Schulen in Corona-Zeiten. Seit über eineinhalb Jahren gilt es Hygienemaßnahmen umzusetzen. Kein leichtes Unterfangen für Kinder, Lehrer und Schulleiter. Bianca Höltje, Schulleiterin einer Grundschule in Niedersachsen, wirft einen kritischen Blick auf die Maßnahmen an Schulen und erzählt im Interview, wie es schließlich zu ihrer Suspendierung kam.
ET: Frau Höltje, wie haben Sie den Beginn der Corona-Maßnahmen und die Umsetzung in der Grundschule erlebt?
Bianca Höltje: Eigentlich ging es schon vor Corona los – mit dem Masernimpfnachweis. Ich hätte es mir nie vorstellen können, dass ich als Schulleiterin einmal Impfpässe einsammeln und kontrollieren muss. Als die Diskussion dazu losging, habe ich mich ins Lehrerzimmer gestellt und gesagt: „Ich sammle keine Impfpässe ein; nie im Leben! Das mache ich nicht.“ Ich habe mir sogar einen Aufkleber gegen den Impfzwang ans Auto geklebt.
Keine vier Wochen später habe ich dann doch Impfpässe eingesammelt. Das war die erste rote Linie, die ich überschritten habe. Alle Kinder, alle Mitarbeiter mussten dann ihren Impfnachweis abgeben. Das fühlte sich nicht gut an.
ET: Wie kamen Sie dazu zu sagen, dass das Einsammeln von Impfnachweisen nicht Ihre Aufgabe ist?
Bianca Höltje: Das sollte jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Jeder Mensch kann für sich und für seine Kinder entscheiden: Ja, wir wollen eine Impfung oder wir wollen eben keine Impfung. Sie können sich beraten lassen, sie können sich aufklären lassen und das geht mich nichts an.
Ich bin nur Expertin fürs Lernen. Was habe ich mit der Gesundheit in Bezug auf Impfungen, auf Infektionskrankheiten der Kinder oder Mitarbeiter zu tun? Es geht mich nichts an. Das war einfach zu viel.
ET: Wie veränderte sich die Situation mit Beginn der Corona-Krise?
Bianca Höltje: Mit Corona wuchs dieser Bereich Gesundheit und Hygienemaßnahmen auf einmal immer mehr. Es wurde noch schwieriger und noch verrückter.
Eigentlich bin ich ganz gerne in meine Schule gegangen. Ich bin gerne Schulleiterin und Lehrerin und habe Freude daran, mit Kindern zu arbeiten. Wenn Kinder freudestrahlend durchs Gebäude rennen, Musikunterricht, ein Sportfest, irgendwelche tollen Aktionen – das macht Schule aus. Oder wenn die ganze Klasse Wandertag hat oder auf dem Schulacker ist, das hat mir immer Spaß gemacht. Und das war alles weg.
Dann ging es weiter mit Abstandhalten. „Ok, das kriegen wir hin“, dachte ich. Dann kam das Masketragen dazu. Selbst als die Kinder noch keine Maske bei uns tragen mussten, hatten wir schon Schüler, die Angst vor Corona hatten und deshalb die Maske getragen haben. Es hat mich so betroffen gemacht, dass kleine Kinder, Grundschulkinder sich aus Angst „vermummen“ müssen und damit eine Distanz zum Leben eingehen. Dadurch sind sie nicht mehr wie früher mit anderen in Kontakt.
Wie kann ich denn Emotionen bei einem Menschen erkennen, wenn die Hälfte des Gesichts abgedeckt ist? Das hat es mir so schwer gemacht, vor diesen Kindern zu stehen. Ich kann auch nicht sagen: „Du kannst die Maske ruhig mehr runternehmen.“ Das darf ich nicht. Das hat mich unglaublich traurig gemacht.
Dazu kamen noch die Gespräche unter den Kindern. Sie sitzen zusammen und erzählen darüber, wie sie sich fühlen und dass sie Angst haben, dass Oma und Opa sterben oder sie sich in der Schule anstecken könnten und lieber zu Hause bleiben wollen. So eine große Verantwortung sollten Kinder eigentlich nicht tragen. Wir Erwachsene sollten doch eigentlich dafür sorgen, dass es den Kindern gut geht und sie sicher aufwachsen. Sie sollten sich mit einem sicheren Gefühl dort aufhalten können, wo sie gerade sind. Das nahm immer mehr ab.
ET: Welche weiteren Maßnahmen mussten in den Schulen umgesetzt werden?
