Bis zu 5 Jahre Haft angedroht: Erinnerung an das Massaker vom 4. Juni 1989 verboten

1989 kam es auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking zu einem Massaker. Das Militär fuhr mit Panzern in die Menge der Demonstranten. Gedenken an die Opfer lässt die Hongkonger Führung nicht zu.
Ein chinesischer Mann stellt sich auf dem Changan Blvd. am Tian'anmen, dem Platz des Himmlischen Friedens, einem Konvoi von Panzern entgegen.
Ein chinesischer Mann stellt sich auf dem Changan Blvd. am Tian'anmen, dem Platz des Himmlischen Friedens, am 3. oder 4. Juni 1989 einem Konvoi von Panzern entgegen.Foto: Jeff Widener/AP/dpa
Epoch Times4. Juni 2022

Mit einem großen Aufgebot hat die Polizei in Hongkong am Samstag jegliches öffentliche Gedenken an das Tiananmen-Massaker unterbunden. Zahlreiche Menschen wurden angehalten und durchsucht, mindestens zwei Menschen wurden festgenommen, weil sie trotz des Verbots öffentlicher Mahnwachen an das Blutbad in Peking vor 33 Jahren erinnern wollten.

Die chinesische Armee hatte am 4. Juni 1989 Studentenproteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz niedergeschlagen. Nach wochenlangen friedlichen Protesten für einen politischen Wandel und Maßnahmen gegen staatliche Korruption gingen Soldaten und Panzer gewaltsam gegen die Demonstranten vor. Wie viele Menschen dabei getötet wurden, ist bis heute unklar. Amnesty International spricht von mehreren Hundert bis mehreren Tausend Opfern, BBC berichtete von über 10.000 Toten.

Die kommunistische Führung in Peking unternimmt größte Anstrengungen, um das Massaker aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen. In Geschichtsbüchern finden sich keine Informationen, Hinweise darauf werden aus dem chinesischen Internet und von Online-Plattformen gelöscht. Diskussionen über die Geschehnisse sind praktisch verboten. Die Militäraktion ist in China ein politisches Tabu-Thema. Gedenken zum Jahrestag sind untersagt.

Bis zu 5 Jahre Haft angedroht

Wie in den beiden Vorjahren wurde eine Kerzen-Mahnwache am Jahrestag der blutigen Niederschlagung am 4. Juni 1989 untersagt. Polizisten patrouillierten am Samstag rund um den Hongkonger Victoria-Park und riegelten ihn ab.

Am Freitag warnten die Hongkonger Behörden, bei Teilnahme an einer „nicht genehmigten Versammlung“ drohten bis zu fünf Jahre Haft. Große Teile des Victoria Parks wurden geschlossen.

Rund um den Park herrschte am Samstag ein massives Polizeiaufgebot, viele Menschen wurden von Beamten angehalten und durchsucht. Ein Mann in schwarzem T-Shirt und mit weißer Chrysantheme – beides Zeichen der Trauer –, sagte anschließend vor Journalisten, die Polizei habe ihn „gewarnt, nichts zu tun, um Leute zu einer Versammlung zu animieren“.

Die Sonderverwaltungsregion war lange der einzige Ort in China, an dem den Opfern des Tiananmen-Massakers gedacht werden durfte. Zehntausende Menschen beteiligten sich in der Regel an der großen Kerzenandacht im Victoria-Park.

Der 4. Juni ist nicht vergessen

Im Gegensatz zu China gedachte das demokratische Taiwan den Opfern. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen beklagte am Samstag das Fehlen einer offiziellen Mahnwache in Hongkong. Erinnerungen an die Niederschlagung würden dem kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft systematisch entzogen, schrieb sie auf Facebook.

Die USA kritisierten China wegen des Verbots von Gedenkveranstaltungen in Hongkong. „Heute hallt der Kampf für Demokratie und Freiheit in Hongkong weiter, wo die jährliche Mahnwache zum Gedenken an das Tiananmen-Massaker von der Volksrepublik China und den Hongkonger Behörden verboten wurde, um die Erinnerungen an diesen Tag auszulöschen“, erklärte US-Außenminister Antony Blinken.

„Wir werden den 4. Juni nicht vergessen – für das chinesische Volk und für alle, die sich weiterhin gegen Ungerechtigkeit und für Freiheit einsetzen“, bekräftigte Blinken. (dpa/red)



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