Steht man zu einem gewissen Grad in der Öffentlichkeit, verlangt es eine besondere Fähigkeit, auf Knopfdruck mit einem Kamera-Lächeln zu glänzen. Dieser Glanz auf Abruf ist für das Foto trainiert, doch verliert oftmals abseits des Zielmediums an Charme, wirkt aufgesetzt oder gekünstelt. Anders bei Jens Lehrich: kein Hauch von Oberflächlichkeit. Er strahlt in die Kamera, aber nicht, um zu glänzen. Transportiert wird ein scheinbar permanent abrufbares, freudvolles Gefühl von Zufriedenheit.
Mit seinen 51 Jahren hat der Wahl-Hamburger Karriereerfahrungen gesammelt, von denen manche nur träumen. Nach seinem journalistischen Volontariat ist er bis heute Teil einer der erfolgreichsten deutschen Comedy-Radiosendungen. Bühnenshows mit Live-Publikum runden seit 30 Jahren seinen Comedy-Erfolg ab, hatten nach eigener Aussage jedoch zur Folge, seine persönlichen Ziele hauptsächlich an materiellen Errungenschaften und äußeren Faktoren zu messen.
Die himmelblaue Winterjacke und Wollmütze unterstreichen seine ruhige Art. Mit einer gewissen Distanz und zugleich besonnener Klarheit berichtet er bei herbstlich-winterlichen Temperaturen in seinem Garten über den Wandel in seinem Leben. Man merkt, dass es für ihn eine Herzenssache ist, über sein Leben und den Wandel zu sprechen. Jedoch nicht, weil er als Person im Fokus steht. Vielmehr strahlt er eine Freude aus, als er über seine Erfahrungen berichtet. Es entsteht eine locker-aufrichtige Atmosphäre á la Petron's „sol lucet omnibus“ (die Sonne scheint für jeden).
Mit einem Mal ist alles anders
Der Wandel seiner Lebens- und Wertvorstellungen beginnt mit einem familiären Einschlag: Einem seiner Kinder wird eine chronische Erkrankung diagnostiziert. „Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich Gesundheit nie infrage gestellt. Gesundheit war etwas, das immer da war“, erklärt Lehrich. Nun hilft ihm seine journalistische Ausbildung. Etliche Bücher und Recherchen vergehen bei der Auseinandersetzung mit der Krankheit.
„Ich habe angefangen, hinter die Kulissen der Pharmaindustrie zu schauen und habe mich gefragt, warum nicht alternative Medizin, Homöopathie und Schulmedizin miteinander arbeiten, um das Beste für den Patienten zu bewirken“, so Lehrich. Auf der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten stößt er auch auf Menschen, die fundamental andere Lebenskonzepte haben.
Die Denkweisen und Muster, die in unserer Gesellschaft von Kindesbeinen an erlernt und anerzogen werden, sind für ihn seitdem zu engspurig. So fing er an, unterschiedliche Personen auf seinem Blog „a hundred monkeys“ vorzustellen. Ihn motiviert, anderen zu helfen, die Welt ein Stück weit besser zu verstehen und dazu beizutragen, außerhalb des „Hamsterrads“ Wege zu einer besseren Zukunft zu finden.
Die Erkenntnis
Sein Leben vor dem Wendepunkt beschreibt Lehrich als komplett materialistisch orientiertes Leben. Erfolg und gut verdientes Geld lenkten seinen Fokus darauf, immer erfolgreicher zu werden. Mehr Geld zu verdienen, nur um einen gesteigerten Luxus zu ermöglichen, war sein persönliches Hamsterrad. Doch mit der Erkrankung seines Kindes hinterfragt und durchbricht er auch diese Anschauung.
„Dann habe ich festgestellt, dass das Materielle mich niemals zufriedenstellen wird, ganz im Gegenteil. Und das ist eine spannende Erkenntnis: Zu verstehen, dass wahres Glück nur im Inneren entsteht und niemals aus etwas Materiellem im Außen... das ist so groß", verdeutlicht Lehrich. In ihm wächst die Bereitschaft, das alte Leben des materiellen Reichtums vollständig aufs Spiel zu setzen.
Durch diese Offenheit vollkommen neu an die Sinnfrage des Lebens heranzutreten, erfuhr er nach eigener Aussage eine Art Befreiung: Die Last der Angst vor dem Tod, an einem Autounfall zu verunglücken oder schwer zu erkranken, ist verschwunden. Vielmehr ist das Lebensende in seiner Wahrnehmung zu einem viel natürlicheren Lebensbestandteil geworden.
Dennoch entsteht im Gespräch mit ihm nicht der Eindruck, er hätte „das eine Rezept“ für jedermanns Leben gefunden. Er betont, dass er immer nur für sein eigenes Leben sprechen kann. So entsteht eine sehr offene und einladende Atmosphäre, in tiefe philosophische Gespräche einzusteigen. Ein gemeinsamer und konstruktiver Gedankenaustausch ist ihm spürbar wichtig, stets geprägt mit einer Neugier, das eigene Verständnis zu erweitern.
Können heißt nicht müssen
„Ich bin einfach erfüllt mit dem, was ich tue.“ Die Bereitschaft, alles aufgeben zu können, bedeute jedoch nicht gleichzeitig, auch alles aufgeben zu müssen, philosophiert Lehrich. Als Familienvater ist das Materielle nichts, was einfach zu vernachlässigen ist, sondern weiterhin kein unerheblicher Lebensaspekt.
Vielmehr haben sich seine Prioritäten geändert. „Ich habe festgestellt, es kann beides zusammen gehen, man muss sich nicht für das eine oder das andere entscheiden“, so Lehrich. Ein leichteres Gemüt und eine vielfach gesteigerte Lebensqualität begleiten ihn seitdem.
Dennoch heiße es nicht, gar keine Probleme mehr zu haben, ganz im Gegenteil: „Die Probleme sind in den vergangenen Jahren oftmals so überwältigend groß gewesen, dass man sich in mancher Nacht zurückgewünscht hat: Ach, wär's mal so wie früher. Aber, möchte ich jemals wieder tauschen? – Nein.“
Bewältigen anstatt verdrängen
Am Klavier zu spielen hat Lehrich erst vor wenigen Jahren gelernt. Kürzlich komponierte er sanft-fröhliche Melodien, die zum Träumen von Leichtigkeit und Harmonie einladen. „Das war einfach in mir, das bin ich“, beschreibt er selbstsicher und zufrieden.
Und eben mit dieser sanft-fröhlichen Leichtigkeit aus der Melodie beschreibt er, wie er gelernt hat, mit schwierigen Situationen umzugehen: „Wenn eine Emotion da ist – Wut, Verzweiflung, Angst – dann ist es das Wichtigste, dieser Emotion Raum zu geben und sie nicht zu verdrängen.“ Vielmehr sieht er eine Möglichkeit bei auftretender Emotion, nach innen zu schauen und zu fragen, was dieses Gefühl einem mitteilen möchte.
Als Beispiel führt er die aktuelle politische Lage an und meint, dass es aktuell genügend Dinge gibt, wo man zu Recht wütend sein könne. Dennoch solle man sich selber fragen, was genau einen „triggert“. Bei sich selber entdeckte er, dass es ihn wütend macht, dass die Politiker aus seiner Sicht lügen. Dies betrachtet er allerdings als eine Art Spiegel und fragt sich, wo er selber noch lügt. Den im Außen wahrgenommenen Mangel aufgrund der hervorgerufenen Emotion bei sich selber zu suchen, ihn zu erkennen, dann leicht zu nehmen und daran arbeiten zu wollen, bewirkt die Rückkehr zu einer harmonischen Grundstimmung.
„Wenn ich verstehe, dass mich das Äußere immer nur triggert mit den Dingen, die ich auch noch in mir habe, dann werde ich auch wieder sanftmütig und meine innere Wut lässt nach.“
Lehrich zufolge fühlt es sich einfach toll an, das eigene Leben selbst zu gestalten. Mit seiner Arbeit hofft er, Menschen zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu finden, eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu leben.
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