Bianca Höltje: Jeden Freitag kamen neue Verordnungen, die übers Wochenende umgesetzt werden mussten – das kann sich ein Außenstehender gar nicht ausmalen, was wir zu organisieren hatten, beispielsweise wenn die Kohortengröße verändert wurde. Anfangs waren vier Klassen eine Kohorte, das konnte man gut umsetzen. Später waren zwei Klassen eine Kohorte und schließlich nur noch eine Klasse. Jedes Mal mussten wir Einbahnstraßen in den Schulen abkleben und Trennwände aufstellen. Die Kohorte geht dort zur Toilette, der Eingang ist da, der Ausgang ist da, die Eltern dürfen nur da stehen und warten.
Dann haben wir noch die Erstklässler, die neu in die Schule kommen und völlig begeistert sind, weil es endlich losgeht und sie eingeschult sind. Sie durften aber nicht oder nur über eine Trennwand von Weitem sehen, wie viele Kinder in der Schule sind. Das kann es nicht sein. Es kann nicht sein, dass nur eine Klasse auf dem Schulhof ist, weil sie keinen Kontakt zu den anderen haben darf.
Dann kamen Fragen: Wie ist das bei der Schaukel? Wenn die eine Klasse draußen auf der Schaukel war, müssen wir sie erst desinfizieren, bevor die andere Klasse kommt? Das nimmt Auswüchse an. Wie ist das in der Spielecke? Müssen wir alle Legosteine desinfizieren, wenn die Gruppe damit gespielt hat? Dann räumen wir die Legosteine lieber weg, dann spielt gar keiner damit. Wo ist das Kindliche? Wo ist die Freude? Wo ist ein bisschen Normalität?
ET: Sie haben gesagt, am Anfang haben Sie das noch mitgetragen. Aber mit der Zeit hat man mehr Erkenntnisse gewonnen.
Bianca Höltje: Zu Beginn war ich natürlich verunsichert. Die Schule war schnell geschlossen und die Kinder blieben zu Hause, was ich nie für möglich gehalten hätte. Da habe ich als Schulleitung nur funktioniert. Ich habe organisiert, damit alles funktioniert. Wie kommen die Kinder zu Hause an Material? Wie können wir organisieren, dass wir sie trotzdem beschulen? Auch das Thema Digitalisierung war ganz groß.
Anfangs habe ich mich auch voller Begeisterung in das Thema gestürzt, damit wir Videokonferenzen abhalten und Arbeitsblätter übermittelt konnten. Die Lehrer hatten dann unterschiedliche Fenster in der Schule, sodass Kinder zu unterschiedlichen Zeiten kommen und ihre Lehrer von draußen sehen konnten. Wenn die Kinder zur Aufgabe ein Gedicht lernen mussten, kamen sie zeitlich versetzt und haben das Gedicht dann am Fenster aufgesagt. Solche Varianten haben wir uns ausgedacht.
Dann gab es noch die Kinder, die wir gar nicht erreichen konnten. Im Lockdown gab es Kinder, die komplett abgeschieden waren. Sie waren zu Hause und wir hatten keinen Kontakt. Wir durften auch nicht hinfahren. Dann haben wir uns gedacht, dass es in Ordnung ist, eine Ausnahme zu machen – vorbeifahren, nicht ins Haus gehen, klingeln und fragen, wie es geht und ob alles in Ordnung ist. Aber das sind eben Kinder, die an gar keinem Unterricht teilgenommen haben.
ET: Schule ist auch ein Ort der persönlichen Entwicklung der Kinder. Haben Sie da Veränderungen wahrgenommen?
Bianca Höltje: Alles, was Schule schön macht und was für Kinder so wichtig ist in der Grundschule, war nach und nach weg. Wir konnten keinen Musikunterricht mehr machen – nur noch auf dem Blatt Papier im Buch. Aber was ist Musikunterricht ohne Singen? Sonst haben wir im Musikunterricht getanzt und Instrumente ausprobiert.
Wenn Kinder vereinzelt an Tischen mit ihrem Namensschild sitzen müssen, kann man keinen lebendigen handlungsorientierten Unterricht machen. Wir sind es eigentlich gewohnt, dass wir alle zusammenholen und im Kreis sitzen. Und jetzt machen wir das und jetzt gehen wir dahin… Das fehlte alles.
