahres 2024. Foto: iStock

Nachdem Eiseman Psychologie, Beratung und Design studiert hatte, gab ihr eine zufällige Begegnung die Möglichkeit, ihre Leidenschaft für Farben zum Beruf zu machen. Heute zählen zu ihren Kunden weltweit tätige Unternehmen, die Ratschläge für neue Produkte, Markenbildung und Werbekampagnen suchen. Farbe ist, wie sie es kurz und bündig ausdrückt, der stille Verkäufer.

Aber auch Privatpersonen, die wissen möchten, welche Farben zu ihnen passen oder Hausbesitzer, die sich für ihre Inneneinrichtung inspirieren lassen möchten, werden von ihr beraten.

Eiseman sprach mit „American Essence“ über die Komplexität der Farbpsychologie, über das Barbie-Rosa und den perfekten Farbton für ein Schlafzimmer.

Leatrice Eiseman half bei der Einführung der Farbe des Jahres bei Pantone, die nun das Branding und die Produkte in verschiedenen Branchen beeinflusst. Foto: Stolee Communications

American Essence: Wann haben Sie gemerkt, dass Sie anders an Farbe herangehen als andere?

Leatrice Eiseman: Ich war noch sehr jung, als es meine Eltern bemerkten – insbesondere meine Mutter. Sie sagte mir, dass ich bereits mit vier oder fünf Jahren sehr kreativ mit Farben umging. Sie fand, dass ich ein Auge für gelungene Farbkombinationen hatte, und tat ihr Möglichstes, um das zu fördern.

Das ging so weit, dass sie mich als Teenagerin die Farben für mein Zimmer aussuchen ließ. Allerdings stellte sie eine Bedingung: Wenn mir das Ergebnis nicht gefiel, müsste ich selbst darauf sparen, um es wieder zu ändern und die Arbeit selbst erledigen.

Glücklicherweise gefiel mir, was ich tat. Ich habe das Zimmer immer noch vor Augen, mit einer roten Tagesdecke und einem schwarzen Schreibtisch. Das war mein erstes Einrichtungsprojekt.

American Essence: Wie sind Sie mit Pantone in Kontakt gekommen?

Leatrice Eiseman: Eher zufällig. Ich hatte bereits mein erstes Buch geschrieben – „More Alive With Color: The Total Color System for Women and Men“ [Mehr Leben durch Farbe: Das umfassende Farbsystem für Frauen und Männer] – und recherchierte für mein nächstes, als mich Pantone-Gründer Lawrence Herbert kontaktierte.

Er hatte mein Buch gesehen und lud mich zu einem Treffen ein. Dann fragte er, ob ich seinem neu gegründeten Institut beitreten wolle. Ziel davon war, Trends in allen Bereichen, einschließlich Innenarchitektur, Haushaltswaren, Mode und Fertigung vorherzusagen.

Im Jahr 1999 starteten wir unsere Initiative „Farbe des Jahres“. Wir nominierten Cerulean Blue, ohne zu ahnen, wohin das führen würde. Heute findet die Pantone-Farbe des Jahres große Beachtung in den Medien und hat großen Einfluss.

Die Farbe des Jahres gibt Unternehmen bei grundlegenden Entscheidungen zu Produkten oder Markenbildung Orientierung. Auch inspiriert sie Menschen dazu, ihr Zuhause oder ihre Garderobe neu zu gestalten oder einige Farbakzente zu setzen, mithilfe eines Kissens, einer Decke oder einem Schal. Zumindest bringt es sie dazu, über die Regenbogenfarben hinaus zu denken.

Farbeimer mit hellblauer Farbe. Symbolbild. Foto: Istock

American Essence: Wie treffen Sie jedes Jahr Ihre Auswahl?

Leatrice Eiseman: Es ist ein langer Prozess, der viel Recherche und Nachdenken erfordert und bei dem gesellschaftliche Trends und das Weltgeschehen berücksichtigt werden. Unser Ziel war nie, etwas vorzugeben, sondern Farben zu finden, die die Stimmung der jeweiligen Zeit widerspiegeln oder ausgleichen. In dunklen Zeiten könnten wir uns für Farben entscheiden, die Trost spenden oder Ruhe spenden, aber auch einen Hauch von Lebendigkeit in sich tragen.

Im Jahr 2021 – dem Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie – haben wir erst zum zweiten Mal in unserer Geschichte zwei Farben nominiert. Wir entschieden uns für das solide, verlässliche Mausgrau und das leuchtende Sonnengelb. Wir waren der Meinung, dass diese Farben die Gefühle der Menschen widerspiegeln, die nach wie vor Unterstützung und Sicherheit brauchen, aber auch nach vorn blicken und auf eine hellere, fröhlichere Zukunft hoffen.

