Maos „Theorie der doppelten Buchführung”
Erst vor kurzem wies das chinesische Regime über die offiziellen Medien einen Artikel von Alan Wheatley von Reuters von sich. In dem Artikel steht, dass „chinesische Statistiken ein Rätsel, verpackt in ein Geheimnis innerhalb eines Mysteriums“ sind.
Besonders die Wachstumszahlen für das vierte Quartal 2008 waren für die meisten Analysten „so leicht zu durchschauen wie Matsch“, da die BIP-Werte sehr wenig über den zugrunde liegenden nominalen Wachstumstrend aussagen. In dem Artikel wird dazu geraten „chinesische Statistiken nicht so genau – um nicht zu sagen – sehr wenig genau – zu nehmen“, da die Zahlen „anfällig für Manipulationen durch die Regierung sind…“
Peking fing am 6. Februar damit an, den Reuters-Artikel vom 22. Januar zurückzuweisen. Zuerst sagte Ma Jiantang, Chef von Chinas Nationalem Statistikbüro: „Das BIP des Landes zu verändern ist eine international übliche Praxis. Es ist unbegründet, Chinas Statistikdaten anzuzweifeln. Chinas offizielle Statistiken sind wahrheitsgemäß und glaubhaft.“
Am 18. Februar führte die People’s Daily ein Interview mit Professors Liu Wei und Cai Zhizhou von der Universität von Peking und veröffentlichte den Artikel: „Sind chinesische Statistiken wirklich ein Rätsel, verpackt in ein Geheimnis innerhalb eines Mysteriums?“ In diesem Artikel warfen die Autoren den im Reuters-Artikel erwähnten Experten vor, unverantwortlich zu sein, da sie die Behauptung aufgestellt hätten, Chinas Statistiken seien eine „von der Regierung durchgeführte Manipulation.“ Darin wurde auch behauptet, dass solche Experten Chinas statistische Kennziffern, Methoden, das System und wesentliche wirtschaftliche Aktivitäten nicht verstehen würden, und dass ihre Fehlurteile diejenigen täuschen, denen die Wirtschaft Chinas etwas bedeutet.
In Wahrheit hat die internationale Ökonomen-Gemeinschaft Chinas Statistiken schon immer angezweifelt. Im Jahr 2002 gab es eine Diskussion, die mehrere Monate dauerte und an der sich viele Menschen beteiligten. Unabhängig davon, wie sich Peking selbst verteidigt, so zeigen die Zweifel an den offiziellen Statistiken doch die geringe Glaubwürdigkeit der Regierung.
China wurde erst kürzlich zwei Mal bei der Statistikfälschung entlarvt. Am 2. Februar wurde veröffentlicht, dass 20 Millionen Wanderarbeiter ihre Arbeitsplätze verloren hätten und nach Hause zurückkehrten. Wer auch immer diese Zahl veröffentlichte, vergaß, sie bei Premierminister Wen Jiabao zu überprüfen. In seinem Interview mit der Financial Times am 1. Februar sagte Wen, es gäbe „12 Millionen arbeitslose Wanderarbeiter, die aufs Land zurückgekehrt sind.“ Es gab also eine Lücke von 8 Millionen. Im zweiten Fall behauptete China, die Anzahl der in Armut lebenden Bauern sei in den letzten 30 Jahren von 250 Millionen auf 20 Millionen zurückgegangen. Bei einer Versammlung des UN-Menschenrechtsrats am 9. Februar sagte Li Baodong, der Chef der chinesischen Delegation, jedoch, dass die Anzahl der auf dem Land in Armut Lebenden von 250 Millionen auf 14 Millionen zurückgegangen sei – eine Differenz von sechs Millionen.
Der Umgang mit Chinas Statistiken ist für jeden Forscher, einschließlich chinesischer Beamter und Fachleute, eine Herausforderung. Am 29. Dezember 2008 erschien im Liaowang Weekly, Pekings offiziellem Nachrichtenmagazin, der Artikel „Angesichts der Krise braucht man wahrheitsgemäße Statistiken“, worin jeder feierlich daran erinnert wurde, dass „die Statistiken in diesem Jahr solide sein und wiederholten Überprüfungen standhalten können sollten.“
Der Ursprung der Statistikfälschung
Die chinesische Kommunistische Partei (KPCh) scheint bereits mit der krankhaften Neigung zur Statistikfälschung geboren worden zu sein. Der Urheber davon war Mao Zedong. Im Januar 1958 entschied er über die Veröffentlichung der „Arbeitsanleitung für den ´Großen Sprung´ nach vorne“. Im neunten Artikel dieser Anleitung stand: „Erstelle drei Bücher für das Produktionsprojekt. Zwei davon sind für die Zentralregierung. Im ersten steht, was erreicht werden kann, und wird veröffentlicht; im zweiten steht, was erreicht werden soll, und es wird nicht veröffentlicht. Die Regionalregierungen werden auch zwei Bücher führen. Das erste Buch ist das gleiche wie das zweite Buch der Zentralregierung, in dem steht, was die Regionalregierung erreichen muss. Im zweiten steht, was die Regionalregierung erreichen soll. Wir verwenden das zweite Buch der Zentralregierung als Bewertungsstandard.“ Seitdem verwendet die chinesische Regierung das Zwei-Bücher-System, von denen eines bei Außenstehenden für Verwirrung sorgen soll. Doppelte Buchführung auf Chinesisch, sozusagen.
Chinas nationales Büro für Statistiken erbte diese wenig ruhmreiche Tradition und verwendete zwei Datensysteme. Die interne Version ist nicht für das Volk, sondern für die Parteimitglieder innerhalb der Regierung. Von ihr gibt es auch zwei verschiedene Ausgaben, die vom Rang der Beamten abhängen. Daher spricht Peking in Bezug auf Statistiken verschiedene Sprachen. Die politische Notwendigkeit entscheidet dabei darüber, welche Sprache mit welchem Zungenschlag dabei gesprochen wird.
(The Epoch Times)
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Zum Autor: He Qinglian, geboren 1956, ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin und arbeitet zur Zeit in New York. |
Erschienen in The Epoch Times Deutschalnd Nr. 10/09
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