Hommage an Donatello – Das Werk eines großen Meisters

Ausstellung „Donatello. Erfinder der Renaissance“ in der Gemäldegalerie in Berlin.
Titelbild
Donatello, Maria mit Kind, „Pazzi-Madonna“, etwa 1422, Marmor. © Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Antje Voigt
Von 26. Mai 2022

Der Kunsthistoriker Giorgio Vasari schrieb im 16. Jahrhundert in seinem Buch „Das Leben der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten“, die wahre Größe der Kunst sei auf einen Mann zurückzuführen. Dieser Mann ist der italienische Bildhauer und Architekt Donato di Niccolò di Betto Bardi, den wir als Donatello kennen.

Zusammen mit seinen Freunden und Kollegen – dem Maler Masaccio, dem Architekten Filippo Brunelleschi und dem Architekten Leon Battista Alberti – wurde er zum Begründer des Renaissancestils in Florenz.

Das Erbe Donatellos ist immer noch bedeutend. Sein umfangreiches Werk in eine Gesamtdarstellung zu packen, liegt nahe, aber eine Ausstellung zu zeigen, die seinen weitreichenden Einfluss umfasst, scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Die Ausstellung „Donatello: Die Renaissance“ im Palazzo Strozzi und im Museo Nazionale Del Bargello in Florenz, Italien, bietet jedoch genau das.

Rund 130 Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen, die von über 50 weltbekannten Museen und Institutionen ausgeliehen wurden, sind in der Ausstellung zu sehen. Darunter sind einige bemerkenswerte Exponate wie die Bronzetüren der Alten Sakristei der Basilika San Lorenzo in Florenz, die zum ersten Mal das Gebäude verlassen haben.

Natürlich gibt es eine ganze Menge zu entdecken, doch hier sind einige Schlüsselwerke, die Donatellos Innovationen zeigen:

Donatello, Thronende Madonna, etwa 1410-1415, Terrakotta. © Victoria and Albert Museum, London

Zeichnungen in Stein

Die „Dudley-Madonna“ aus der Sammlung des Victoria and Albert Museums ist eines der besten Beispiele für die Stiacciato-Technik von Donatello. „Stiacciato“ (italienisch für „abgeflacht“) ist eine Flachreliefskulptur mit flachen Einkerbungen, fast wie eine Zeichnung. Donatello stellt hier die Muttergottes auf einem einfachen, ungerahmten Hintergrund dar. Es war das erste Mal, dass die vollständige Figur der Heiligen Jungfrau in Marmor für die private Andacht hergestellt wurde. In der Profilansicht umarmt sie das Christuskind mit mütterlicher Liebe, doch ihr Blick lässt erahnen, dass sie um das Opfer weiß, das es als Mann bringen muss.

Donatello, David, 1408-1409
und 1416, Marmor. © Museo Nazionale del Bargello, Firenze / mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur, Foto: Bruno Bruchi

Figuren aus Ton

Plinius der Ältere beschreibt in seiner „Naturalis Historia“, wie „die Alten“ Kunstwerke aus Terrakotta herstellten. Donatello und Brunelleschi, die sich von diesem Material inspirieren ließen, verwendeten Terrakotta für ihre Figuren.

Donatello schuf aus Terrakotta vor allem Madonnen für die private Andacht. Einige Beispiele sind in der Ausstellung zu sehen.

Diese kleinen Werke unterscheiden sich von Donatellos Terrakottastatue des „Josua“ auf der Kuppel des Doms von Florenz. Mit einer Höhe von über 16 Fuß war sie einst der Maßstab für alle Kuppelfiguren. Donatello erhielt den Auftrag, den „Josua“ als Nachfolger seines „David“ aus Marmor zu schaffen, der mit einer Höhe von 1,83 Meter als unzulänglich für den Dom von Florenz angesehen wurde. Der den Witterungsbedingungen ausgesetzte „Josua“ stand über zwei Jahrhunderte lang auf der Kuppel, bevor er dort entschwand.

Donatello, Amor-Attiis, etwa 1435-1440, Bronze. © Museo Nazionale del Bargello, Firenze / mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur, Foto: Bruno Bruchi

Eine neue Perspektive

Donatello schuf mit „Das Gastmahl des Herodes“ für das Baptisterium in Siena eine bemerkenswerte erzählerische Szene. Zum ersten Mal seit 1427 wurde das vergoldete Bronzewerk vom Taufbecken abgenommen, zusammen mit den vergoldeten Bronzestatuen „Hoffnung“ und „Glauben“, die alle für die Ausstellung restauriert wurden.

Für „Das Gastmahl des Herodes“ nutzte Donatello Brunelleschis neue Regeln der Perspektive, um die Dramatik und Spannung der Szene zu erhöhen. Die Brutalität ist durchgehend spürbar, da Donatellos Figuren beim Anblick des Kopfes von Johannes dem Täufer schockiert, entsetzt und angewidert zurückschrecken. Donatello verlieh jeder Person Charakter, Gesten und Emotionen – ein kühner Schritt zu jener Zeit, als die anmutigen und zweidimensionalen idealisierten Figuren des internationalen gotischen Kunststils vorherrschten.

Außerdem nutzte er perspektivische Darstellungen, um sicherzustellen, dass seine Werke von jedem Blickwinkel aus korrekt dargestellt wurden. Donatellos bronzener „Siegreicher David“, der auf einer 1,98 Meter hohen Säule thront, muss ein wahrer Augenschmaus gewesen sein. Die ursprüngliche Säule der Statue ging vor langer Zeit im 16. Jahrhundert verloren, aber die Kuratoren der Ausstellung haben das Werk in die Höhe gehievt, obwohl niedriger als das Original, sodass die Besucher das Werk von unten sehen können, wie Donatello es beabsichtigt hatte.

Donatello, Putto mit Tamburin, 1429, Bronze. © Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Antje Voigt

Ein Hauch von Menschlichkeit

Als Vater der modernen Bildhauerei schnitzte Donatello das Unmögliche: die Menschheit selbst. Er schuf statische, lebensechte Skulpturen, die voller Bewegung, Vitalität und Sensibilität sind – etwas, das es noch nie zuvor gegeben hatte.

Donatellos innovative Ideen wurden in verschiedenen Materialien wie Stein, Holz, Marmor, Bronze, Stuck, Terrakotta, Keramik, Pappmaché, Glaspaste und geprägtem Kupfer umgesetzt. Während er neue Entdeckungen machte, die den Künstlern aufregende neue Arbeitsweisen ermöglichten, ließ er sich stets von der Vergangenheit inspirieren: von den alten Griechen und Römern bis hin zu Künstlern des späten Mittelalters wie Giotto.

Seine Kunst beeinflusste Künstler in ganz Italien, von der Toskana, Venetien und den Marken bis hin zu den Städten Rom und Neapel – eine Leistung, die vor ihm nur Giotto vollbrachte.

Die Ausstellung „Donatello. Erfinder der Renaissance“ wird in der Gemäldegalerie in Berlin vom 2. September 2022 bis 8. Januar 2023 zu sehen sein. Es ist eine Sonderausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit Fondazione Palazzo Strozzi, Florenz, Musei del Bargello, Florenz, und Victoria & Albert Museum, London.

An jedem Ort wird eine leicht abweichende Version der Ausstellung gezeigt, wobei sich einige Leihgaben unterscheiden.



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