Ein Journalist verliert seine Lehraufträge, weil er beide Seiten der Ukraine-Front besucht hat und darüber berichten will. Unvorstellbar?
Patrik Baab war viele Jahre Journalist beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er verliert zwei Lehraufträge an Hochschulen, da ihm „journalistische Scheinobjektivität“ vorgeworfen wird, indem er mit beiden Seiten der Front spreche. Denn damit würde er russische Propaganda unterstützen.
[Im Video ab 1m28s]
Guten Abend meine Damen und Herren,
ich freue mich, heute live in unserem Studio einen Journalisten begrüßen zu dürfen, der sich selbst hautnah ein Bild von beiden Seiten der Front des Ukraine-Krieges gemacht hat und heute einige von seinen Erfahrungen mit uns teilen wird.
Patrik Baab ist seit 45 Jahren Journalist und war viele Jahre beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er schrieb unter anderem auch das Buch „Im Spinnennetz der Geheimdienste. Warum wurden Olof Palme, Uwe Barschel und William Colby ermordet?“. Aufgrund seiner Ukraine-Recherchen verlor er zwei Lehraufträge an Hochschulen und auch die Staatsschutzabteilung im Bundesinnenministerium leitete Ermittlungen ein.
Im Vorwort seines jüngst erschienenen Buches „Auf beiden Seiten der Front – Meine Reisen in die Ukraine“ schreibt er, dass er im Ukraine-Krieg das Versagen der Politik, auch der deutschen Politik sieht. Er schätzt, dass der Krieg noch lange nicht vorbei ist und Urteilt knallhart: ZITAT „die Lage vor Ort stellt sich völlig anders dar, als es die überwiegende Mehrheit der Medien hierzulande berichtet“.
[Im Video ab 3m51s] Frage zur eignen Positionierung von Herrn Baab.
Vorgelesene Passagen aus dem Buch „Auf beiden Seiten der Front“
[4m48s] 1. Wasja: Streit ums Geld. Das Schicksal illegaler ukrainischer Wanderarbeiter von Moskau bis Frankfurt
[9m34s] 2. Kolja: Nachts auf Schmuggelpfaden. Der illegale Zigarettenhandel
[16m09s] 3. Ivan: Hanf hinter Herkuleskraut. Drogen und Korruption
[22m51s] 4. Kolja: Hunger und AK’s. Der Weg zu den Milizen
[32m45s] 5. Dmitri: Gekaufte Demonstranten. Die Waffen und der Maidan-Putsch
[41m28s] 6. Jewgenij: Tod in der Steppe. Wie die Donbass-Milizen entstanden
[50m02s] 7. Alter Mann mit Kokarde: Überleben in Mariupol. Kriegszerstörungen
[58m21s] 8. Lara: Saubere Männer im Bett. Überleben im Partisanengebiet um Melitopol
Über das Buch „Auf beiden Seiten der Front – meine Reisen in die Ukraine“
Tanz auf dem Vulkan
Patrik Baab hat die Ukraine bereist – den Westen vor Beginn des Krieges, den Osten danach. Gemäß der journalistischen Handwerksregel „audiatur et altera pars“ – auch die andere Seite soll gehört werden – hat er auf beiden Seiten der Front mit Menschen gesprochen und ihre Leben beobachtet. Er hat die Interessen hinter den blutigen Kämpfen recherchiert. Hier schildert er seine Eindrücke. Er analysiert den geostrategischen und wirtschaftlichen Konflikt, um den es in Wahrheit geht. Es ist das neue „Große Spiel“ der Vereinigten Staaten, von Russland und der Europäischen Union unter deutscher Führung; ein Poker am Rande eines Atomkriegs mitten in Europa – ein Tanz auf dem Vulkan.
„Scheinobjektivität“ – Auszug aus dem Vorwort
„Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, im Herzen eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges und am Rand eines atomaren Desasters zu landen. Schon gar nicht fiel mir ein, dass die Fahrt zu einer Bildungsreise in den deutschen Journalismus geraten könnte. Zumindest das hätte ich besser wissen müssen. Denn es waren große Teile der Medien, die mit einer Mischung aus Hurra-Patriotismus und Halbwahrheiten jene Kriegshysterie herbeigeschrieben haben, die den nüchternen Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine und seine Ursachen vernebelt. Sachfremde Professoren denunzierten meine Reise in den Donbass als Versuch, 'Scheinobjektivität' herzustellen. So, als ob interessengeleitete Kopfgeburten die Erfahrung zu prägen hätten und nicht umgekehrt. So, als ob mich der Kontakt zu Russen schon zu einer Art Vaterlandsverräter machte. Die Guten im Westen, die Bösen im Osten – dieses Denken besticht nicht nur durch die Primitivität der Weltsicht, sondern auch durch seinen unduldsamen Ausschließlichkeitsanspruch. Aber dies zeigt ja nur das Maß an Selbstgleichschaltung akademischer Eliten. Untrennbar greifen Byzantinismus, ideologische Manipulation und wirtschaftlicher Zwang beim Ringen um Anstellungen und Vertragsverlängerungen ineinander. Der Akademiker erliegt dem Dämon der Macht und bringt dessen Gedanken unters Volk.“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion