Solingen-Anschlag: Terrorismus nicht ausgeschlossen – Bundesanwaltschaft vor Ort

Eine Pressekonferenz in den Räumen des Polizeipräsidiums Wuppertal gibt weitere Einblicke in den Messeranschlag beim „Festival der Vielfalt“ in Solingen.
Titelbild
Polizeibeamte in voller Montur patrouillieren durch die menschenleeren Straßen des Zentrums von Solingen am 24. August 2024.Foto: ROBERTO PFEIL/afp/AFP via Getty Images
Von 24. August 2024

„Gestern Abend hat ein bis dahin fröhliches und friedliches Fest, der 650. Stadtgeburtstag der Stadt Solingen, ein abruptes Ende genommen“, erklärte der für Solingen zuständige Wuppertaler Polizeipräsident Markus Röhrl zu Beginn einer Pressekonferenz der Polizei am Samstag, 24. August, in den Räumlichkeiten des Polizeipräsidiums Wuppertal. „Durch eine brutale Messerattacke wurden fröhlich feiernde Menschen aus dem Leben gerissen, viele weitere wurden teils schwer verletzt.“ Röhrls Angaben nach leitet das Polizeipräsidium Düsseldorf mit Unterstützung des Polizeipräsidiums Wuppertal die Ermittlungen.

Generalstaatsanwaltschaft: Terrorismus nicht ausgeschlossen

Der leitende Oberstaatsanwalt von Düsseldorf, Markus Caspers, erklärte, dass die Ermittlungen derzeit gegen Unbekannt geführt werde. Es bestehe der „Verdacht des Mordes in drei Fällen und versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in acht Fällen“. Über die Motive des Täters gebe es noch keine Erkenntnisse. „Wir gehen aber nach den Gesamtumständen davon aus, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden kann“, so der Leiter der Terrorismusverfolgung bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf.

Laut Caspers gehe man derzeit von einer möglichen terroristischen Tat aufgrund der Gesamtumstände aus: Es sei derzeit kein anderes Motiv ersichtlich und die Opfer hätten untereinander in keinerlei Beziehung gestanden.

Caspers erklärte noch, dass der Generalbundesanwalt am Samstag bereits zwei Vertreter vor Ort entsandt habe. Bei einer Verdichtung der Hinweise auf eine terroristische Tat, käme eine Übernahme der Ermittlungen durch den Generalbundesanwalt in Betracht, so Caspers.

Gezielte Halsangriffe: 3 Tote und 8 Verletzte

Anschließend gab Polizeidirektor Thorsten Fleiß, Einsatzführer am Abend der Tat, den Stand der Ermittlungen wider: Am Freitagabend gegen 21.37 Uhr gingen mehrere Notrufe bei der Polizeileitstelle in Wuppertal ein. Es wurde berichtet, dass auf dem „Festival der Vielfalt“ in Solingen an einer Bühne eine Person gezielt auf dort feiernde Menschen eingestochen habe: „Nach aktuellem Stand und Auswertung erster Bildmaterialien gehen wir davon aus, dass es ein sehr gezielter Angriff auf den Hals war.“

Über die Opfer des Anschlags sagte Fleiß, dass es sich dabei um zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren handelt und um eine 56-jährige Frau. Weitere acht Menschen wurden bei der Tat verletzt, vier davon schwer. Alle Verletzten befinden sich demnach in Behandlung. Weiterhin verwies der Polizeidirektor auf zahlreiche Menschen des Festivals, die „psychische Belastungen“ davongetragen hätten.

Wer ist der Täter – und wo ist er?

Laut Fleiß laufen derzeit auf der Suche nach dem Täter umfangreiche Durchsuchungs- und Ermittlungsmaßnahmen in NRW und im gesamten Bundesgebiet.

Justizvertreter Caspers erklärte, dass zwei Zeuginnen kurz vor der Tat ein Gespräch zwischen einer unbekannten Person und einem 15-Jährigen mitbekommen hätten, in dem es um Absichten gegangen sei, „die zur Tatausführung passen würden“.

Allerdings waren die beiden Zeuginnen nicht Augenzeugen der Tat, weshalb man nicht sagen könne, ob der Gesprächspartner des 15-Jährigen der Täter gewesen sei oder nicht. Der 15-Jährige sei festgenommen worden, wegen des möglichen Nichtanzeigens einer Straftat. Weitere Angaben könne man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen. Polizeidirektor Fleiß verwies noch auf die Auswertung der Daten aus dem Hinweisportal und sagte, dass man derzeit noch kein konkretes Täterbild angeben könne.

Ein Journalist wollte dies nicht glauben: Bei über 30 Tatzeugen, zwei oder drei Männern, die den Täter kurz verfolgt hätten, einem Mann, der kurzzeitig mit ihm gekämpft habe … da müsse es doch eine Grundbeschreibung des Täters geben, so der Journalist. Er fragt: „Warum sind Sie so restriktiv mit der Beschreibung des Täters?“

Hier springt Polizeisprecher Fiebig dem um sich blickenden Polizeidirektor Fleiß zur Seite und erklärt: „Die wichtige Aufgabe der Ermittler ist es, die sich teils unterscheidenden Beschreibungen übereinanderzulegen, um eine Kernbeschreibung des Flüchtigen herauszukristallisieren.“ Mit einem kurzen Seitenblick auf die Kollegen sagte der Kriminalhauptkommissar: „So weit sind wir anscheinend noch nicht.“ Eine Nachfrage einer Journalistin zu Gerüchten von Durchsuchungen in Moscheen wurden diese weder dementiert noch bestätigt.

In dem Bericht der Polizei Solingen zu der Tat, aus der die „Welt am Sonntag“ in ihrer morgigen Ausgabe zitieren wird, steht wörtlich: „Von einem bei der Tat verletzten Zeugen wurde angegeben, dass man den unbekannten Tatverdächtigen `aus Solingen kenne` und dieser auch Besucher einer örtlichen Moschee sei. Ein Zeuge berichtete, dass der Tatverdächtige bei seinen Tathandlungen `Allahu Akbar` gerufen habe.“

Polizei auf Festlichkeiten sensibilisiert

Die Polizei geht den Angaben nach von derzeit einem Täter aus, ermittle jedoch in alle Richtungen, so Fleiß. Am frühen Samstagmorgen wurde ein 15-Jähriger festgenommen. „Aktuell wird er im Zusammenhang mit der Tat geprüft“, erklärte der Leiter der Polizeiinspektion Düsseldorf. Weitere Angaben zu dem Verdächtigen wurden nicht gemacht. Derzeit versuche man aus der aktuellen Spurenlage und den vorhandenen Zeugenaussagen ein Gesamtbild zu generieren. Eine Bitte an die Bevölkerung erging: Alle Hinweise sollen an die Polizei weitergegeben werden – möglichst über das Hinweisportal der Polizei. An Spekulationen solle man sich hingegen nicht beteiligen.

Zur Sicherheitslage sagte Fleiß, dass die Polizei ihre Präsenz auf den Straßen nochmals verstärkt habe. Alle Kollegen seien sensibilisiert und würden insbesondere auf aktuell stattfindenden Festlichkeiten auf entsprechende Auffälligkeiten achten.



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