Äpfel, Mandarinen, Brot und Milch - seit drei Jahren versorgt die Ausgabestelle Neustadt-Süd der Kölner Tafel Bedürftige mit Lebensmitteln. Immer Montagnachmittags öffnen sich die Tore der Kartäuserkirche, in einem Nebenraum können sich Kunden ihre Taschen mit Essen und Trinken füllen. Die Ausgabestelle ist ein ökumenisches Gemeinschaftsprojekt der evangelischen Gemeinde Kartäuserkirche und der katholischen Kirchengemeinde St. Severin. Rund 100 Menschen werden vor Ort bedient - insgesamt vepflegt die Tafel nach Angaben von Mitorganisator Pfarrer Mathias Bonhoeffer rund 300 bis 350 Menschen, da von den Lebensmitteln auch Familienmitglieder versorgt werden. Die Tafel sei weiterhin ein wichtiger Bestandteil für viele Menschen, sagte der evangelische Pfarrer Reuters TV am Montag in Köln. „Das, was wir hier ausgeben an Lebensmitteln, ist schon notwendig für die Menschen, weil sie mit dem Geld, was sie so haben, leider nicht auskommen. Es soll ergänzend sein, aber häufig genug ist es leider auch ersetzend.”
Rund 70 ehrenamtliche Helfer packen mit an, holen Lebensmittel in Supermärkten und Bäckereien ab, sortieren, ordnen, geben die Ware aus und unterhalten sich mit den Kunden. Für viele sei es ein Problem, dass sie die Tafel besuchen müssen, sagt Mitorganisatorin Ingrid Rasch von der katholischen Gemeinde St. Severin. „Da ist es wunderbar, dass wir hier die Gelegenheit haben. Wir haben hier so einen geschützten Raum. Man muss nicht draußen warten, wo man gesehen wird."
Bedürftige müssen nachweisen, dass sie die Tafel nutzen dürfen, dazu gehören beispielsweise Bezieher von Bürgergeld. Geschätzte 40 Prozent der Kunden kommen laut Tafel aus dem Viertel, der Rest bestehe aus Flüchtlingen. Der Ukrainekrieg habe die Zahlen deutlich nach oben schnellen lassen. „Das war hier für uns der große Sprung mit den Ukraineflüchtlingen. Da sind viele, viele gekommen, die eben einfach neu dazukamen. Ich würde sagen 50 Prozent mehr Besucher hier seit dem Ukrainekrieg“, sagt Helferin Elisabeth Schönenberg. Die Ehrenamtlerin arbeitet seit Beginn bei der Ausgabestelle, nach ihrer Berufstätigkeit wollte sie „was Vernünftiges machen. Ich bin noch fit genug, um noch meine Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen.” Für die kommende Bundestagswahl und die neue Bundesregierung wünscht sie sich mehr Mut für Veränderungen, die vielleicht auch unpopulär sein könnten. „Dass sie sich Gedanken macht, wo müssen wir in fünf Jahren sein, wo müssen wir in zehn Jahren sein, wo wollen wir in zehn Jahren sein. Dass einfach die Perspektive sich etwas weitet und mal in die Zukunft geguckt wird und nicht nur reagiert wird, sondern wirklich auch agiert wird” sagt Schönenberg.
Rasch wünscht sich, dass es eigentlich keine Tafel mehr braucht. „Eigentlich möchte man sagen, so ein Land wie Deutschland sollte keine Tafel brauchen." Die andere Frage sei zudem, was mit den Lebensmitteln passiert, wenn sie nicht verschenkt werden. „Wenn die wirklich alle weggeworfen würden“, sagt sie. „Ganz wichtig finde ich, dass die sozialen Leistungen nicht ausgespielt werden gegen zum Beispiel Anstrengungen für das Klima“, sagt sie mit Blick auf die kommende Bundesregierung. „Das ist ja ganz oft so, dass das eine mit dem anderen dann, dass wenn ich das eine tue, kann ich das andere nicht mehr tun. Und ich glaube, wir sollten kreativ genug sein, dass wir beides miteinander lebendig machen und halten.”
Die Kölner Tafel selbst betreibt keine eigene Ausgabe. Kirchen, Vereine und Bürgerinitiativen organisieren die Anlaufstellen, die in den meisten der insgesamt 86 Kölner Stadtteilen vertreten sind.
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