Logo Epoch Times

Visionen des Himmels

Die digitale Hintergrundarbeit verleiht der Bühne eine neue Dimension und gibt den Zuschauern Zugang zu fernen Welten

Artikel teilen

Lesedauer: 5 Min.

Er sitzt, zurückgezogen in einer Ecke des betriebsamen Arbeitszimmers, und konzentriert sich ganz auf seinen Computer. Jim Chu tippt auf die Schaltfläche. Auf einem riesigen Flachbildschirm vor ihm an der Wand taucht ein mythisches Paradies mit goldenen Säulen und Marmortreppen aus den Wolken auf. Er tippt noch einmal und die Wolken ziehen vom Rande her über die ganze Fläche; er tippt ein weiteres Mal und ein strahlendes Licht erscheint am Himmel und senkt sich langsam herab.
Man könnte glauben, Chu erstellt gerade eine Szene für das nächste Hollywood Phantasy-Epos. In Wirklichkeit ist er einer der zahlreichen Designexperten bei New Tang Dynasty Television (NTD-TV), einem gemeinnützigen chinesischsprachigen Fernsehsender mit Sitz in Manhattan. Chu ist mit dieser Arbeit sehr vertraut. Von Anfang an, das heißt, inzwischen im vierten Jahr, arbeitet er an den digitalen Szenenhintergründe für die Globale Gala zum chinesischen Neujahr, deren Veranstalter NTD-TV ist.
Diese Arbeit ist ein einzigartiger Bestandteil der Gala von NTDTV, die gigantische LED-Projektionsfläche ist aus den Aufführungen zum chinesischen Neujahr in der New Yorker Radio City Music Hall nicht mehr wegzudenken.
„Wir nutzen den Bühnenraum wie eine große Leinwand. Jedes Jahr“, sagt Chu, „versuchen wir, es noch detailgetreuer und noch realistischer zu gestalten.“
Das Ergebnis ist atemberaubend, die komplizierte Erschaffung dieser Hintergründe ist noch wohl erstaunlicher. Laut Chu beginnt der Prozess mit dem künstlerischen Konzept des Direktors sieben oder acht Monate vor der Show. Damit nimmt auch die minutiöse Recherchenarbeit ihren Anfang. Die digitalen Designer wühlen sich durch viele Stapel von Büchern, studieren Gemälde aus der jeweiligen Epoche und nutzen jede mögliche Quelle, um Szenerien zu erschaffen, die bei dem Publikum so authentisch und glaubwürdig wie möglich erscheinen.
Auch für das kleinste Detail, wie ein am Berg gelegenes Kloster aus der Tang-Dynastie, muss die Architektur der Tang-Dynastie sorgfältig studiert werden. Chu lächelt: „In ein Gebäude der Tang-Dynastie können wir kein Fenster aus der Ming-Dynastie oder eine Tür aus der Qin-Dynastie einbauen. Irgendein Experte im Publikum würde es bestimmt bemerken!“
Obwohl viele Hintergründe auf traditionellen Bildern und Gemälden beruhen, gibt es viel Raum für neue Ideen. Bei der Gala im letzten Jahr haben wir als Vorlage für den Hintergrund der Choreographie „Die Flöten der Feen“ ein klassisches Gemälde aus einem Palast der Han-Dynastie benutzt. Da die Farben des Gemäldes jedoch mit der Zeit verblasst sind, entschieden sich die Designer, die Farbe des Bildes wieder herzustellen, um den zarten, strahlenden Ausdruck von Wasserfarben wieder her zu stellen. „Außerdem zeigen einige der klassischen Gemälde nur einen begrenzten Ausschnitt, während die digitalen Künstler einen viel größeren Raum schaffen müssen“, sagt Chu.
Letztendlich ist das Ziel bei der Gestaltung dieser Hintergründe, die enormen Möglichkeiten der digitalen Technologie zu nutzen, um den Geist der traditionellen chinesischen Kultur wieder erstehen zu lassen. Bei der Aufführung hat der Zuschauer den Eindruck, als würde sich der Tänzer tatsächlich in der digitalen Kulisse befinden. Es ist eben weit mehr als nur ein Bild. „Die ganze Bühne öffnet sich, die Szene dehnt sich über ihre materielle Begrenzung aus. Kurz gesagt,“ so der digitale Designer, „ es ist die Erschaffung einer ganzen Welt.“

Diese Welt erfordert ein unglaubliches Maß an Zusammenarbeit

In der heißen Phase kann es passieren, dass Chu und seine zehn Designer-Kollegen innerhalb mehrerer Tage nicht dazu kommen, in ihren eigenen Betten schlafen. Während er darüber scherzt, spricht er dennoch enthusiastisch von seiner Arbeit: „Wo sonst kann ich so etwas Wundervolles tun? Als Künstler kann ich die hervorragende traditionelle Kunst durch die beste moderne Technologie zum Leben erwecken.“
„Bis dahin war mir gar nicht bewusst, dass traditionelle Kunst so schön ist. Ich möchte den Menschen sagen: Seht es euch genau an, so etwas Schönes habt ihr bestimmt noch nie gesehen.“

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können