Revierkämpfe in Berlin: Massenschlägereien zwischen Tschetschenen und Clan-Arabern
Der Kampf über die Herrschaft im Berliner Drogengeschäft geht in die nächste Runde. Nach Massenschlägereien am Wochenende zwischen "Männergruppen" wurde laut Medienangaben ein islamischer Friedensrichter kontaktiert. Die Abteilung Organisierte Kriminalität des Landeskriminalamtes ermittelt zu den Vorfällen.

Wolken hängen am Abend über der Berliner-City mit dem Fernsehturm, aufgenommen von der Panorama-Terrasse des Park Inn Hotel.
Foto: Paul Zinken/dpa/dpa
Die Polizei Berlin meldete am vergangenen Wochenende mehrere Auseinandersetzungen zwischen „Männergruppen“ in Neukölln und Gesundbrunnen (Mitte).
Wie die „Berliner Zeitung“ nun berichtet, soll es sich bei den Massenschlägereien mit mehreren Verletzten vermutlich um Revierkämpfe unter kriminellen Gruppen aus dem Berliner Drogenmilieu gehandelt haben. Konkret um Kämpfe zwischen Tschetschenen und Araber-Clans.
Massenschlägerei mit Möbeln und Shishas vor einem Spätkauf
Angefangen hatten die Kämpfe am Wochenende offenbar mit einer Auseinandersetzung vor einem Spätkauf an der Wildenbruchstraße in Neukölln. Tschetschenische Schläger hätten dort Mitglieder eines arabischen Clans angegriffen und ihnen laut Insider-Informationen Drogen abgenommen haben, schreibt das Blatt.
Nach Angaben der Polizei begann der Streit gegen 18:45 Uhr, während sich die Anzahl der sich beteiligenden Personen rasch vergrößerte. Im Polizeibericht heißt es:
„Zeugen berichteten von bis zu 30 Personen, die mit Messern, Einrichtungsgegenständen und Wasserpfeifen aufeinander losgingen.“
Anschließend flüchteten alle Beteiligten in Richtung Sonnenallee und Laubestraße. Der alarmierten Polizei gelang es noch, sechs flüchtende Tatverdächtige im Alter von 17 bis 31 Jahren zu stellen und festzunehmen. Der 31-Jährige war am Kopf verletzt, verzichtete jedoch auf eine ärztliche Behandlung. Nach den polizeilichen Maßnahmen wurden die Verdächtigen wieder laufen gelassen.
Bei den Männern soll es sich laut Polizei um russische Staatsbürger gehandelt haben, schreibt die „Berliner Zeitung“. In der Szene habe es geheißen, dass sie aus Tschetschenien seien.
Am Tatort blieben zudem drei Verletzte (46, 36, 16) zurück, die mit teils „schweren Kopf- und Schnittverletzungen“ in die umliegenden Krankenhäuser gebracht wurden.
Erneutes Aufeinandertreffen?
Nur einige Stunden später an diesem Abend kam es zu einer weiteren Massenschlägerei zwischen zwei Personengruppen: „Ob es Zusammenhänge zwischen den Auseinandersetzungen gibt, ist Bestandteil der Ermittlungen“, hieß es vonseiten der Polizei Berlin.
Gegen 22 Uhr gerieten rund 15 Personen am Hanne-Sobek-Platz vor dem Gesundbrunnen-Center in Streit. Zunächst unterhielten sich nach Zeugenangaben fünf Personen, teils in einem Porsche sitzend, bei offenstehenden Türen. Plötzlich seien drei Fahrzeuge vor Ort angekommen und mindestens zehn Personen seien ausgestiegen. Die Polizei Berlin schreibt:
„Im Laufe der dann folgenden Auseinandersetzung sollen die hinzugekommenen Männer mit Messern und unbekannt gebliebenen Schlagwerkzeugen vorgegangen und anschließen unerkannt entkommen sein.“
Zurück blieb die angegriffene Gruppe mit „Platzwunden an den Köpfen“. Eine Person hatte einen Stich in den unteren Rückenbereich abbekommen. Einige der Personen mussten ambulant behandelt werden.
Eskaliert nun ein Bandenkrieg?
Nach Angaben der „Berliner Zeitung“ sollen Angehörige eines bestimmten arabischstämmigen Clans aus Berlin involviert gewesen sein. So wurden im ersten Fall die Araber in angegriffen und im zweiten Fall in einer Racheaktion die Tschetschenen – mit Messern und Baseballschlägern, heißt es.
Wie die „Berliner Zeitung“ unter Berufung auf einen Szenekenner schreibt, soll es sich bei den attackierten Tschetschenen nicht um die Angreifer vom Spätkauf gehandelt haben: „Die haben sich einfach wahllos irgendwelche Tschetschenen ausgesucht“, soll der Insider gesagt haben.
Dem Bericht nach hätten sich noch am Sonntagabend 25 Tschetschenen in einer Moschee in Berlin-Wedding getroffen, um über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Am Montag wurden sie bei einem Geschäftsmann in Neukölln gesehen, der als sogenannter Friedensrichter zwischen verfeindeten Gruppen und Clans vermittelt. Die Tschetschenen hätten Sühne für den Angriff am Gesundbrunnen gefordert.
Zudem habe mittlerweile das zuständige Fachkommissariat für Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt die Ermittlungen zu Vorfällen übernommen. (sm)
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