Heute geht’s los: Theatertreffen vom 6. – 22. Mai in Berlin

Zum 53. Mal öffnen die Berliner Festspiele das renommierte Theatertreffen in Berlin.
Titelbild
Das „Schiff der Träume“ aus dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, mit v. l. n r. Sayouba Sigué, Michael Sengazi, Julia Wieninger, Ibrahima Sanogo.Foto: Matthias Horn
Von 6. Mai 2016

Berlin – Am 6. Mai wird die diesjährige Veranstaltung mit dem Stück „Schiff der Träume“, einer Inszenierung vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg, eröffnet. Das „europäische Requiem“ nach Federico Fellini beginnt 1914 auf einem Schiff im Mittelmeer und springt über zu einem Akt der aktuellen Piraterie, um aus Afrika stammende Flüchtlingsdarsteller auf die Bühne zu holen. Regie Karin Beier.

Mit diesem Jahr können auch die letzten Zweifel ausgeräumt werden, dass das deutsche Theater eine weltfremde Nische sei. Kaum eines der Stücke oder die Art und Weise der Inszenierungen zeugt nicht von dem politischen, sozialen und gesellschaftlichen Wandel und Umbruch, den wir nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa seit Jahren miterleben. Die NS-Vergangenheit und ihre aktuellen Bezüge sind unter anderem ein Thema, aber auch die russische Gesellschaft wird durchleuchtet, Gewalt und Verherrlichung von rechtsextremen Tendenzen spiegeln aktuelle Bezüge wider, Flucht und Krieg bilden den roten Faden durch sämtliche Inszenierungen. In diversen Foren können die Zuschauerinnen und Zuschauer diskutieren und sich mit den Theatermachern und Macherinnen auseinandersetzen.

Das Procedere von Wahl und Qual

Sieben Juroren haben sich in 59 Städten insgesamt 394 Inszenierungen angesehen. Die Entscheidung fiel wie immer nicht leicht, denn es bedeutet auch, die komplette Adaption auf eine andere Bühne, für ein anderes nicht vertrautes Publikum und es ist bekannt, Berlin hat ein sehr kritisches und verwöhntes Theaterpublikum. Mit allein vier großen Theaterbühnen und zig mittleren und kleinen Theatern gibt es kaum eine Kunst- und Inszenierungsform, die Berliner Theaterliebhaber nicht schon kennen. Und die Opern sind hier mal nicht mitgerechnet. Es ist nicht wirklich verwunderlich, dass allein drei Inszenierungen aus Berlin stammen. Heimspiel.

Für das Theatertreffen 2016 kamen 38 Inszenierungen in die engere Wahl. Hier die zehn „besten“ auszusuchen ist nicht nur eine Frage von Qualität sondern auch stark von subjektiver Meinung geprägt. Und wenn man genau hinsieht, so haben mal wieder fast nur die ganz großen führenden Häuser sich die zehn Plätze ergattert. Berlin, Hamburg, Basel, Zürich, Kassel und Karlsruhe gehören zu den Favoriten. Es lässt sich nicht leugnen – in den Metropolen weht ein anderer Wind, Regie und Schauspielerinnen und Schauspieler scheinen hier wohl mehr gefordert zu sein, den Puls der Zeit zu treffen.

Ein reichhaltiges Angebot – Der Stückemarkt

Zu einem Theatertreffen gehört natürlich auch die Präsentation von neuen Stücken, die dann vielleicht 2017 zum Theatertreffen eingeladen werden können. Auch hier gab es im Vorhinein einen Wettbewerb. 324 Bewerbungen an der Zahl und die Gewinner stammen aus Deutschland, Großbritannien, Kroatien, Dänemark und Slowenien. Diese neuen Stücke werden vom 13. – 18. Mai in szenischen Lesungen und auch als Gastspiel im Haus der Berliner Festspiele präsentiert.

In Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung vergibt das Theatertreffen erstmals einen Werkauftrag für ein neues Stück in einem partizipativen Verfahren. Mit einem Livestream wird die Idee für diese Arbeit ins Schauspiel Dortmund gestreamt. An diesem Abend können dann Interessierte in Berlin und in Dortmund im Internet am selben Abend über die Vergabe des mit 7000 Euro dotierten Werkauftrages abstimmen. 2017 wird dann dieses Stück am Schauspiel Dortmund produziert und aufgeführt.

Der Stückemarkt ist ein ganz wichtiges Unterfangen des Theatertreffens, denn hier spiegelt sich schon die Zukunft wider. Meistens sind es junge Autorinnen und Autoren, die sich hier profilieren und ihre persönliche Sicht auf die Gesellschaft wiedergeben und mitunter den Generationswechsel in den Theatern einläuten.

