Ungemütliche Fragen, wenig zufriedenstellende Antworten. Der frühere FDP-Abgeordnete Marcel Luthe übte schon wenige Monate nach Beginn der Pandemie Kritik an der Corona-Politik der Berliner Regierung.
In einem aktuellen Interview mit der Epoch Times äußerte er sich erneut zu den Corona-Maßnahmen. Er kritisierte insbesondere die unzureichende Informationslage zu den aktuellen Corona-Fallzahlen. So gebe es beispielsweise über 700 unterschiedliche Corona-Tests in Deutschland. Es werde aber nicht erfasst, welcher konkrete Test für die einzelnen Personen verwendet werde.
„Wenn wir nicht wissen, welcher Test verwendet wird, wissen wir natürlich auch nicht, wie genau dieser Test ist.“ Insoweit seien die erfassten Zahlen nur „pseudowissenschaftlich“. Wenn man die Ergebnisse der unterschiedlichen Tests verschiedener Hersteller nehme, vergleiche man Äpfel mit Birnen und habe keine standardisierten Zahlen. Insoweit seien die Corona-Zahlen „vollkommen wertlos“.
Luthe kritisierte weiter, dass für die Politik ausschließlich Corona-Zahlen und COVID-Erkrankungen maßgeblich sind, wohingegen alle anderen Krankheiten und Folgen der Corona-Politik ausgeblendet werden. Ein kleines Mädchen namens Mathilda, deren Herz-Operation mehrfach zugunsten der Behandlung von COVID-Patienten verschoben worden war, sei letztlich verstorben. Auch die Situation in den Pflegeheimen sei unzumutbar.
Es ist sicher nicht im Interesse des betroffenen Menschen, dass er zum Beispiel im Alter von 95 Jahren alleine in einem Pflegeheim ohne seine Familie stirbt“, schildert Luthe.
Es sei sicher nicht im Interesse der Menschenwürde, wenn dieser Mensch die Familie in seinen letzten Stunden nicht sehen darf und einsam sterbe.
Das Problem der „Filterblase“
Dass der Berliner Senat die von vielen Seiten geäußerte Kritik an PCR-Tests nicht beachte, ist laut Luthe ein „relativ einfaches psychologisches Phänomen“. Der Senat bewege sich in seinen Kreisen. Die Politiker hätten also zu tun mit Kollegen, Senatoren, Staatssekretären, vielleicht Abteilungsleitern und so weiter. Dabei entstehe ganz schnell das, was man aus den sozialen Medien als „Filterblase“ kenne.
Sie nehmen nur noch ein Thema wahr, nehmen nur noch eine Quelle als seriös wahr und blenden alles andere aus“, schildert Luthe.
Das sei ganz natürlich und würde eine breite Sicht erschweren. Allerdings sei es Aufgabe des regierenden Berliner Bürgermeisters sowie auch einer Kanzlerin, die unterschiedlichen Meinungen zu hören und nicht nur „der einen“ zu folgen.
Luthe ist dafür, endlich wieder zur Demokratie zurückzukehren, bei der man offen und „ohne Schaum vor dem Mund“ alle Aspekte berücksichtigt. „Wenn sie nur einen Aspekt herausgreifen und sich nur mit dem beschäftigen, handeln Sie im Ergebnis totalitär“, stellt Luthe klar.
Dass Menschen an der Bushaltestelle einen Abstand von 1,50 Meter zueinander halten müssen, während sie dann im Bus nebeneinandersitzen, könne man keinem vernünftigen Menschen erklären. „Wer glaubt, dass das eine Wirkung hat – ich will es höflich formulieren – der irrt sich.“
Meinungsfreiheit: Zuhören oder Ignorieren?
Zur Meinungsfreiheit gehöre nun einmal auch, von der Meinung anderer Leute in Ruhe gelassen zu werden oder diese zu ignorieren, gibt Luthe zu bedenken. Das tue die Regierung, sie ignoriere andere Meinungen. Klug sei das aber nicht. So verliere man Leute für die demokratischen Prozesse, wie beispielsweise die Kaufleute, die ihre Geschäfte zum 11. Januar eigentlich öffnen wollten.
