«Oberhessische Presse» (Marburg) für Dienstpflicht

n Wollen wir wirklich zurück zu einem bevormundenden Staat, der Menschen nicht als Bürger, sondern wie Untertanen behandelt? Das wäre nämlich die Konsequenz. Wer einen Pflichtdienst will, verfügt über die Lebenszeit junger erwachsener Bürger. Der Staat greift massiv in ihre Freiheit ein. Wer das tun will, braucht zwingende Gründe. Das war aus Sicht der meisten Politiker in der jungen Bundesrepublik der Kalte Krieg. Seit der Wiedervereinigung hat dieses Argument an Kraft verloren – trotz neuer Spannungen mit Russland. Die Wehrpflicht ist deshalb zu Recht abgeschafft worden. Der Personalmangel in der Pflege und bei der Bundeswehr ist kein solch zwingender Grund. Die Lücken in diesen Berufen können – auch mit Blick auf die Qualität – nur durch bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen geschlossen werden, nicht durch Zwangsdienste. Wo sollte das sonst enden? Es gibt auch zu wenige Lokführer und Facharbeiter. Wollen wir auch in diesen Berufen Dienstpflichtige einsetzen? n