Das Camp

Auch das Camp ist ein wichtiger Treffpunkt, um sich hier intellektuell auszutauschen. Im Camp laufen die thematischen und ästhetischen Gedanken des gesamten Theatertreffens zusammen. Gesellschaft, Politik und aktuelle Themen stehen hier im Vordergrund. Das Eröffnungswochenende steht zum Beispiel ganz im Zeichen der Frage „Willkommensland Deutschland?“ Hier soll über eine offene Gesellschaft nachgedacht werden, die soziale Wirklichkeit wird erörtert, aber auch die Kreativität kommt nicht zu kurz. Skulptur/ Performance/ Schauspiel – all diese Themen, die das Theater ausmachen, verschmelzen an einem Ort miteinander.

Das Forum

Im Internationalen Forum können Stipendienprogramme gefördert werden. Nachwuchskünstler und Künstlerinnen sind aufgefordert, im Theatertreffen-Camp und in Workshops mit etablierten Künstlerinnen und Künstlern Zeitfragen zu verhandeln. Dieses Jahr steht die Frage nach dem Zusammenspiel von „Arts and Politics“ im Fokus. 38 Künstlerinnen und Künstler sind zum internationalen Forum eingeladen.

Kein Theatertreffen ohne Preisverleihung!

Ein großer Partner des Theatertreffens ist 3sat. Der 3sat-Preis wird am 15. Mai an den Regisseur Herbert Fritsch verliehen. Der Alfred- Kerr- Darstellerpreis wird am 22. Mai verliehen und der Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung wird am 15. Mai Shermin Langhoff und Jens Hillje (Maxim Gorki Theater Berlin) verliehen.

Deutsches Theater goes China

In Zeiten von der Frage nach Pressefreiheit, Jan Böhmermann und kulturellen Unterschieden, ist es dem Berliner Festspielhaus gelungen, eine Kooperation zwischen Deutschland und dem kommunistischen China herzustellen. Vom 20. Juni bis 9. Juli 2016 werden erstmals ausgewählte Theatertreffen-Inszenierungen in Peking und Shanghai gezeigt auf Einladung von Wu Promotion und mit Unterstützung der Berliner Festspiele und des Goethe-Instituts.

Natürlich stellt sich auch hier die Frage, inwieweit mussten oder werden Kompromisse von beiden Seiten gefordert? Diese Frage lässt sich erst im Anschluss beantworten. Die Auswahl der Stücke traf ein deutsch-chinesisches Kuratorium. Ziel ist es, einen zukünftigen Theateraustausch zwischen Deutschland und China zu intensivieren. Nach China eingeladen sind angesehene Produktionen, die bereits 2015 zum Berliner Theatertreffen eingeladen waren:

Warten auf Godot (Deutsches Theater Berlin, Regie: Ivan Panteleev), John Gabriel Borkman (Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regie: Karin Henkel) und Common Ground (Maxim Gorki Theater Berlin, Regie: Yael Ronen)

Tickets und Locations in Berlin

Das Festival findet auf vier Bühnen beispielsweise Spielstätten statt. Hierzu gehören das Haus der Berliner Festspiele, Deutsches Theater Berlin, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und das Maxim Gorki Theater.

Natürlich ist der Run auf die Tickets schon längst gelaufen. Für die meisten Stücke gibt es kaum noch Karten.

Eine wunderbare Idee des Theatertreffens ist, dass sich die Zuschauerinnen und Zuschauer im Sony Center am Potsdamer Platz die Inszenierung umsonst auf einer großen Leinwand ansehen können. Hier werden drei der aufgezeichneten Abende von 3sat Theatertreff einem breiten Publikum öffentlich gemacht. Unter dem Titel „Starke Stücke“ sind folgende Stücke dann zu sehen:

„Väter und Söhne“, von Brian Friel nach dem Roman von Iwan Turgenjew. Regie: Daniele Löffler, Deutsches Theater Berlin. 13. Mai um 18:00 Uhr.

„John Gabriel Borkmann“, nach Henrik Ibsen von Simon Stone. Regie Simon Stone. Burgtheater am Akademietheater Wien. 14. Mai um 16:00 Uhr.

„Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“, von Clemens Sienknecht Barbara Bürk. Deutsches Schauspielhaus Hamburg. Am Sonntag dem 15. Mai um 16:00 Uhr.

Weitere Infos unter:

53. Theatertreffen vom 6. – 22. Mai 2016

www.berlinerfestspiele.de/theatertreffen

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