Freibadräumung in Kehl: Aggressive Jugendgruppen aus Frankreich – Stadt sagt „Klientel“, Polizei sagt „Nafris“
Nachdem das Freibad in Kehl in West-Baden-Württemberg vorige Woche erst geräumt werden musste, weil Jugendliche aus Straßburg/Frankreich dort randaliert hatten, kam es nun erneut zu Tumulten in einem Freibad, diesmal im Kehler Stadtteil Auenheim (2.500 Einwohner).
Nach Angaben der „Stuttgarter Nachrichten“ sei es schon das dritte Mal im Juni in Kehler Freibädern zu „Konflikten mit Jugendlichen vor allem aus dem benachbarten Elsass“ gekommen. Die Polizei musste jeweils einschreiten.
Anfang Juni gab es Streit zwischen 200 jungen Männern, der zu eskalieren drohte, am 19. Juni erzwangen rund 300 Personen den Eingang in das wegen Überfüllung gesperrte Bad, wobei Zeugen aussagten, dass draußen wartende Jugendliche absichtlich weitere Jugendliche per Handy herbeiriefen.
Freibad geräumt
Am vergangenen Mittwoch, 26. Juni, sollen dann 40 bis 50 Jugendliche in Auenheim den gesperrten Sprungturm gestürmt haben. Sie sprangen von allen Seiten her ins Becken. Anweisungen des Badepersonals wurden ignoriert. Das Freibad mit 3.000 Badegästen wurde daraufhin gegen 18.30 Uhr mithilfe der Polizei geräumt. Alle mussten nach Hause gehen.
Am Sonntag, 30. Juni, waren die beiden Kehler Freibäder schon nachmittags randvoll. Keine weiteren Badegäste wurden zugelassen. In Kehl selbst kam es zu aggressiven Ausschreitungen.
Im Kehler Freibad wurde das Nichtschwimmerbecken von jungen Männern regelrecht belagert, sie hielten sich sowohl im Schwimmbecken selber als auch am Beckenrand auf. Ein kleines Mädchen wurde von Mitgliedern der Gruppe herumgeworfen – als der Vater des Kindes einschritt, wurde er geschlagen.“
Das Nichtschwimmerbecken musste vom Security-Team geräumt werden. Die jungen Männer zogen sich allerdings nicht zurück, so die Angaben, sondern warteten im Bereich des Schwimmerbeckens ab. Als dann noch ein Mädchen kurzfristig vermisst wurde, habe Feuerwehrkommandant Viktor Liehr in Vertretung der Ortspolizeibehörde die Räumung des Freibades angeordnet.
Als Polizei und Security-Dienst begannen, die Vorgaben umzusetzen, begann eine Gruppe Jugendlicher damit, Mülleimer ins Wasser zu werfen und Security-Mitarbeiter mit Pfefferspray zu attackieren.
Das „Klientel“: Aggressive Gäste aus Frankreich
Eine Sprecherin der Stadt Kehl erklärte dazu, dass es schon seit etwa 20 Jahren zu Problemen mit „Gruppen unangepasster Jugendlicher“ komme. Sie spricht von Autoritätsproblemen und erhöhtem Aggressionspotenzial und niedriger Frustrationstoleranz. Zuletzt seien bei den Eingangskontrollen auch Messer und Teleskopschlagstöcke gefunden worden. 70 bis 80 Prozent der Badegäste in Kehl kommen aus Frankreich, die allermeisten würden sich tadellos verhalten so die Sprecherin Annette Lipowsky.
Zu den aktuellen Fällen befragte der „Schwarzwälder Bote“ die Pressestelle der Stadt Kehl und erhielt die Information, dass es sich um ein bestimmtes „Klientel“ handele, welches in den Freibädern für Unruhe sorge. Auch der Freibadchef von Kehl-Auenheim, Florian König, sprach von einem „Klientel“. Auf weitere Nachfrage erklärte König, dass die Polizei sie „Nafris“ nenne. Das Problem mit den jungen Männern mit nordafrikanischen Wurzeln aus Frankreich ist bekannt. Doch in diesem Jahr habe sich das „extrem verschlimmert“, so König. Dieses „Klientel“ trage meist lange Badehosen und weigere sich erlaubte Badebekleidung zu kaufen.
Zudem gibt es oft Vorkommnisse, dass mit langen Badehosen oder langen Shorts ins Wasser gesprungen wird, Unterhosen darunter inklusive. Deshalb wurden ab vergangenen Donnerstag, also einen Tag nach den erneuten Randalen, Personen mit langen Badehosen am Eingang in Auenheim abgewiesen, wenn sie keine Alternativen vorzuweisen hatten. Rund zehn Prozent der Besucher würden laut König so abgewiesen. Der Nebeneffekt: ein deutlich höherer Frauenanteil im Bad.
Die Stadt Kehl plant nun die Badeordnung mit der in Straßburg zu synchronisieren. In Großraum der französischen Stadt gebe es für 500.000 Einwohner nur ein Freibad, so Stadtsprecherin Lipowsky. Auch sei die Badeordnung im Nachbarland strenger.
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