Die Kinder sollten mit Abstand in einer Reihe vor dem Gebäude stehen, dann kommt die Lehrerin und lässt die Kinder rein: „Achtung! Wir müssen erst warten, dass die andere Gruppe vorbeigegangen ist. Jetzt geht ihr bitte langsam hoch. Erst Händewaschen, dann hoch, bitte Seife benutzen!“ Ist das nicht wie in einer Kaserne? Was ist denn das? Ich bin es gewohnt, dass alle Kinder reinkommen und die Pausenhalle mit 70 bis 80 Kindern voll ist. Die einen haben sich ein Buch genommen, andere haben in der Ecke auf den Kissen gelegen und Schach gespielt. Von der ersten bis zur vierten Klasse waren alle zusammen. Das war fröhlich und schön – und dann stehen die Kinder in Reihe und Glied und warten, dass sie reingelassen werden, Händewaschen, hoch, Jacke ausziehen, zum Platz. Es gibt keine Chance mehr, sich irgendwie Freiräume zu nehmen.
ET: Sie haben sich dann im Kollegium kritisch geäußert…
Bianca Höltje: Ich habe mich nicht kritisch geäußert. Nachdem ich die Impfpässe zu den Masern eingesammelt hatte, habe ich mich völlig zurückgehalten und auch den Aufkleber von meinem Auto abgekratzt. Ich habe einfach nur als Schulleitung gearbeitet und mich privat zurückgehalten.
Auch als ich im April/Mai 2020 auf Demos gegangen bin, war das mein Privatleben. Wenn ich bei uns vor Ort zur Demo gegangen bin, habe ich eine Mütze aufgesetzt und zusätzlich eine Sonnenbrille und Maske getragen, damit mich keiner erkennt. Was wäre denn gewesen, wenn mich Eltern oder Kollegen gesehen hätten? Ich wollte ja, dass sie mir weiter vertrauen. Ich habe immer alle Hygienemaßnahmen umgesetzt, orientiert an der untersten Grenze und immer im Hinblick auf die Kinder. Es sollte den Kindern gut gehen. Das war mir am wichtigsten. Aber an diesem Punkt gab es [von den Lehrern] immer Diskussionen: „Wir müssen doch auch geschützt werden.“ Natürlich konnte ich das verstehen. Aber es war mir zuwider, diese Hygienemaßnahmen immer weiter zu erhöhen, um noch mehr Sicherheit und noch mehr Schutz zu haben – und noch mehr und noch mehr. Das wollte ich nicht.
Das Vorgegebene habe ich umgesetzt, aber mehr nicht. Dadurch kam es zu Konflikten mit dem Kollegium, weil sie Angst hatten und weiter beschützt werden wollten. Ich habe aber meinen Schwerpunkt darin gesehen, die Kinder zu beschützen. Ich hatte immer alle Eltern hinter mir. Ich habe den Schulelternrat eingeladen und immer gesagt, was umzusetzen ist. Als es noch keine Maskenpflicht für Kinder gab, habe ich alle eingeladen und gesagt: „Helfen Sie mir, es sind Ihre Kinder! Was machen wir?“ Dann haben wir mit den Eltern abgestimmt.
Nach der Berliner Demo am 1. August, da waren noch Sommerferien, schimpfte eine Kollegin über die „Corona-Leugner“ und die „ganzen Rechten, die jetzt Corona verbreiten“. Ich habe nur nebenbei gesagt: „Du, das war gar nicht so. Ich war dazwischen und habe auch kein Corona.“ Wie ein Lauffeuer hat sich das in alle Richtungen verbreitet. Alle wussten: Frau Höltje war am 1. August in Berlin.
Plötzlich war ich eine aus dem anderen Lager; vom Gefühl her wurde ich zum Staatsfeind. Das hat mich so betroffen gemacht. Das musste ich aushalten und gleichzeitig sehen, was mit den Kindern passierte.
ET: Wie gestaltete sich der Umgang mit Quarantäne-Maßnahmen?
Bianca Höltje: Einmal wurde unsere erste Klasse in Quarantäne geschickt. Dann kamen die Briefe vom Gesundheitsamt, dass die Kinder im besten Fall zu Hause vereinzelt werden sollen. Ein sechsjähriges Kind sollte allein in seinem Kinderzimmer sitzen, möglichst keinen Kontakt mit den Geschwistern haben und auch die Mahlzeiten alleine einnehmen. Ich hatte Kontakt mit den Eltern, die mich gefragt haben, was sie machen sollen. Das stehe so im Brief – müssen sie das machen? Ich konnte ja nicht widersprechen. Ich konnte nur sagen: „Wenn das Gesundheitsamt das sagt, dann müssen Sie das machen.“ Ich konnte nicht sagen: „Ich bin auch Mutter und als Mutter würde ich anders reagieren.“ Das war meine Pflicht und das hat mir so wehgetan. Ich mag Kinder und will, dass sie gesund und sicher aufwachsen. Ich wusste, dass ihnen das nicht gut tut.