Neben dem Weltgeschehen befassen wir uns auch mit Mode, Film, Kunst und dem Showbusiness. Blockbuster-Filme wie „Barbie“ spielen eine Rolle, obwohl wir ihnen oft weit voraus waren: Unsere Pantone-Farbe des Jahres 2011 war Honeysuckle [Heckenkirsche], was dem durch den Film populär gewordenen überschwänglichen Barbie-Pink ziemlich nahekommt.

American Essence: Einige Farbassoziationen sind in das öffentliche Bewusstsein gedrungen. Gibt es dafür eine solide Grundlage, oder ändert sich die Bedeutung von Farben je nach gesellschaftlicher Entwicklung?

Leatrice Eiseman: Die Geschichte der Farbe ist ein weiteres großes Forschungsgebiet, daher beschränke ich mich in meiner Antwort auf Farbe als Katalysator für Gefühle. Sie kann also Stimmungen beeinflussen, sodass wir uns ruhig, aufgeregt, fröhlich oder angeregt fühlen.

Wie wir auf Farben reagieren, hängt von der Kultur, der Erziehung und sogar von Lebenserfahrungen ab. Ich hatte zum Beispiel schon Kunden, die mir sagten, dass sie eine bestimmte Farbe gar nicht mögen, obwohl sie ihnen sehr gut steht. Sie wissen auch gar nicht, woher die Abneigung kommt.

Ich befasse mich dann mit ihrem Hintergrund. Dann stellt sich heraus, dass diese Farbe die Lieblingsfarbe eines geliebten verstorbenen Verwandten war oder dass sie von einem Fahrrad gefallen waren, das genau diesen Farbton hatte. Sobald sie die Ursache kennen, verschwindet ihre Abneigung oft.

Es gibt zwar keine endgültige Formel, um absolute Aussagen über Farben zu treffen. Aber wir können ziemlich allgemein sagen: Blau steht für Ruhe, Orange für Energie, Gelb für Fröhlichkeit, Lila für Kreativität und Opulenz. Wir reagieren auf Farben visuell oder unterschwellig. Und es gibt einige eindeutige Erklärungen dafür, warum einige Farben beliebter sind als andere.

Himmelblau ist ein gutes Beispiel. Es ist dauerhaft ansprechend und verheißungsvoll, was auf seine starken Assoziationen mit der Natur zurückzuführen ist. Es wird verbunden mit grenzenlosen Möglichkeiten – wie beim „blue-sky thinking“ [Zukunftsdenken] – und mit langen Tagen und Feiertagen. Unsere emotionale Reaktion auf Himmelblau ist fast durchweg positiv.

Rot ist die Farbe, die wir in der Natur oft sehen, wenn Tiere paarungsbereit sind. Sie kann auch beim Menschen ein sexuelles Signal sein. Unsere Wangen können erröten, wenn wir jemanden mögen. Eine Femme fatale wird typischerweise mit scharlachroten Lippen und Nägeln dargestellt. Eng damit verknüpft ist die Assoziation von Rot mit Gefahr.

Allerdings vermitteln nicht alle Rottöne dieselbe Botschaft. In jeder Farbfamilie gibt es unterschiedliche Nuancen, die auf dem Wert und der Intensität des jeweiligen Farbtons basieren. Obwohl also ein leuchtendes Rot für ein Vorstellungsgespräch in einem konservativen Bereich wie dem Bankwesen nicht geeignet wäre, wäre ein Pflaumen- oder Weinrot gut geeignet und vielleicht sogar wirkungsvoller als die eher konventionellen Grautöne oder dunklen Blautöne.

Wenn Sie eine erdende Wirkung in Ihrer Umgebung erzielen möchten, wählen Sie Grün oder Braun. Farben aus der Natur geben den Menschen das Gefühl von Sicherheit und Halt. Auch hier geht es vor allem um Assoziationen. Wer fühlt sich nicht gestärkt, wenn er neben einem alten Baum steht oder in einem Wald mit Laub unter den Füßen spazieren geht?

Wohnzimmer Interieur 3d Render, 3d Illustration, Farbmuster. Foto: iStock

American Essence: Gelten dieselben Regeln auch für die Einrichtung unserer Häuser?

Leatrice Eiseman: Grob gesagt, ja. Die meisten Menschen fühlen sich zu einer ruhigen Farbpalette hingezogen, das heißt zu kühlen, hellen bis mitteltönigen Grün-, Mauve-, Blau-, Weiß- und Grautönen. Auch tiefere Farben wie Mitternachtsblau und Lavendel eignen sich gut für Räume, in denen wir Zuflucht suchen.

Sehr oft sind die Menschen eher vorsichtig und bleiben in diesem Farbspektrum und verwenden schließlich unterschiedliche Farbtöne davon im ganzen Haus. Das ist natürlich in Ordnung, aber ich möchte sie dazu ermutigen, ein wenig abenteuerlustiger zu sein.

Wenn Sie Ihre Gemeinschaftsräume, zum Beispiel Ihre Küche, beleben möchten, wählen Sie warme Orangetöne, Rottöne und Gelbtöne. Ein mildes Rot wie Pantone’s Salsa eignet sich gut für das Esszimmer, da es den Appetit anregen soll.

Als Richtwert empfehle ich ein Verhältnis von 75 Prozent zu 25 Prozent zwischen kühlen und warmen Farben. Wenn Sie erstere bevorzugen, sollten Sie wärmende Akzente in Rot, Orange und Gelb setzen. Wenn Sie sich hingegen für letzteres entschieden haben, können Sie die Temperatur mit Blau- oder Grüntönen absenken.

Ein Sitzbereich in Magenta mit Holz als Ausgleich. Foto: iStock

Mit Accessoires lässt sich das ganz einfach bewerkstelligen: Hellbraune Möbel und Messinglampen sehen vor mitternachtsblauen Wänden wunderbar aus; auch das Experimentieren mit Bildern, Teppichen und Pflanzen ist eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, welche Farben zusammenpassen. Lassen Sie sich von der Natur leiten. Sie ist eine großartige Inspiration.

Dort, wo ich vorher gelebt habe, auf Bainbridge Island [im Bundesstaat Washington], ist der Himmel die meiste Zeit des Jahres grau. Deshalb spielten damals gelbe Elemente – die Farbe des Sonnenlichts – in meinem Haus eine wichtige Rolle. Ich verwendete Golden Haze von Pantone im Wohnzimmer und andere Gelbtöne in anderen Räumen, um Wärme und Helligkeit zu erzeugen und vor allem, um mich und meine Gäste glücklich zu machen.

Ich habe jetzt ein Lehmhaus im Missionsstil in Tucson [Arizona]. Dort habe ich einige der herrlichen Sonnenuntergangsfarben des Südwestens in wärmeren Erdtönen verwendet, darunter Braun, Pfirsich, Aprikose und sanftes Gelbgrün. Ausgeglichen habe ich sie mit Dämmerungsblau und Magenta. Mein Hauptschlafzimmer ist in Very Peri von Pantone gehalten, einem Veilchenblau, das die Ruhe von Blau mit der Dramatik von Violett verbindet. Es ist ein warmer Blauton, für mich der perfekte Farbton für ein Schlafzimmer.

American Essence: Was raten Sie unseren Lesern noch, die ihre Wohnung oder ihre Garderobe erneuern möchten?

Leatrice Eiseman: Ich habe kein allgemeingültiges Patentrezept: Hören Sie auf Ihr Herz! Wählen Sie Farben, die Sie mögen. Folgen Sie nicht sklavisch Trends, sondern nutzen Sie diese als Inspiration für Neues. Es geht um Ihr Zuhause. Also richten Sie sich nach Ihren Vorlieben und nicht nach dem, was Ihnen die Zeitschriften oder Onlinefachleute als modisch verkaufen.

Das Gleiche gilt für Ihre Garderobe. Wenn Sie unsicher sind, beginnen Sie mit den Accessoires. Ein Schal, eine Halskette oder Ohrringe, eine Krawatte – irgendetwas, das Sie an Ihr Gesicht halten können. Um die Farben zu finden, die ihnen am besten stehen, sollten Sie darauf achten, wie sie auf Ihr Haar, Ihren Hautton und Ihre Augen wirken.

American Essence: Könnten Sie unseren Lesern einen kleinen Ausblick auf das neue Jahr 2024 in Bezug auf Farben geben?

Leatrice Eiseman: Der Fashion Trend Report von Pantone hat 15 starke Farben hervorgehoben, darunter ein pfeffriges Grün, ein kräftiges Rot mit holzigen Noten, eine fruchtige, spritzige Zitrone und ein kräftiges Azur. Sie alle suggerieren ein Gefühl von Freiheit und kreativem Selbstausdruck.

Das Interview wurde aus Gründen der Klarheit und Kürze überarbeitet.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Pantone Executive Director Shares Latest Color Trends, Tips for Using Colors To Affect Mood  und ist dem Magazin „American Essence“ entnommen. (deutsche Bearbeitung nh)



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