50 Jahre subtile Werbung für schlechtes Benehmen, Monster und Anarchie: Die „Sesamstraße“

Am 9. November feierte die international wohl erfolgreichste Fernsehserie für Kinder ihren 50. Geburtstag. In Deutschland läuft die Serie seit 1973 regelmäßig im Fernsehen. Aber die Monster ,die gegen Benimmregeln verstießen, sind nicht bei allen Eltern beliebt – viele Szenen sind Werbespots für schlechtes Benehmen.
Von 12. November 2019

Die „Sesame Street“ wurde in den USA im Jahr 1969 erstmals ausgestrahlt. Die Sendung für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter war darauf ausgelegt, Grundkenntnisse des Lesens und Schreibens, sowie Zahlen, den Kindern auf unterhaltsame Weise nahezubringen. Dazu wurden von Anfang an auch die inzwischen berühmtem „Muppets“ von Jim Henson eingesetzt.

In kurzen Spielhandlungen agierten Menschen und Muppets gemeinsam, doch die beliebtesten Sequenzen waren anfangs die Spielszenen, in denen nur die Muppets auftraten. Manche von ihnen waren menschenähnlich, manche wie Kuscheltiere. Vielen Kindern waren die kleinen Monster bekannt, manche liebenswert, manche rotzfrech.

Die Sendung wurde in den USA schnell beliebt, erntete aber auch viel Kritik. Das lag teilweise an der Szenerie, in der alles eingebettet war. Eine fiktive Straße in New York mit Darstellern aller möglichen Ethnien die frei miteinander agierten, was in den USA der ausgehenden 60er Jahre noch immer nicht selbstverständlich war.

Die Monster die, meist kindlich naiv, subtil gegen Benimmregeln verstießen, waren nicht bei allen amerikanischen Eltern gern gesehen. Sie wurden zu schlechten Vorbildern für die Kinder und bereiteten den Eltern neue Schwierigkeiten.

Die „Sesamstraße“ kommt nach Deutschland

1971 strahlte das deutsche Fernsehen erstmals einige unsynchronisierte Folgen zur Probe aus. Wer im Empfangsbereich von AF-TV, dem US-Fernsehsender der amerikanischen Besatzungstruppen, lebte und einen NTSC-fähigen Fernseher hatte, konnte die Sesame Street auch vor 1973 in Deutschland sehen. Der NDR erwarb die Senderechte für Deutschland und begann Januar 1973 mit der Ausstrahlung. Anfangs waren das synchronisierte Fassungen der US-Originale. Doch später ging man dazu über, eigene Handlungsstränge zu drehen.

Man begann mit der Eindeutschung, hatte einen eigenen Satz Puppen und entwickelte auch eigene Figuren, wie den Bären Samson und andere. Das war nötig, da einige Figuren wie der Count Count (Graf Zahl) vom Wortwitz her in Deutschland nicht funktionierten. Ein schönes Beispiel für den amerikanischen Wortwitz in den US-Fassungen ist auch der nicht übersetzbare Spot, in dem Kermit den Buchstaben „W“ erklärt.

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Bei der Eindeutschung und der zunehmenden Eigenproduktion ging es auch um die Anpassung der Sendung an deutsche Sehgewohnheiten. Die US-Originale orientierten sich an den – damals im deutschen Fernsehen noch unbekannten –  Werbeeinspielungen und inszenierten viele Szenen wie lustige Werbespots.

Auch traten immer mehr Prominente in den Sendungen auf. Die amerikanischen Kinder kannten sie, doch viele waren in Deutschland unbekannt. Durch die Eigenproduktionen des NDR konnte man stattdessen hierzulande bekannte Sänger oder Schauspieler in die Sendung bringen.

Da der NDR von der New Yorker Straße als Hintergrund abging, konnte man den Titel „Sesamstraße“ in der deutschen Fassung allerdings nicht mehr nachvollziehen. Für manche Fans des US-Originals waren die deutschen Folgen der Sendung dann auch zu „schulmeisterlich“.

Der Kabelsender HBO, bei dem die US-Rechte liegen, veröffentlichte anlässlich des 50. Geburtstages der Sendereihe einen kurzen „Best of“-Trailer.

Schlechter Einfluss der 68er

Hollywood hat einen enormen Einfluss auf der ganzen Welt. Obwohl amerikanische Filme weniger als 10 Prozent der weltweit produzierten Filme ausmachen, erhalten Hollywood-Filme 70 Prozent der weltweiten Kinovorführungen seit den 1930ern. Es ist unbestreitbar, dass Hollywood-Filme die internationale Filmindustrie dominieren. Als internationales Symbol der amerikanischen Kultur hat Hollywood dazu beigetragen, bestimmte Werte weltweit zu verbreiten und zu verstärken – doch es ist zu einem Werkzeug geworden, um die gesamte Menschheit verfälschten, anti-traditionellen Werten auszusetzen.

Heute ist es für die meisten Amerikaner schwer vorstellbar, dass die Familien in den 1930er und 1940er Jahren keine Angst vor dem negativen Einfluss von Filmen auf Kinder zu haben brauchten. Damals folgte die Filmindustrie strengen moralischen Regeln.

1934 führte die Filmindustrie mit starker Unterstützung der Kirchen den Leitfaden „Code to Govern the Making of Talking, Synchronized and Silent Motion Pictures“ (dt.: „Richtlinien zur Regulierung der Herstellung von Ton- und Stummfilme“) ein, auch bekannt als „Hays Code“. Der erste Grundsatz darin war, dass keine Aufnahme produziert werden sollte, welche die moralischen Standards derjenigen, die sie sehen, mindern würde. Das Publikum sollte nie dazu gebracht werden, sich mit Verbrechen, Fehlverhalten, Bösem oder Sünde zu identifizieren. Doch seit den 50er Jahren und vor allem mit der Generation der 68er hielt sich die Filmindustrie immer weniger an den Kodex.

Einige argumentieren, dass die Fülle moralisch degenerierter Inhalte in der Filmindustrie lediglich von Marktmechanismen getrieben werde. Einige Filme feiern Bestien oder Monster. Die sorgfältig erschaffene Atmosphäre lässt die Zuschauer in eine Welt eintauchen, in der moralische Standards nur nebensächlich sind. Übeltaten, die von der konventionellen Gesellschaft abgelehnt werden, können so immer in irgendeiner Weise rationalisiert, mitfühlend behandelt oder sogar als etwas Positives gezeigt werden. Die ultimative Botschaft, die dem Publikum eingeprägt wird, ist, dass es keine klare Trennung zwischen richtig und falsch oder gut und böse gibt. Traditionen werden als langweilig und unterdrückend dargestellt und Moral als relativ.

Viele Unterhaltungssendungen – darunter auch die Sesamstraße – werden seither verwendet, um abweichende Werte und Verhaltensweisen, die im Alltag der Menschen eigentlich selten zu sehen oder unerwünscht sind, durch wiederholte Ausstrahlung im Fernsehen zu normalisieren.



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