ET: Sie haben dann auch eine E-Mail weitergeleitet mit Hinweisen zur Umsetzung der Maßnahmen. Was genau war da?
Bianca Höltje: Dabei ging es um die Haftungsfrage für Hygienemaßnahmen. „Eltern stehen auf“ hatten eine Mail an alle Schulen verschickt. Darin stand, dass wir in der Haftung sind, wenn wir die Kinder verpflichten, dass sie die Masken tragen müssen. Für mich war bis dahin ungeklärt, was passiert, wenn den Kindern schwindelig wird, wenn sie krank dadurch werden. Wenn sie psychisch darunter leiden. Ich fand es wichtig, dass wir uns damit beschäftigen. Da diese Mail für mich nur sachlichen Inhalt hatte, habe ich sie an alle Kollegen und an die Vorsitzende vom Schulelternrat weitergeleitet – ohne Kommentar, einfach nur weitergeleitet, so wie ich es bei allen Sachen sonst auch mache.
Daraufhin haben die Kollegen sich morgens aufgeregt und geschimpft, dass ich ihnen Angst machen würde. So etwas dürfe ich nicht weiterleiten, damit würde ich sie unter Druck setzen. Das war natürlich nicht meine Absicht. Ich wollte einfach nur sachlich mit ihnen darüber reden und ihnen kein schlechtes Gefühl vermitteln. Aber das war nicht in ihrem Frage-Horizont, das war außerhalb, darüber reden wir nicht. Wir haben diese Verordnung und Hygienemaßnahmen. Wir haben alle Angst vor Corona und können sterben, also reden wir hier nicht über Haftung. Dann gab es Beschwerden vom Personalrat, aber letztendlich war da nichts.
Dann gab es einen anderen Moment. Ich hatte das Zeichen von Heiko Schrang auf meine Jacke gemalt, einen Kreis mit Punkt. Ich hab mir nichts dabei gedacht, weil es ein Mandala ist – ein Symbol, das Zeichen der Wahrheit und ich war auf der Suche nach der Wahrheit. Auf einer Dienstversammlung hat mir das Kollegium gesagt, dass sie sich darüber ausgetauscht hätten. Sie seien der Meinung, dass unsere Schule für Meinungsfreiheit und für Demokratie stehe. Deshalb möchten Sie, dass ich diese Jacke nicht mehr trage.
Es ist auch Teil meines Disziplinarverfahrens, dass ich dieses Symbol getragen und damit deutlich gemacht hätte, dass ich zur „Querdenker-Szene“ gehören würde. Das Disziplinarverfahren wurde eröffnet und mittlerweile bin ich seit einer Woche suspendiert. Man will mich nicht mehr dabei haben. Es soll darauf hinauslaufen, dass ich keine Beamtin mehr bin und meine Bezüge verliere.
ET: Sie haben vorhin gesagt, dass Sie sich auch mit vielen Informationen aus alternativen Medien beschäftigt haben, die oft einen anderen Blick auf die Umstände liefern. Wie ging es Ihnen damit?
Bianca Höltje: Ich habe Ohnmacht gespürt. Mir war von vornherein klar, dass ich niemanden aufklären und überzeugen kann. Das darf ich nicht als Beamtin, ich muss einfach hinter den Verordnungen stehen und funktionieren. Innerlich hat mich das zerrissen. Ich musste einfach weitermachen, obwohl sich das nicht richtig anfühlte. Ich habe eine Fürsorgepflicht gegenüber den Kollegen und Kindern, konnte dem aber nicht gerecht werden, weil ich die Anweisungen befolgen musste, die sich für mich so falsch anfühlten. Deshalb bin ich auch in die Krankschreibung gegangen. Innerlich war ich einfach nur noch zerrissen.
