Chronische Überbelegung: Regierung meldet 129 Tote bei versuchtem Gefängnisausbruch im Kongo

Massenpanik, Schüsse und Feuer im Verwaltungsgebäude: Im größten Gefängnis des Kongo, dem Makala-Gefängnis, kam es zu Unruhen. Das Gefängnis ist für 1.500 Menschen ausgelegt, derzeit sitzen über 12.000 Personen ein.
Titelbild
Polizisten im Kongo – im Bild ein Einsatz während einer Demonstration der Opposition in Kinshasa. Diese hatte wegen Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen am 27. Dezember 2023 zu Kundgebungen aufgerufen.Foto: John Wessels/AFP via Getty Images
Epoch Times3. September 2024

Bei einem versuchten Gefängnisausbruch in der Demokratischen Republik Kongo gab es nach Regierungsangaben mindestens 129 Tote.

Die Regierung äußerte sich nicht dazu, wie viele Häftlinge an dem Gefängnisausbruch beteiligt waren oder ob einigen die Flucht gelang. Ein Sprecher erklärte die Lage bereits am Montag für „unter Kontrolle“.

Mindestens 59 weitere Menschen wurden bei dem Vorfall in der Hauptstadt Kinshasa verletzt, wie Innenminister Jacquemain Shabani am Dienstag berichtete. Mehrere der Opfer seien tot getrampelt worden oder erstickt, 24 Menschen seien erschossen worden, als sie versuchten zu fliehen.

Nach Angaben von Innenminister Shabani sei die Opferzahl vorläufig. Die Untersuchungen würden fortgeführt. Auch der entstandene Sachschaden sei erheblich, sagte der Innenminister. Sicherheitskräfte hielten am Dienstag eine Krisensitzung ab, um weitere Maßnahmen zu besprechen.

Massenpanik in überfülltem Gefängnis

Der Vorfall ereignete sich am frühen Montag, wobei die meisten Todesopfer durch eine Massenpanik verursacht wurden. In dem Gefängnis, das für 1.500 Gefangene ausgelegt ist, sind derzeit über 12.000 Insassen untergebracht, von denen viele auf ihren Prozess warten.

Bei dem Ausbruchsversuch brach auch ein Feuer im Verwaltungsgebäude des Gefängnisses, in den Lebensmittellagern und im Krankenhaus aus, was zu weiterem Chaos und Verletzungen führte.

Nach Angaben von Innenminister Shabani Lukoo ist die Situation inzwischen unter Kontrolle, und er erklärte, dass die Ermittlungen zur Identifizierung der für den Vorfall Verantwortlichen noch andauern.

Gefängnissystem chronisch überbelegt

Das Makala-Gefängnis ist das größte des Landes. Es hat eine lange Geschichte von Gefängnisausbrüchen, darunter ein bedeutender Ausbruch im Jahr 2017, als eine religiöse Sekte die Einrichtung angriff und Dutzende von Insassen befreite.

Der jüngste Vorfall hat Diskussionen darüber ausgelöst, wie die starke Überbelegung des Gefängnissystems angegangen werden kann, wobei Pläne zum Bau einer neuen Einrichtung in Betracht gezogen werden.

In vier der wichtigsten zentralen Gefängnisse des Landes, darunter die Gefängnisse in Kinshasa, Goma, Matadi und Mbuji-Mayi, liegt die durchschnittliche Überbelegungsrate bei etwa 720 Prozent. Diese systembedingte Überbelegung ist unter anderem auf Faktoren wie die übermäßige Anwendung der Sicherungsverwahrung, langsame Gerichtsverfahren und administrative Hürden zurückzuführen.

Gerichtsverfahren sind bemerkenswert langsam, so dass Inhaftierte oft Monate oder sogar Jahre in Untersuchungshaft verbringen, ohne einen Richter zu sehen. Die Staatsanwaltschaft soll Fälle innerhalb von 115 Tagen untersuchen, diese Frist wird häufig nicht eingehalten. Viele Inhaftierte haben keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand oder zu Familienangehörigen, die ihre Fälle weiterverfolgen können, was zu langen Haftzeiten ohne Gerichtsverfahren führt. (afp/red)



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