Grundlage einer Demokratie ist, dass wir miteinander reden, egal wie fern die Positionen sind“, sagt Luthe.
Man müsse dem anderen zuhören, abwägen, was er sagt, und sich im Anschluss eine Meinung bilden. Dabei könne es sein, dass man dieselbe Position beibehalte, „aber zumindest sollte man zuhören“.
Regelmäßig versucht Luthe aktuelle Zahlen, wie beispielsweise zu Suizid-Fällen, zu erhalten. Grundsätzlich seien die Zahlen da und müssten nur ausgewertet werden. „Dann setze ich da eben ein, zwei Leute mehr hin, damit ich die Zahlen sofort bekomme“, erklärt der Abgeordnete, der sich dringend eine bessere Auswertung der Folgen der Corona-Politik wünscht.
Dann könne man sehen, welche Auswirkungen die Politik habe und dagegen steuern. „Aber den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass einfach nichts passieren wird, ist nicht nur unverantwortlich und unseriös, sondern es ist auch meines Erachtens zutiefst unmenschlich.“ Die Folgen der Armut, die Angst der Menschen, ihre wirtschaftliche Grundlage zu verlieren, die Vereinsamung vieler Menschen, sei immens und dürfe nicht vergessen werden.
„Nach mir die Sinnflut“
Das Wunderbare an einer Demokratie ist, dass sich die Regierung regelmäßig ändert, sagt Luthe. Einem Michael Müller müsse ebenso wie einer Angela Merkel klar sein, dass ihre Zeit vorbei ist. Wenn allerdings viele Kollegen „nach mir die Sinnflut“ denken, sei das problematisch. Die Nachfolgeregierung müsse diese Probleme sowie die ökonomischen Folgen, die gigantische Vernichtung von volkswirtschaftlichen Vermögen und die gigantische Neuverschuldung dann ausbaden – ebenso wie die nachfolgenden Generationen.
Was es brauche, sei eine freie, normale und möglichst unregulierte Wirtschaft, damit die Menschen auch rund um die Uhr ihre Waren wieder anbieten können. Schließlich könne man die Wirtschaft nicht einfach ab- und wieder einschalten, sondern diese müsse in Gang kommen.
„Das wissen wir spätestens seit solchen sozialistischen Experimenten wie dem Großen Sprung [in China] nach vorn oder dem Umbau Kambodschas zum Arbeiter-und-Bauern-Staat“, so Luthe. Das koste nur eines, nämlich Menschenleben.
Jeder ist für sich verantwortlich
Für den Berliner ist es wichtig, dass Menschen miteinander „sauber kommunizieren“. Die Dinge müssten als solche benannt werden, die sie sind. Man dürfe nicht von Neuinfektionen sprechen, weil ein PCR-Test keine Infektionen nachweise, auch eine Erkrankung könne mittels Test nicht nachgewiesen werden. Dazu benötige es eine ärztliche Aussage. Aufgrund eines „reinen Laborergebnisse“ könne man dazu jedenfalls keine Aussage treffen.
„Präzision in den Begriffen, Präzision in den Definitionen und im Übrigen auch die Feststellung, dass ich mich gerne mit meiner persönlichen Gesundheit beschäftigen kann, so viel ich möchte.“ Wer Angst habe, könne selbständig entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen. „Das sei den Leuten unbenommen, aber wie sich der andere verhält, geht denjenigen nichts an.“
Die Frage, wann man sein Leben beende, sei eine Frage, die der Mensch selbst entscheiden kann, erklärt Luthe und nimmt Bezug auf die gerichtliche Entscheidung zur Sterbehilfe. In einer freien Gesellschaft liege es auch in den Händen eines freien Individuums, welcher Gefahr er sich aussetze – ob beim Motorradfahren, beim Bungee-Jumping oder eben, wenn es um ein Virus geht – und welche Maßnahme er ergreife, müsse jeder für sich selbst entscheiden. „Dahin müssen wir ganz dringend auch in der Kommunikation wieder zurückkehren.“
Dieses Interview ist auch frei auf Rumble verfügbar:
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