Dann habe ich remonstriert. Als Beamtin bin ich verpflichtet zu remonstrieren, wenn ich der Meinung bin, dass Dienstanweisungen den Gesetzen widersprechen. In meiner Remonstration habe ich geschrieben, dass ich eine Fürsorgepflicht und die Kinderrechte umzusetzen habe, was ich aber gerade nicht kann. Wenn ein Kind vor mir steht, weil es einen Schnupfen hat, müssen wir die Eltern anrufen, weil das Corona-Symptome sind. Wenn ich das Kind ansehe, versteht es, dass es Corona haben könnte und bekommt Todesangst. Das habe ich erlebt. Das Kind hat plötzlich verstanden: „Ich könnte Corona haben und werde schwer krank.“ Vielleicht sind es auch Gedanken wie „Wird mein Papa jetzt arbeitslos, weil er in Quarantäne muss?“ oder „Wird Mama ärgerlich?“ oder „Was ist mit meinen Geschwistern, die dann zu Hause bleiben müssen?“
Das sind Gedanken, die sich Kinder machen, die ich mir gar nicht ausmalen kann. Dieses Kind hat angefangen zu heulen. Es hat geweint und war verzweifelt. Aber ich konnte es nicht in den Arm nehmen. Ich bin doch ein Mensch! Wenn so ein Kind vor mir steht und weint und verzweifelt ist, dann will ich es in den Arm nehmen, trösten und ihm sagen: „Es wird alles gut, es ist alles nicht so schlimm.“ Das durfte ich nicht. Gleichzeitig wurde ich beobachtet, ob ich mich an die Hygienemaßnahmen halte. Das war nicht auszuhalten.
Auf die Remonstration habe ich keine Reaktion bekommen. Aber zwei Wochen später wurden die Passwörter von meinem E-Mail-Account und von meiner Cloud geändert. Ich saß zu Hause und dachte: „Das kann es doch jetzt nicht sein. Ich will hier alles nur richtig machen – für die Kinder. Das ist meine Aufgabe. Und dafür werden jetzt meine Passwörter geändert, dafür spricht man nicht mit mir, dafür werde ich als ‚Corona-Leugnerin‘ geächtet.“
Ich hab nichts gemacht, gar nichts. Man kann mir nichts vorwerfen. Schließlich bin ich an die Öffentlichkeit gegangen. Das wirft man mir jetzt vor. Das ist der Grund für die Suspendierung.
ET: Wie bewerten sie das Verhältnis der Maßnahmen zu dem Erkrankungsbild, das sie in der Schule erlebt haben?
Bianca Höltje: Ostern 2021 habe ich mich krankschreiben lassen. Bis dahin habe ich es für unverhältnismäßig gehalten. Für mein Empfinden waren die Hygienemaßnahmen in ihren Folgen schlimmer als die Corona-Erkrankung. Aber das ist meine persönliche Einschätzung als Mensch. Ich bin keine Ärztin und habe keinen Überblick.
Kinder konnten sich nicht mehr natürlich verhalten. Sie wollen rangeln, sich spüren, sich anfassen und spielen. Der eine schmeißt sich auf den Boden, der andere oben drauf. Sie wollen verstecken oder Fangen spielen, bei der Schaukel angeschubst werden. Dieses ganz Normale sollten wir ihnen abtrainieren. Aber das ist ein Grundbedürfnis der Kinder. Was passiert mit Kindern, wenn sie ihren Bedürfnissen nicht nachkommen können und in ihrer ganz normalen Entwicklung unterbrochen werden?
Wenn Kinder Masken aufhaben, dann können wir mit ihnen nicht richtig in Kontakt treten. Wir brauchen das ganze Gesicht, wir brauchen die Mimik. Kinder brauchen Kommunikation. Was passiert, wenn wir nicht mit ihnen kommunizieren können? Sie sind vereinzelt, sie sind eine Insel und nur bei sich. Auf lange Sicht gesehen kann das nicht gut sein.
Wir haben jetzt einen so langen Zeitraum dieser Maßnahmen, dass Kinder vielleicht gar nicht mehr wissen, wie es vorher war, als die Welt noch normal war. Kinder haben ein anderes Zeitgefühl. Man sagt, die ersten zwanzig Lebensjahre fühlen sich genauso an wie der Rest des Lebens.
Die Kinder wissen nicht mehr, wie wir vorher miteinander umgegangen sind. Das ist entsetzlich. Wie wollen wir das auffangen? Wir Lehrer sind nicht darin ausgebildet, traumatisierte Kinder im Unterricht aufzufangen. Eigentlich brauchen wir dafür Psychotherapeuten, die uns unterstützen, die uns zeigen, welche Möglichkeiten wir haben.
Das Interview führte Alexander Zwieschowski am 12. Dezember. Redaktionelle Bearbeitung von Susanne Ausic
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