Fliegende Taxis: Indonesiens neue Hauptstadt hebt ab

Indonesien baut gerade eine neue Hauptstadt auf Borneo, die langsam Form annimmt. Nusantara soll eine futuristische Smart City werden – samt fliegender Taxis. Jetzt gab es erste Tests.
Die ultramodernen Fluggeräte können senkrecht starten.
Die ultramodernen Fluggeräte können senkrecht starten.Foto: Nusantara Capital Authority/dpa
Epoch Times1. August 2024

Indonesien will mit seiner neuen Hauptstadt Nusantara hoch hinaus – und das sprichwörtlich. Was fast überall auf der Welt noch wie eine Utopie aus einem Science-Fiction-Film erscheint, wird auf Borneo gerade Wirklichkeit: Fliegende Autos sollen dort die Lüfte erobern und das Transportsystem revolutionieren.

Ein erster unbemannter Testflug am Flughafen von Samarinda auf der Insel Borneo, etwa 100 Kilometer von Nusantara, endete dieser Tage jedenfalls erfolgreich.

Der Prototyp schwebte zehn Minuten lang in einer Höhe von 50 Metern durch die Lüfte und war dabei mit etwa 50 Kilometern pro Stunde unterwegs. Die fliegenden Taxis sind mit Elektroantrieb und mehreren Rotoren ausgestattet und können senkrecht starten und landen.

Lange Start- und Landebahnen seien somit nicht nötig, sagten mit dem Projekt vertraute Beamte. Auch sind demnach die ultramodernen Fluggeräte leiser als Hubschrauber und verringern so die Lärmbelästigung in städtischen Gebieten.

Fliegen ohne Piloten

Zwei Modelle sollen in Zukunft die Lüfte von Nusantara erobern: Größere Taxis, die neben einem Piloten bis zu vier Passagiere und ihr Gepäck befördern können, sowie kleinere Cargo-Flieger für bis zu 100 Kilo Frachtgüter. Beide Modelle können autonom ohne Piloten fliegen.

Entwickelt wurden die Prototypen von der südkoreanischen Hyundai Motor Group (HMG) zusammen mit dem Korea Aerospace Research Institute.

„Indonesiens einzigartige Geografie und schnelle Urbanisierung machen das Land zu einem idealen Testgelände für urbane Luftmobilitätslösungen“, sagte Cheol-ung Kim, ein leitender HMG-Mitarbeiter. Das Unternehmen arbeite eng mit der indonesischen Regierung und Industrie zusammen, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Hauptstadt als grüne Smart City

Derzeit befindet sich die Technologie zwar noch in einem frühen Stadium, aber die indonesische Regierung ist optimistisch, dass sie das künftige Transportwesen in dem südostasiatischen Inselstaat grundlegend verändern wird. Nusantara in der Provinz Ost-Kalimantan wird als nachhaltige Smart City gebaut – und die fliegenden Taxis gelten als wichtiger Bestandteil dieses Konzepts.

Dieses am 11. Juli 2024 aufgenommene Luftbild zeigt den künftigen Präsidentenpalast in der neuen Hauptstadt Nusantara in Penajam Paser Utara, Ostkalimantan. Die neue Stadt soll am 17. August, dem indonesischen Unabhängigkeitstag, ihren Betrieb als neues politisches Zentrum des Landes aufnehmen. Foto: STR/AFP via Getty Images

„Nusantara ist als lebendiges Labor für Innovationen konzipiert, und dieser erfolgreiche Testflug ist ein Beweis dafür, dass wir uns dabei ultramodernen Technologien wie urbaner Luftmobilität verpflichtet haben“, sagte Muhammad Ali Berawi, der bei der Hauptstadtbehörde von Nusantara für grüne und digitale Transformation mitverantwortlich ist. Der Testflug sei ein „bedeutender Meilenstein“ gewesen.

Er wurde just an dem Tag durchgeführt, an dem Noch-Präsident Joko Widodo erstmals nicht in Jakarta, sondern in einem Büro im neuen Präsidentenpalast von Nusantara arbeitete. Erst kürzlich hatte der beliebte Politiker erklärt, dass die erste Bauphase bereits zu 80 Prozent abgeschlossen sei.

Natur mit High-Tech

Jokowi, wie der Regierungschef in seiner Heimat genannt wird, hatte den Umzug nach Nusantara 2019 angekündigt. Grund ist vor allem, dass weite Teile der bisherigen Hauptstadt Jakarta auf Java unter dem Meeresspiegel liegen. Hinzu kommen Verkehrschaos und Smog in der Mega-Metropole mit elf Millionen Einwohnern (und sogar fast 34 Millionen in der Metropolregion).

Die Arbeiten begannen 2022. Nusantara ist als urbanes Utopia geplant, in dem sich Grünflächen und Natur mit Hightech paaren. So sollen nur Elektro-Fahrzeuge erlaubt sein, die gesamte Energie soll aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden.

Dieses Bild vom 12. Juli 2024 zeigt einen Teil der im Bau befindlichen neuen Mautstraße, die die künftige Hauptstadt Nusantara und die Hafenstadt Balikpapan in Balikpapan, Ost-Kalimantan, verbindet. Foto: Yasuyoshi Chiba/AFP via Getty Images

Die neue Hauptstadt ist das Vermächtnis Jokowis, der die Geschicke der aufstrebenden Regionalmacht seit 2014 lenkt. Nach zwei Amtszeiten muss er im Oktober abtreten und wird vom derzeitigen Verteidigungsminister Prabowo Subianto abgelöst, der die Wahl im Februar gewonnen hatte.

Bis 2045 sollen etwa 1,9 Millionen Bürger in Nusantara auf einer Fläche von 260.000 Hektar wohnen. (Berlin zum Vergleich: 89.100 Hektar). Dann könnten fliegende Taxis bereits zum Alltagsbild gehören.

Einweihung am Unabhängigkeitstag

Bereits jetzt funktionierten die Wasser- und Stromversorgung sowie die Internetverbindungen gut, lobte Jokowi nach seinem ersten Arbeitstag im neuen Büro. Tausende Arbeiter sind derweil damit beschäftigt, die notwendige Infrastruktur aus dem Boden zu stampfen, darunter Krankenhäuser, den Flughafen, Wohnungen für Beamte und Schulen.

Erstmals sollen nun am Unabhängigkeitstag, der am 17. August begangen wird, Feierlichkeiten nicht nur in Jakarta, sondern auch in Nusantara stattfinden. An diesem Tag soll die neue Hauptstadt auch offiziell eingeweiht werden. Damit wird ein neues Kapitel in der Geschichte des größten Inselstaates der Welt eingeläutet.

Aber es gibt auch Kritiker. Berichten zufolge wurde vielen Anwohnern auf Borneo ihr Land genommen, ohne sie dafür angemessen zu entschädigen. Umweltschützer warnen zudem vor den Folgen der massenhaften Migration für die einzigartige Flora und Fauna in den Dschungeln von Ost-Kalimantan, wo unter anderem einige der letzten Orang-Utans leben. (dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion