Folter in China: Gao Zhisheng kann kaum sprechen nach fünf Jahren allein in Dunkelhaft
Früher wurde er das „Gewissen Chinas“ genannt; Gao Zhisheng war ein mächtiger Fürsprecher für die Verfolgten und Entrechteten. Jetzt, nach fünf Jahren der Einzelhaft und der Folter, ist die Stimme, die einst Ungerechtigkeiten an den Pranger gestellt hat, für den Moment zumindest, fast verstummt.
Seit Gao, einst ein gefeierter chinesischer Menschenrechtsanwalt, letzte Woche aus der Haft entlassen wurde, werden Neuigkeiten über seinen Zustand nach und nach durch seine Frau Geng He veröffentlicht. Sie lebt in Kalifornien mit ihren beiden Kindern.
Geng He konnte nur ein paar kurze Gespräche mit ihrem Mann führen, aber sie hat ausführlich mit ihrer Schwester in Urumqi gesprochen, wo Gao zur Zeit lebt. Chinesische Sicherheitsbeamte befinden sich in deren Wohnung, um alles zu überwachen, während andere außerhalb stationiert sind.
Geng He hat ihre Gespräche mit Gao sowohl auf Twitter beschrieben als auch in Gesprächen mit einer Freundin der Familie, Dr. Sherry Zhang, die sie und ihre Familie in der Bay Area besucht. Geng He gibt jetzt seltener Interviews in den Medien, aber sie veröffentlicht Updates über Gaos Zustand auf Twitter.
Eine Anmerkung vom 12. August spiegelt Gaos abgebaute Fähigkeiten wider: „Als ich mit Gao sprach, wurde die Telefonleitung unterbrochenen, so rief ich zurück und fragte: „Was haben wir eben besprochen?“ Gao sagte: „Ich weiß es nicht“. Ich fragte: „Wie wurde der Anruf unterbrochen?“ Gao sagte: „Ich weiß nicht“, da sagte ich: „Schau einmal, verstehst du, was ich sage oder nicht? Kannst du nicht hören, oder verstehst du mich nicht?“
An diesem Punkt wurde das Telefon an Geng Hes Schwester übergeben, die sagte: „Er war ganz allein in einer dunklen Zelle für fünf Jahre eingesperrt, eine einzige Portion Dampfnudeln und eine Schüssel mit Kohl gab es jeden Tag. Man muss ihm geduldig helfen, wieder sprechen zu lernen“, so berichtet Geng He auf ihrem Twitter-Konto.
Ein trauriger Sohn
Tianyu, Gao Zhishengs 11-jähriger Sohn, war enttäuscht und verwirrt nach dem Versuch, mit seinem Vater am Telefon zu sprechen. Er hatte Chinesisch auch in Amerika fleißig gelernt, um eines Tages mit seinem Vater sprechen zu können, aber nachdem er das Telefon abgelegt hatte, sagte er: „Papa kann kein Chinesisch sprechen", so Sherry Zhang, die zu Besuch bei der Familie weilt.
„Er kann kaum sprechen – und nur in sehr kurzen Sätzen, die meiste Zeit ist er unverständlich“, sagte Zhang in einer E-Mail, die der Epoch Times vorliegt. „Gaos Sohn war unglaublich aufgeregt, ihn am Telefon zu sprechen, und war schockiert, dass er seinen Vater kaum verstehen konnte, dass seine Stimme so monoton war, und dass er nur mit zwei oder drei Worten auf die Fragen antwortete und selbst keinen Anfang machte für ein Gespräch“, heißt es in der E-Mail weiter.
Die Haftbedingungen: Jahrelang allein in Dunkelhaft
„Gao ist völlig zerstört worden“, stellt eine aktuelle Aussage von Freedom Now fest, eine gemeinnützige Organisation in Washington, DC, die Gaos Fall über mehrere Jahre begleitet hat. „Das Wachpersonal wurde streng angewiesen, nicht mit ihm zu sprechen. Er durfte keinerlei Lektüre, kein Fernsehen, oder den Zugriff auf irgendjemanden oder irgendetwas haben. … Er hat viele Zähne durch die Unterernährung verloren. Es wird angenommen, dass er auch immer wieder körperlich gefoltert wurde.“
Jared Genser, Präsident von Freedom Now und ein Pro-Bono-Anwalt für die Familie Gao, sagte in einem Telefoninterview: „Wir hoffen, dass die USA auf China Druck macht mit der Notwendigkeit, ihm die medizinische Behandlung in den USA zu erlauben. Ohne diese Hilfe und Unterstützung ist die zukünftige körperliche und geistige Gesundheit Gaos sehr in Frage gestellt.“
Genser sagte weiter: „Das Einzige, was schlimmer für Gao ist als der Tod, das war für ihn, so entsetzlich geistig und körperlich gefoltert zu werden. Er ist eine Hülle seines früheren Selbst, und es ist verheerend für Geng He und ihre Familie. Sie will sich um ihn kümmern, und wir hoffen, dass es geschehen kann. Aber die chinesische Regierung dort macht nichts einfach.“
Folter macht sprachlos
„Folter macht sprachlos“, sagen Experten für Folteropfer. „Folterüberlebende brauchen einen geschützten Raum, in dem sie ihr Schweigen brechen und das Erlebte verarbeiten können. Und man darf nicht die seelischen Qualen und Ängste der Angehörigen vergessen, die jahrelang in Sorge und Ungewissheit lebten.“
Reporter ohne Grenzen stellte in einer Presseerklärung am 11. 8. fest: Nach unseren Quellen wird Gao trotz seiner Freilassung weiterhin genau beobachtet. Bevor er im Dezember 2011 erneut verurteilt wurde, wurde er nacheinander als vermisst gemeldet, unter Hausarrest gestellt und dann in fast völliger Isolation festgehalten.
„Während wir über Gaos Freilassung erleichtert sind, fordern wir die chinesischen Behörden auf, alle Überwachungsmaßnahmen aufzuheben, denen er ausgesetzt ist, sodass er sich voll und ganz frei fühlen kann“, sagte Benjamin Ismail, der Leiter der Asien-Pazifik-Abteilung von Reporter ohne Grenzen.
Gao Zhisheng hatte Bekanntheit erlangt, weil er auch Kleinbauern und religiöse Minderheiten verteidigte. 2005 entzogen ihm chinesische Behörden die Anwaltslizenz, nachdem er Chinas Führer öffentlich aufgefordert hatte, die Verfolgung der spirituellen Bewegung Falun Gong zu beenden.
Gaos Mahnung an die globalen "Freunde" und das chinesische Volk
Nach einer seiner Entführungen durch die Polizei hatte Gao noch einen Artikel veröffentlicht, in dem er ausführlich beschrieb, wie er von Sicherheitsbeamten gefoltert worden war.
Der Bericht endet folgendermaßen:
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte sagen, die einigen nicht gefallen werden. Ich möchte die sogenannten globalen „guten Freunde" und „guten Partner", wie die chinesische kommunistische Partei sie nennt, daran erinnern, dass die immer größer werdende Brutalität und Kälte der Partei gegenüber dem chinesischen Volk das direkte Resultat der Besänftigungspolitik sowohl von euch als auch von uns (unserem eigenen chinesischen Volk) ist.
Gao Zhisheng, geschrieben am 28. November 2007 in meinem belagerten Haus in Peking
Zur Veröffentlichung für die internationale Gesellschaft freigegeben am 9. Februar 2009
Lesen Sie den Bericht hier: Dunkle Nacht, dunkle Kapuze und Entführung durch eine dunkle Mafia in China
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